„Demokratie geht verloren, wenn wir sie nicht schützen und verteidigen“
03.10.2024, 13:15 Uhr
Oberbürgermeister Josef begrüßt Gäste zum Tag der Deutschen Einheit in der Paulskirche
Am Tag der Deutschen Einheit hat die Stadt Frankfurt am Main zu einer
Feierstunde in die Paulskirche eingeladen.
An der Feier nahmen zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft teil.
Oberbürgermeister Mike Josef begrüßte die Anwesenden im Namen der Stadt. Er
erinnerte daran, dass der Mauerfall vor 35 Jahren das Ergebnis einer
friedlichen und erfolgreichen Revolution war. Der Fall der Mauer sei untrennbar
mit dem 3. Oktober 1990 verbunden, an dem der Einigungsvertag in Kraft getreten
ist.
„Demokratie, das haben schon die Abgeordneten der Paulskirche in einem bitteren
Kampf mit den alten Mächten lernen müssen, ist nicht gottgegeben. Sie geht
verloren, wenn man sie nicht mit Zehen und Klauen durchsetzt und verteidigt“,
mahnte Josef in seiner Rede an.
Die Weimarer Republik, die am 9. November 1918 ausgerufen wurde, sei daran
gescheitert, dass sie nicht entschlossen genug gegen totalitäre und
antisemitische Angriffe verteidigt wurde. „Unsere Demokratie ist nur so stark,
wie die Demokratinnen und Demokraten, wie wir alle gemeinsam für sie einstehen.
Für diesen Einsatz für unsere Demokratie haben wir Vorbilder. Menschen wie
unseren früheren Oberbürgermeister Ludwig Landmann. Am Ende hat ihn seine
Standhaftigkeit das Amt, seine Ehre, seine Pension und schließlich sein Leben
gekostet“, sagte Josef.
Von der Verantwortung unserer Demokratie gegenüber sprach auch
Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Rita Süßmuth in ihrem Festvortrag mit dem
Titel „Brücken bauen statt Mauern: 35 Jahre nach dem Fall der Mauer – ein Blick
zurück mit Verantwortung für morgen“. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion
mit Süßmuth und Hannes Kaulfersch, ehemaliger Stadtschulsprecher und Träger der
Bürgermedaille, statt. Moderiert wurde die Diskussion von Marion Kuchenny.
Oberbürgermeister Josef betonte, dass es „heute an uns ist, aus der
Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen. Es geht nicht nur darum, unsere
Demokratie abstrakt zu verteidigen, es geht darum sie mit Leben zu füllen. Es
geht darum, Aufzustehen und ‚nein‘ zu sagen, wenn wieder antisemitische und
rassistische Parolen geschrien werden!“
Frankfurt sei die Stadt im Herzen Europas – Internationalität und Vielfalt
seien fest in ihr verankert. Deshalb wüssten Frankfurterinnen und
Frankfurter, dass die deutsche Einheit ohne die vorausgegangene europäische
Einheit nicht denkbar sei. „Es geht darum, dass wir unsere nationale Einheit
als Auftrag verstehen, weiter an einem demokratischen und freien Europa zu
bauen. Europa ist im Kern kein bürokratisches Projekt, sondern ein
Freiheitsprojekt, das unseren gemeinsamen Frieden sichert. Verstehen wir unsere
nationale Einheit als Auftrag weiter für Europa zu kämpfen“, sagte der
Oberbürgermeister.
Nach der Feierstunde besuchte Josef gemeinsam mit den Gästen die
Bauzaunausstellung „Im Auftrag der Länder. Das Grundgesetz und die Gründung der
BRD“ sowie „Der Marktplatz: Die Bühne deiner Demokratie“.
Im Anschluss an die Feierlichkeiten begrüßte Oberbürgermeister Josef auf der
Römerberg-Bühne die Besucherinnen und Besucher des musikalischen Bürgerfestes
„Jazz zum Dritten“. Zudem wurde auch das sechsjährige Bestehen der Neuen
Altstadt gefeiert. „Wir sind hier auf dem Römerberg auch in unmittelbarer Nähe
zur Neuen Altstadt, die seit vergangenem Jahr auch Teil der jährlichen
Feierlichkeiten zum Dritten Oktober ist. Seit sechs Jahren haben wir mit der
Neuen Altstadt das Herz und den Mittelpunkt unserer Stadt zurückgewonnen. In
Anlehnung an die Verbindung von Ost und West, wachsen am 3. und 4. Oktober auch
‚Jazz zum Dritten‘ und das Altstadtjubiläum zusammen“, sagte Josef.