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Deutscher Verkehrsplanungspreis 2024 geht an Bielefeld und Konstanz

10.10.2024, 18:30 Uhr

Offenburg, Hennef und die Initiative Radentscheid Frankfurt erhalten Anerkennungen

Am Donnerstagnachmittag, 10. Oktober, wurde in Frankfurt am Main der Deutsche Verkehrsplanungspreis 2024 verliehen – er stand dieses Jahr unter dem Motto „Lebenswerte Straßenräume durch angepasste Geschwindigkeiten“. Sieger sind die Städte Bielefeld und Konstanz, Anerkennungen gehen an die Städte Offenburg und Hennef und an die Bürgerinitiative Radentscheid Frankfurt. Der Preis wird seit 2010 alle zwei Jahre von der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) und dem ökologischen Verkehrsclub VCD ausgelobt. Gastgeberin war in diesem Jahr die Stadt Frankfurt. Unterstützt wird er vom Deutschen Städtetag. Dieses Jahr wird er zum achten Mal verliehen.

Während einer feierlichen Preisverleihung im Haus am Dom erhielten am 10. Oktober die Städte Bielefeld und Konstanz den Deutschen Verkehrsplanungspreis, verliehen von der SRL und dem  VCD. „Beide Städte befinden sich mit ihren Herzen, den Altstädten, in einer Transformation. Bielefeld vernetzt intelligent die Themen Stadtplanung, Verkehrsplanung und Klimaanapassung mit dem Ziel, die Aufenthaltsqualität der Straßenräume und öffentlichen Plätze zu verbessern“, lobte die Juryvorsitzende Katalin Saary, Vorstandsmitglied der SRL.

Jurymitglied Thomas Mager vom VCD-Bundesvorstand betonte die Stärken des Konstanzer Beitrags: Sie lägen in der Verbindung von mehreren städtebaulichen Maßnahmen, kombiniert mit der flächendeckenden Einführung von Tempo 30. „Vorbildlich ist der übergreifende Ansatz“, sagte Mager. „Konstanz schlägt die Brücke zur Schweizer Nachbarstadt Kreuzlingen und denkt langfristig. Der ruhende Verkehr soll weniger und der fließende langsamer werden. Am Ende könnte eine weitgehend autofreie Innenstadt stehen.“ Beide Konzepte fanden eine politische Mehrheit und sind bereits in der Umsetzung.

Nicht minder intelligent fand die Jury die Beiträge aus Offenburg, Hennef und Frankfurt am Main, weshalb diese Einsendungen mit einer Anerkennung prämiert wurden. „Alle drei Beiträge zeigen, wie gut es Maßnahmen tun kann, wenn Bürgerinnen und Bürger an ihrer Gestaltung beteiligt sind“, hebt Saary hervor. Das Besondere am Beitrag der Bürgerinitiative „Radentscheid Frankfurt/M.“ ist die bürgerschaftliche Entwicklung eines verkehrlichen Standards zur Verbesserung des Angebots für Fahrradfahrende in Frankfurt. Die Stadt Frankfurt orientierte sich an diesen Gestaltungsstandards, den städtischen Ämtern dienten sie in den vergangenen Jahren als bedeutender Impulsgeber beim Radwegeausbau, etwa bei der konsequenten Gestaltung von Fahrradstraßen.

Der Beitrag der Stadt Hennef hat während eines Verkehrsversuchs die Umgebung mehrerer Schulen zu einem Campus zusammengefasst. Die Maßnahme stellte sie in einen übergeordneten Kontext und verband Bürgerbeteiligung mit verkehrlichen und städtebaulich-freiraumplanerischen Verbesserungen.

Am Beitrag aus Offenburg würdigte die Jury schließlich die leicht nachvollziehbare und transparente Durchführung und Evaluation: Die Stadt führte Pop-Up-Verkehrsversuche zu Tempo-30-Zonen sowohl in der Innenstadt als auch in Ortsteilen durch. Damit schuf sie Akzeptanz für langsameres Fahren im Zentrum wie in den Vororten. Alle drei Beiträge sind innovativ und übertragbar auf andere Städte und Gemeinden.


Gastgeberin Frankfurt als verkehrsreiche, dynamisch wachsende Metropole im Herzen Deutschlands

Gastgeberin war in diesem Jahr die Stadt Frankfurt – und das nicht ohne Grund:  Obwohl die konstant wachsende Mainmetropole eine der am dichtesten besiedelten und verkehrsreichsten Städte Deutschlands ist, orientiert sich die Mobilitätsplanung der Stadt konsequent an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger – mit umfassendem Radwege- und ÖPNV-Ausbau, Maßnahmen für mehr Sicherheit auf den Schulwegen, eigener Fußverkehrsbeauftragten, Strategien für einen nachhaltigen Logistikverkehr sowie die intermodale und regionale Vernetzung.

„Wir freuen uns, in diesem Jahr Gastgeber für den Verkehrsplanungspreis zu sein. Unter den eingereichten Projekten befinden sich viele spannende Ansätze“, sagte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert. „Ich weiß, wie anspruchsvoll eine Verkehrsplanung ist, die die unterschiedlichen Anforderungen an Mobilität, alle wichtigen Nachhaltigkeitsaspekte und die individuellen städtebaulichen Besonderheiten eines Ortes berücksichtigt. Funktionierende Mobilität ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität in Städten.“

Zum Hintergrund

Mehr als 1000 Städte und Kommunen mit über 40 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern setzen sich bereits in der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene GeschwindigkeitenExternal Link“ ein, denn die bestehenden Gesetze erschweren es ihnen, Tempo 30 auszuweisen. Dabei belegen verschiedene Leuchtturmprojekte eindrücklich, dass mit geringeren Geschwindigkeiten die Lebensqualität für alle steigt. Und diese Bemühungen wollen VCD und SRL mit dem Verkehrsplanungspreis würdigen. Mit der Änderung der StVO im Sommer 2024 können nach jahrzehntelangem Tauziehen Städte und Gemeinden leichter Tempo 50 abschaffen und durch Tempo 30 ersetzen. Viele Städte haben bereits angekündigt, nun schnell neue Beschränkungen für Autofahrerinnen und Autofahrer einzuführen. Die am VPP 2024 beteiligten Gewinner-Städte setzen diese Maßstäbe bereits heute aktiv um.

Die Mitglieder der Jury:

  • Katalin Saary, Vorsitz, Büro Mobilitätslösung, SRL-Vorstand
  • Philine Gaffron, Agora Verkehrswende
  • Jakob Hebsaker, Landeshauptstadt Wiesbaden – Dezernat für Bauen und Verkehr
  • Burkhard Horn, Mobilität und Verkehr – Strategie und Planung
  • Thomas Kiel d’Aragon, Deutscher Städtetag
  • Thomas J. Mager, VCD-Bundesvorstand, ESWE Verkehr
  • Prof. Iris Mühlenbruch, Hochschule Bochum
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