Da sein, wo die Menschen sind
07.11.2024, 12:27 Uhr
Mit einem stimmungsvollen Abend in der Paulskirche feierten 300 Gäste den Jahresabschluss des Pavillons der Demokratie
Ganz am Ende, nach Grußworten, Keynotes, Musik und zwei Talkrunden,
brachte Schülerin Talia Caliskan von der Liebigschule die Stimmung auf den
Punkt: „Wir sollten einfach fortfahren damit“, sagte sie auf die Frage von
Moderatorin Aisha Camara, wie es denn mit dem Pavillon der Demokratie 2025
weitergehen solle. Die Gäste in der Paulskirche applaudierten.
Mehr als 300 Menschen waren der Einladung von Bürgermeisterin Nargess
Eskandari-Grünberg zum Saison-Abschluss des neuen Projekts gefolgt. Die meisten
von ihnen hatten an den fünf Auftritten des Pavillons der Demokratie auf dem
Paulsplatz, in Bornheim, Rödelheim, Bockenheim und Höchst mitgearbeitet:
Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Vereine, Initiativen und Ortsbeiräte. Und
drei der Musikgruppen, die im Pavillon aufgetreten waren.
Eskandari-Grünberg, die das Projekt initiiert hat, zog ein positives Fazit des
ersten Jahres: „Alle gesellschaftlichen Gruppen waren beteiligt, wir hatten 36
Einzelveranstaltungen mit mehr als 80 Kooperationspartner:innen. Mit dem
Pavillon der Demokratie schreiben wir die Demokratie-Geschichte weiter, die wir
beim Paulskirchenjubiläum 2023 gestartet haben. Es geht darum, da zu sein, wo
die Menschen sind.“ Gerade nach der US-Wahl und dem Bruch der Ampel-Koalition
seien solche Programme enorm wichtig. Ihr Büro arbeite gerade am Konzept für
den Pavillon der Demokratie 2025.
Bertan Tufan, Lehrer an der Carlo-Mierrendorf-Schule in Preungesheim,
pflichtete bei: „Wir müssen Räume bieten für dialogische Formen, die sozialen
Medien wie Tiktok etwas entgegensetzen.“ Schülerin Amira Esposito aus
Langen, Trägerin des Beni-Bloch-Preises 2024, plädierte für „aktive Demokratiebildung“
in den Schulen. „Demokratie muss etwas sein, das wir täglich erleben, nicht nur
als theoretisches Wissen.“
Ein Filmteam aus ukrainischen Geflüchteten führte einen zehnminütigen Film vor,
der die Höhepunkte der vier Pavillon-Veranstaltungen zusammenfasst. Poetry
Slams zu den Themen Rassismus und Frauenrechte präsentierten Erine Nsila Landu
und Talia Caliskan, beide Elftklässlerinnen der Liebigschule.
In zwei Talkrunden bilanzierten Vertrerinnen und Vertreter von Vereinen,
Initiativen und Schulen das Pavillon-Programm. Von einer „reichen Ernte“ sprach
etwa Heiko Lüßmann von der Gruppe „Rödelheim gegen Rassismus“. „Wir haben jetzt
eine engere Vernetzung im Stadtteil.“ Es seien mehr solcher niedrigschwelliger
Angebote notwendig, sagte die Kinderbuchautorin Najima El Hadouchi. Und Jutta
Sheikh von „Omas gegen rechts“ konstatierte: „Wir müssen weitertragen, dass
Demokratie Freude macht.“
Mit dem „Demokratielied“ ging der Abend schließlich stimmungsvoll zu Ende. Den
selbst komponierten Song trug der Musiker Ali Reza vor, der erst vor wenigen
Jahren aus dem Iran nach Deutschland geflohen ist.