FRANKFURT.DE - DAS OFFIZIELLE STADTPORTAL

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Dezernat VIII

Fünf-Millionen-Sofortprogramm fürs Bahnhofsviertel

22.09.2023

Sozial- und Gesundheitsdezernentin Voitl baut bestehende Hilfen deutlich aus
 
Die Regierungskoalition im Frankfurter Römer hat ein fünf Millionen Euro schweres Sofortprogramm für das Bahnhofsviertel an den Start gebracht. Es erweitert noch einmal deutlich die bestehenden Hilfsangebote für drogenkranke Menschen. Unter anderem werden die Plätze für die Substitution und medizinische Grundversorgung fast verdoppelt und Tagesbetten für Crack-Konsumierende bereitgestellt. Die Sofortmaßnahmen flankieren die auf lange Sicht angelegte Strategie der Stadt. Das Geld stammt aus dem von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedeten Unterstützungsfonds.

„Das eventuell auch durch den Wahlkampf induzierte Getöse verbunden mit öffentlich gemachten Briefwechseln zwischen Land und Stadt um das Frankfurter Bahnhofsviertel trägt wenig zu einer Verbesserung der Situation bei. Was hilft, sind konkrete Maßnahmen. Nur so können wir ein Viertel schaffen, in dem die Menschen wieder miteinander leben, wohnen und arbeiten wollen“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl.

Konkret geplant und von langer Hand im Hintergrund vorbereitet sind insgesamt knapp 20 Projekte. Unter anderem wird die humanitäre Substitution von 30 auf 50 Plätze erweitert. Dabei erhalten drogenkonsumierende Menschen ohne Krankenversicherung eine medizinische Grundversorgung und Substitutionsmittel. Zudem können die elf bestehenden Notschlafbetten im Drogenhilfezentrum La Strada durch die Finanzierung von weiterem Personal künftig von Crack-Konsumierenden auch als Tagesruhebetten genutzt werden. Damit steht ihnen eine weitere Rückzugsmöglichkeit aus dem öffentlichen Raum zur Verfügung.

In der medizinischen Ambulanz K9 werden die Öffnungszeiten auf alle Wochentage ausgedehnt. Das führt zu einer wesentlichen Verbesserung der Wundversorgung Schwerstabhängiger. Bislang hatte die Einrichtung lediglich montags, mittwochs und freitags von 12:00 bis 15:00 Uhr geöffnet. Zudem werden die zuletzt auf fast rund um die Uhr verlängerten Öffnungszeiten des Nachtcafés dauerhaft gesichert und damit auch ein Rückzugs- und Aufenthaltsort für Drogenabhängige in einer Einrichtung.

Zusätzlich werden 1000 „Crack Container“ im Bahnhofsviertel verteilt. Sie enthalten eine Pfeife aus Pyrex Glas, ein Mundstück, ein Hochleistungssieb und zwei flache Siebe. Crack-Konsumierenden wird damit ein Zugang zu sauberen und sicheren Utensilien („Safer Use“) angeboten. Damit haben sie die Möglichkeit, ihre Gesundheit zu schützen. Zudem gibt es einen Flyer in fünf Sprachen mit Informationen zur Prävention und zur Schadensminimierung bei Crack.

„Wir lassen uns nicht davon abhalten, weiterhin substanziell zu arbeiten. Das Viertel muss den dort lebenden Menschen erhalten bleiben – allen, die im Viertel leben, arbeiten und sich bewegen. Der Frankfurter Weg, die akzeptierende Drogenarbeit, hat dazu beigetragen, dass wir deutlich weniger Drogentote haben als vergleichbare Städte – er bleibt richtig. Zugleich brauchen wir eine Verbesserung der Situation im Bahnhofsviertel, denn es ist das Entree und ein Herzstück der Stadt, ein tolles Viertel mit viel Potenzial. Daher begrüße ich jedes Angebot zur konstruktiven Zusammenarbeit, denn nur ressortübergreifend werden wir die notwendigen Veränderungen erarbeiten und das Land und die Umlandkommunen davon überzeugen, dass wir Solidarität und Unterstützung benötigen. Wir brauchen aber zum Beispiel auch eine Änderung der hessischen Verordnungslage, um die Nutzer:innen von Crack vermehrt in die Drogenkonsumräume und damit von der Straße zu bringen. Hier könnte der Innenminister unmittelbar helfen“, sagt Stadträtin Voitl.

Parallel zu den Sofortmaßnahmen wird bereits seit dem Frühjahr ämter- und dezernatsübergreifend eine langfristige Zielvision für das Bahnhofsviertel erarbeitet. Das Stadtentwicklungsbüro urbanista moderiert und begleitet im Auftrag der Stadt diesen Prozess. Unter anderem soll herausgefunden werden, wie sich das Viertel in den nächsten Jahrzehnten realistisch entwickeln könnte.

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