Auf den zweiten Blick: VHS-Kursleitende stellen aus
13.06.2024, 12:22 Uhr
Drei Perspektiven auf das Unverborgene / Khosravi fühlt Erinnerungen nach / Riebe überrascht mit Alltäglichem / Sudany inszeniert Schriftzeichen
Sie ist da und ist es nicht. Allzu gern erliegen wir der sanften Textur
ihrer Gewänder. Doch sie sind nur schöner Schein. Die nackte Wahrheit wollen
wir nicht sehen. Nur: ohne Sein kein Schein. Das wussten schon die alten
Griechen. Sie nannten die Göttin der Wahrheit Aletheia – die Unverborgene.
Wahrheit als Unverborgenheit, verhüllt, verkleidet, versteckt: Diesem Thema
widmet sich die Ausstellung von drei Kursleitenden der Volkshochschule
Frankfurt (VHS). Die Werkschau „Auf den zweiten Blick“ ist von Dienstag, 18.
Juni, bis Sonntag, 28. Juli, in der VHS-Zentrale in der Sonnemannstraße 13 zu
sehen. Der Eintritt ist frei.
Was die Künstlerinnen und Künstler verbindet: Sie wagen in ihren Bildern den
Gang an der Grenze zwischen Schein und Sein, zeigen ein Wechselspiel zwischen
Gewissheit und Verborgenem oder Unbewusstem. Was auf den ersten Blick konkret
und eindeutig daherkommt – ein Motiv aus der Erinnerung, Schriftzeichen eines
Gedichts oder Alltägliches am Wegesrand, festgehalten mit der Kamera – entpuppt
sich auf den zweiten als Rätsel. Bedeutungsebenen verschwimmen, laden die
Betrachterinnen und Betrachter ein, zu verweilen und sich der Spannung
vermeintlicher Klarheit und vieldeutiger Aussage auszusetzen.
Die drei ausstellenden Künstlerinnen und Künstler sind Kursleitende für
Malerei, arabische Kalligrafie und Fotografie an der VHS. Während sie in ihren
Kursen Teilnehmende bei der Suche nach der eigenen Bildsprache unterstützen,
lassen sie in dieser Ausstellung jetzt die eigenen Bilder sprechen. Mehr
Informationen zur Ausstellung finden sich unter vhs.frankfurt.de/derzweiteblickExternal Link.
Khosravi: die Macht der
Erinnerung
Die Bilder von Asal Khosravi sind von Fragen nach Erinnerung und Heimat
inspiriert. Ihre Bildkompositionen und Zeichnungen zeigen in sich oder in eine
Tätigkeit versunkene Menschen. Manchmal kriechen oder fliegen Tiere ins
Blickfeld. Durch diese surreal, zeit- wie raumlos anmutenden Kombinationen
macht sie das Unsichtbare sichtbar und stellt bildlich dar, was unsere
Erinnerung ausmacht: gefühlte Eindrücke über Vergangenes und
Unwiederbringliches.
Khosravi ist Künstlerin und Kunstpädagogin. Porträts und die menschliche Figur
faszinieren sie in ihrer eigenen künstlerischen Arbeit. Seit 2006 ist sie
Dozentin für Malerei, Zeichnen und für die Gestaltung von Künstlerbüchern. Seit
2017 bietet sie in Zusammenarbeit mit der VHS Kunstkurse in ihrem „Atelier
Libelle“ in Goldstein an. Hier finden die Teilnehmenden einen inspirierenden Raum,
in dem sie sich vor allem dem genauen Hinsehen und der Entwicklung der eigenen
Bildsprache widmen können. Mehr Informationen finden sich unter asalkhosravi.comExternal Link.
Riebe: die Magie im
Alltäglichen
Almut Riebe lenkt mit ihren Fotografien den Blick auf die „Poesie des
Nebensächlichen“. Mit ihrer Kamera hält sie fest, was in der Regel übersehen
wird: das erzählerische Potenzial des Unbedeutenden. In vermeintlich
Alltäglichem zieht so plötzlich das Uneindeutige die Aufmerksamkeit auf sich,
werden Widersprüche oder Überraschungsmomente zum kompositorischen Element, von
dem aus das Bild sich neu erschließt.
Riebe ist Grafik-Designerin mit internationalen Auszeichnungen, Künstlerin und
Workshopleiterin im kreativen Bereich. Sie hat Kunst-, Fotografie- und
Design-Workshops an Universitäten, Volkshochschulen, Museen, Kunstinstituten im
In- und Ausland sowie auf Kreuzfahrtschiffen gegeben. In ihren Online-Kursen an
der VHS liegt der Fokus auf einer kreativen Annäherung an das Motiv.
Dabei werden die Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten des Bildes untersucht
und fotografisch umgesetzt. Mehr Informationen finden sich unter almut-riebe.deExternal Link.
Sudany: das Visuelle der
Poesie
Adel Sudanys arabische Schriftzeichen haben zwar eine ganz konkrete Aussage –
sie stehen für Silben und Wörter. Doch erhalten diese durch seine künstlerische
Auseinandersetzung eine stimmungsvolle Komponente, die Facetten von Worten erst
erfahrbar machen und so über das Gesagte hinausweisen. Seine Bilder sind
visuelle Poesie. In seiner Auseinandersetzung mit dem West-Östlichen Divan von
Goethe verbindet er auf ausdrucksvolle Weise zwei Welten – als Dialog von
Farben und Formen, der kulturelle Grenzen auflöst.
Sudany hat zunächst Physik, dann aber an der Akademie der irakischen
Kalligrafie in Bagdad studiert und anschließend sein Wirken der Kunst des
schönen Schreibens gewidmet. Der meditative Moment dieser Gattung, das sich
Vertiefen in die Schrift, diese auf mehreren Ebenen durchdringend, kommt in
seinem Werk auf feinsinnige Weise zum Ausdruck. Er arbeitet als Grafiker und
Kalligraf und bringt diese Kunstform seit Jahren in zahlreichen Workshops und
Kursen, unter anderem an der VHS, den Menschen näher. Mehr Informationen finden
sich unter sudany.deExternal Link.
Die Ausstellungseröffnung ist am Mittwoch, 19. Juni. Zur Eröffnung am
Dienstag, 18. Juni, um 19 Uhr wird ebenfalls herzlich eingeladen. Die
Teilnahme ist kostenfrei. Am Sonntag, 7. Juli, besteht um 16 Uhr die
Möglichkeit zu einem Gespräch in der Ausstellung mit den Künstlerinnen und
Künstlern. Die Teilnahme ist kostenfrei.