„In bester Verfassung?“
18.04.2024, 14:11 Uhr
Diskussion und szenische Lesung in der Paulskirche am 5. Mai
2024 steht
in besonderer Weise im Licht der Demokratie: 75 Jahre Bundesrepublik und 75
Jahre Grundgesetz werden in diesem Jahr gefeiert. Gleichzeitig gehen in historischem
Ausmaß Menschen auf die Straße, um für den Erhalt der Demokratie zu
demonstrieren. Das führt zu der Frage: In welcher Verfassung ist unsere
Demokratie heute?
Frankfurt mit der Paulskirche ist ein bedeutender Ort der deutschen
Demokratiegeschichte. Im März 1849 wurde hier die erste deutsche Verfassung
beschlossen. 100 Jahre später, am 12. Mai 1949, genehmigten im damaligen IG-Farben-Haus,
der heutigen Goethe-Universität, die alliierten Militärgouverneure
das vier Tage zuvor in Bonn verabschiedete Grundgesetz. Am 23. Mai 1949 trat es
in Kraft, die Bundesrepublik war gegründet.
Aus diesem Anlass laden die Stadt Frankfurt am Main, die Stiftung Orte der
deutschen Demokratiegeschichte, die Evangelische Akademie Frankfurt und der
Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Sonntag, 5. Mai, gemeinsam zu einer
Festveranstaltung mit Diskussion und Lesung in die Paulskirche ein. Der Einlass
beginnt um 16.15 Uhr, Ende der Veranstaltung ist circa 19.30 Uhr. Für
interessierte Bürgerinnen und Bürger steht ein Ticketkontingent in der
Bürgerberatung, Hinter den Lämmchen 6, Montag bis Freitag von 10 bis
18 Uhr, zur Verfügung. Bei der Abholung bitte Personalien angeben und
einen gültigen Lichtbildausweis vorzeigen. Der Eintritt ist frei.
Es diskutieren:
- Daniela Danz, Schriftstellerin, Vizepräsidentin der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Leiterin Bundeswettbewerb „Demokratisch Handeln“
- Prof. Nicole Deitelhoff, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung
- Prof. Dieter Langewiesche, Fachbereich Geschichtswissenschaft der Universität Tübingen
- Peter Müller, Richter des Bundesverfassungsgerichts a.D.
- Moderation: Marion Kuchenny, Hessischer Rundfunk
Im Anschluss
findet die Szenische Lesung „Revolutionsgespräche 1848/49“ der Kommission für
Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (KGParl) statt. Es
lesen die Schauspieler Ulrike Folkerts und Moritz Heidelbach. Die Einführung
übernimmt Prof. Andreas Schulz, Generalsekretär KGPArl.
Mit der Nationalversammlung, die sich 1848 in der Frankfurter Paulskirche
konstituiert, sind große Hoffnungen und positive Erwartungen verbunden. Aus der
Revolution hervorgegangen, soll sie eine Verfassung mit Grundrechten erarbeiten
und einen deutschen Nationalstaat schaffen. Auch wenn viele Abgeordnete schon
politische Vorerfahrung mitbringen, ist das, was sie in Frankfurt erwartet,
neu. Die Suche nach einer geeigneten Unterkunft, Zeitdruck und
Arbeitsüberlastung sowie längere Abwesenheitszeiten von zu Hause sind dabei nur
einige der Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. Eine anschauliche
und zugleich unterhaltsame Quelle dafür sind die bislang wenig bekannten Briefe
sowohl prominenter als auch weniger bekannter Parlamentarier, die sie regelmäßig
an ihre Ehefrauen schreiben. Die Briefe erlauben einen faszinierenden Einblick
in den parlamentarischen Alltag des ersten gesamtdeutschen Parlaments. Sie
verdeutlichen zudem, dass auch Frauen – obwohl im 19. Jahrhundert ohne
Wahlrecht und weitgehend von politischer Partizipation ausgeschlossen – aktiv
an den politischen Prozessen der Zeit beteiligt sind.