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Arbeiten an der Dreikönigskirche abgeschlossen

15.07.2024, 12:23 Uhr

Sanierung der Dreikönigskirche; Foto:Jan Hassenpflug
Sanierung der Dreikönigskirche © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Jan Hassenpflug
Turm der Sachsenhäuser Dotationskirche wurde umfassend instandgesetzt
 
Die umfangreiche Fassaden- und Dachinstandsetzung am Turm der Dreikönigskirche in Sachsenhausen ist abgeschlossen. Zuletzt wurden die Türen zu den Treppentürmen und die Geländer der vorgelagerten Treppen eingebaut. Nach der Dach- und Fassadensanierung des Hauptschiffes von 2011 bis 2015 hatten die Arbeiten am Kirchturm im Jahr 2020 begonnen. „Ich freue mich sehr, dass wir die Dreikönigskirche in Stand setzen konnten und wir mit dem Abschluss der Sanierung unserer Verantwortung für die Dotationskirchen gerecht geworden sind“, sagt Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff und fährt fort: „Das war der letzte Baustein in einer langen Kette von Arbeitsschritten. Nachdem bereits Anfang Februar die neue LED-Illumination in Gang gesetzt wurde, ist dieses neugotische Schmuckstück nun tags und nachts angemessen im Stadtbild wahrnehmbar.“
 
Die historische Dreikönigskirche gehört zu den acht Dotationskirchen der Stadt Frankfurt und wurde zwischen 1875 und 1881 von dem Architekten Franz Joseph Denzinger erbaut. Zu Beginn der umfassenden Sanierung wurde der 81 Meter hohe Turm eingerüstet. Um die Tragfähigkeit des Gerüstes sicherzustellen, mussten Abfangungen aus Stahlträgern und zusätzliche Zuganker im Turm montiert werden. So ergaben sich zwei Gerüstteile, die komplett unabhängig voneinander bestanden: Die obere Hälfte wurde nicht auf den unteren aufgebaut, sondern lagerte auf eigens dafür eingezogenen Stahlträgern. Das Unternehmen HAZ Beratende Ingenieure für das Bauwesen begleitete die komplexen Gerüstbauarbeiten.
 
Parallel dazu fanden Arbeiten im Turminneren statt: Risse in Gewölben und Wänden wurden untersucht und verschlossen. Im Frühjahr 2021 begannen dann die Steinmetzarbeiten außen. Dabei ging es um die Wiederherstellung von stark verwitterten und ersetzten Bauteilen aus Naturstein, insbesondere von Gesimsen, Profilteilen und Bauzier wie Kreuzblumen oder Krabben. Unter der Fachaufsicht von Walter Hartleitner vom Planungsbüro für Naturstein und Denkmalpflege erfolgte eine umfangreiche Reinigung durch Partikelstrahlverfahren und eine anschließende Instandsetzung. Witterungsbedingte Schäden und andere Fehlstellen wurden durch Vierungen in traditioneller Steinmetzarbeit repariert, Risse gesichert und sandende Bereiche gefestigt. An Stellen, an denen ein partieller Austausch des Natursteins vorgenommen werden musste, wurde ein mit dem Originalmaterial übereinstimmender roter Mainsandstein verwendet.
 
Im Jahr 2021 wurde auch die schadhafte Schieferdeckung inklusive Unterkonstruktion des Daches entfernt und die Holz- und Stahlkonstruktionen freigelegt und untersucht. Im darauffolgenden Jahr wurden die Holzschalungen und Unterkonstruktionen sowie der Korrosionsschutz der bestehenden Stahlkonstruktion erneuert. Die gesamte Turmdachfläche sowie die Dachflächen der zwei kleineren Treppentürme wurden anschließend wieder mit Naturschiefer in Altdeutscher Deckung verlegt. An der Ostseite wurde ein Nistkasten für Turmfalken montiert.
 
Neben dem Handlungsbedarf am Dach und an den Natursteinen waren die seit mehreren Jahren bekannten starken Schäden am rund sechs Meter hohen Turmkreuz Auslöser für die Turmsanierung. Das Kreuz mit Wetterhahn und Turmkugel wurde im Frühjahr 2021 demontiert und restauriert. Beim Öffnen der Turmkugel entdeckte man darin eine historische Zeitkapsel. Neben alten Bauplänen, Münzen und einem Brief der Handwerker, die 1880 beim Bau der Kirche beteiligt waren, kam auch ein Fläschchen mit unbekannter Flüssigkeit zum Vorschein. Nach Untersuchung durch die Bauhistorikerin Ulrike Schubert lag die Vermutung nahe, dass es sich dabei um Nordhäuser Korn handeln könnte, den die Handwerker seinerzeit eingelegt hatten.
 
Die Kugel und der Wetterhahn wurden neu vergoldet sowie Risse im Turmkreuz repariert. Bei der Wiedermontage der Turmspitze wurde die historische Zeitkapsel mit dem Originalinhalt um eine weitere, aus dieser Sanierungszeit stammende Kapsel ergänzt und beide in der Kugel platziert. Die Spitzen der zwei Treppentürme wurden nach historischem Vorbild aus Kupferblech gefertigt und montiert.
 
Der aus der Nachkriegszeit stammende Bestandsputz wies in weiten Teilen schadhafte Stellen auf und wurde komplett entfernt. Nach Untersuchung und Dokumentation der darunterliegenden Bausubstanz wurde 2022 mit dem Neuverputzen begonnen. Auf rund 550 Quadratmetern Fläche wurde ein farblich mit dem Hauptschiff abgestimmter Putz in zweilagigem Verfahren aufgetragen.
 
Die Buntglasfenster aus dem Jahr 1956 wiesen nur an einzelnen Stellen Schäden auf. Bestehende Risse wurden sorgfältig geschlossen und nur an wenigen Stellen mussten einzelne Scheiben ausgetauscht werden.
 
Die fünf Glocken, die ebenfalls im Jahr 1956 von der Glockengießerei Bachert in Bad Friedrichshall-Kochendorf gefertigt wurden, tragen noch heute zum Frankfurter Stadtgeläut bei und sind kulturhistorisch von Bedeutung. Bei der Sanierung wurden die Stahljoche durch Holzjoche ersetzt, neue Klöppel gefertigt und eingebaut, sowie der Glockenstuhl und die Glockentechnik erneuert. Jetzt tragen die neu eingebauten Schallläden zur Optimierung der Schallverbreitung bei.
 
Im Turmhelm wurde ein neues Erschließungssystem hergestellt. Vier neue Podeste aus Gitterrosten wurden eingezogen und mit bis zu sieben Meter langen Steigleitern verbunden. Die alten Holztüren wurden ausgebaut, restauriert und wieder eingebaut. Die großen Portaltüren wurden vor Ort in eingebautem Zustand saniert. Der Treppenturm auf der Nordseite erhielt einen neuen Zugang. Hierfür wurde eine Tür nach historischem Vorbild hergestellt.
 
Die umfangreichen Arbeiten hat das Amt für Bau und Immobilien in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Planungsgruppe Darmstadt im Auftrag des Kassen- und Steueramtes umgesetzt. Sie erfolgten in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Frankfurt. Die Gesamtkosten der Turmsanierung liegen bei rund 3,8 Millionen Euro.
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