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Wachsam bei Fentanyl und anderen synthetischen Opioiden

27.03.2024, 14:40 Uhr

Drogenreferatsleiter Schroers wirbt für Naloxon-Schulungen in Drogenhilfeeinrichtungen als Erste Hilfe bei Überdosierungen

In Amerika gilt es als „Killerdroge Nummer eins“: Fentanyl. Es wirkt rund 50 mal stärker als Heroin, rund 100 mal stärker als Morphin und wird in der Medizin eingesetzt, wenn andere Schmerzmittel nicht mehr ausreichen. Schreckensmeldungen aus den USA, dass dort alle sieben Minuten ein Mensch an einer Überdosierung des hochpotenten synthetischen Opioids stirbt, rücken das Thema auch hierzulande in den Fokus. „Eine Fentanylwelle wie in den USA sehen wir in Frankfurt derzeit nicht“, sagt Artur Schroers, Leiter des Drogenreferats. Ein entscheidender Grund sei, dass es die in den USA der 1990er Jahre weit verbreitete Praxis, synthetische Opioide als Schmerzmittel zu verschreiben, hierzulande nie gegeben hat. „Die Menschen wurden von den hoch wirksamen Medikamenten schnell abhängig und drängten massiv auf den Schwarzmarkt, als Ärztinnen und Ärzte die Mittel auch in den USA nicht mehr verschrieben haben.“

Sollte Heroin allerdings nicht mehr in dem Umfang verfügbar sein wie jetzt – etwa weil der Mohnanbau in Afghanistan weiter zurückgeht – könnten mehr Fentanyl und andere synthetisch hergestellte Opioide auf den Markt kommen. „Wir müssen in jedem Fall vorbereitet sein“, sagt Schroers. Ohnehin stünden Fentanyl und andere synthetische Opioide in Frankfurt bereits jetzt unter strikter Beobachtung, weil schon kleinste Mengen des Wirkstoffs zu lebensbedrohlichen Überdosierungen führen können. Als Rauschmittel missbraucht, werden Fentanylpflaster oft zerschnitten, unter die Zunge gelegt, ausgekocht und injiziert oder geraucht. Die Dosierung ist dabei schwierig. Wenn dazu andere Medikamente genommen oder Alkohol getrunken wird, steigt das Risiko eines Drogennotfalls. Im Jahr 2021 war Fentanyl bundesweit für 102 Todesfälle mitverantwortlich.

Engmaschige Beobachtung

Durch die jährliche Konsumraumdokumentation, die zweijährliche Szenebefragung im Bahnhofsviertel sowie den kontinuierlichen Austausch mit Einrichtungen der Drogenhilfe, Streetwork und Polizei habe das Drogenreferat der Stadt Frankfurt einen sehr genauen Überblick, was auf der Szene konsumiert wird und welche Substanzen in Frankfurt in Umlauf sind. „Wir können unsere Angebote zur Schadensminierung sowie medizinischer und psychiatrischer Versorgung und Beratung sehr flexibel nach Bedarf anpassen“, betont Schroers.

Während der Corona-Pandemie waren die Konsumraten von Fentanyl in Frankfurt tatsächlich leicht angestiegen – wenngleich auf niedrigem Niveau. Seit 2022 sind die Zahlen wieder deutlich rückläufig. So ist laut der zweijährlichen MoSyD-Szenebefragung in Frankfurt vom Berichtsjahr 2022 beispielsweise die 24-Stunden-Prävalenz von neun auf drei Prozent gesunken (MoSyD-Szenebefragung 2022, Stadt Frankfurt am Main).

Von Dezember 2022 bis August 2023 lief außerdem das Bundesmodellprojekt „Rapid Fentanyl Tests in Drogenkonsumräumen“ (RAFT). Dabei wurde in 17 Drogenkonsumräumen bundesweit Straßenheroin auf Fentanyl-Beimischungen hin untersucht. In Frankfurt war die Deutsche Aidshilfe mit der Drogenhilfeeinrichtung La Strada beteiligt. Laut der Ergebnisse scheinen Fentanyl-Beimischungen in Straßenheroin in Frankfurt eher die Ausnahme zu sein.
Naloxon bei Überdosierungen

Einen wichtigen Schutz vor Drogennotfällen oder Überdosierung von allen Opioiden, ob Heroin, Fentanyl oder andere synthetische Mittel, biete das Medikament Naloxon, sagt Schroers. Der Drogenreferatsleiter fordert deshalb Mitarbeitende in allen niedrigschwelligen Drogenhilfeeinrichtungen in Frankfurt auf, an den einfachen Naloxon-Erste Hilfe-Schulungen teilzunehmen und auch ihre Klientinnen und Klienten zu schulen, damit sie im Fall einer Überdosierung das lebensrettende Nasenspray einsetzen können. Gelegenheit bietet unter anderem das vom Bundesgesundheitsministerium geförderte, deutschlandweite Modellprojekt Naltrain, über das sich Mitarbeitende von Drogenhilfeeinrichtungen zu Schulungen anmelden können. Weitere Informationen sind online unter Naloxon – der Lebensretter beim Drogennotfall – Training und ZertifikatExternal Link zu finden. Das Projekt läuft noch bis Ende Juni.

Nicht zuletzt fordert Schroers Drug Checking endlich umzusetzen – auch in Konsumräumen. Der Bund hat durch eine Verordnung im Juni 2023 den Weg für Länder und Städte geebnet, um das Testen von illegalen Substanzen gesetzlich zu erlauben. Die hessische Landesregierung hat noch keine Ausführungsbestimmungen dazu erlassen. „Das wäre ein wichtiges Instrument zum Gesundheitsschutz“, sagt Schroers. „Die Gefahr von unbekannten Streckmitteln und Verunreinigungen des Straßenheroins oder hoch dosierten Opioiden könnte durch Drug Checking verhindert werden.“

Rückfragen beantworten die Mitarbeitenden des Drogenreferats telefonisch unter 069/212-30124Internal Link oder per E-Mail an drogenreferat@stadt-frankfurt.deInternal Link.
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