Der beste Schutz: Achtet auf euch selbst
Ob vergessenes Kondom oder Fragen zu sexuell übertragbaren Infektionen: Rüdiger Panhorst aus der HIV/STI-Beratung des Gesundheitsamts hat ein offenes Ohr für Fragen und Sorgen
„Ohne Dings kein Bums – kein Seitensprung ohne Präservativ“ steht auf dem Poster, das im Flur des zweiten Stocks des Gesundheitsamts hängt. Dort, wo Rüdiger Panhorst rund um das Thema STI – Sexually Transmitted Infections, also sexuell übertragbare Infektionen – berät.
Das Poster, eine Präventionskampagne aus der Schweiz, stammt aus dem Jahr 1998. „Ohne Dings kein Bums“ ist nach wie vor aktuell. Weil: Auch 2024 kann man sich bei ungeschütztem Sex zum Beispiel mit Humanen Papillomaviren (HPV), Chlamydien, Syphilis, Hepatitis B, Gonorrhö und HIV anstecken. Den besten Schutz bieten nach wie vor Kondome.
Aber was, wenn es im Eifer doch zum Bums ohne Dings kam? Wenn das Kondom gerissen ist oder man aus irgendeinem anderen Grund einfach keins benutzt hat und man befürchtet, sich eine dieser Erkrankungen eingefangen zu haben? „Dann sollte man zu seinem Arzt oder seiner Ärztin gehen und sich untersuchen lassen“, rät Rüdiger Panhorst. Man kann sich aber auch an Rüdiger Panhorst wenden: In der der HIV/STI-Beratung des Gesundheitsamts Frankfurt berät der Sozialarbeiter mit seinen Kolleginnen und Kollegen häufig auch Jugendliche und junge Erwachsene. Man kann sich dort auch vertraulich und anonym auf sexuell übertragbare Infektionen testen lassen. „Das Thema ist ja meistens mit einer gewissen Peinlichkeit verbunden, sodass es einfacher ist, sich anonym Beratung zu holen“, weiß Panhorst aus seinen Gesprächen. „Manchmal gilt es erst einmal herauszubekommen, was die Person, die sich an uns wendet, wirklich wissen will.“ Geht es nur um einen Test oder versteckt sich hinter der Eingangsfrage vielleicht eine Angst oder ein Problem mit dem Partner/der Partnerin? Möchte sie etwas loswerden, das sie belastet? Panhorst hört zu und berät mit Fingerspitzengefühl. „Wenn beispielsweise eine junge Frau vor mir sitzt, deren Partner kein Kondom benutzen will, hilft es ihr wenig, wenn ich sage: ‚Du musst darauf bestehen‘“, erklärt der Sozialarbeiter. Viel hilfreicher sei es, Fragen zu stellen: Muss ich machen, was mein Partner will? Und warum will der Partner kein Kondom benutzen? Hat er vielleicht Angst, keine Erektion zu bekommen?
Die Themen, mit denen die Ratsuchenden zu Panhorst und seinen Kolleginnen kommen, können weit über das Thema STI hinausgehen. „Oftmals geht es um Krankheitsängste“, sagt Panhorst. Sie wollen wissen, ob sie sich testen lassen sollten, weil sie nach dem Feiern einen Filmriss hatten. Oder ob sie sich angesteckt haben könnten, weil sie in der S-Bahn angespuckt wurden. Manche waren schon in einer Arztpraxis, haben aber nicht richtig verstanden, was ihnen dort erklärt wurde. Andere scheuen sich, überhaupt zum Arzt/zur Ärztin zu gehen, weil sie über die private Krankenversicherung der Eltern versichert sind und fürchten, dass die Rechnung für einen kostenpflichtigen Test bei den Eltern zu Fragen führen könnte.
Für alle diese Fragen und Sorgen und auch für Themen wie sexuelle Orientierung, sexuelle Vielfalt oder Geschlechtsidentität haben Rüdiger Panhorst und das STI-Team ein offenes Ohr. Seit 2005 arbeitet der Sozialarbeiter im Gesundheitsamt, hat in der Anonymen AIDS-Beratungsstelle angefangen und kümmert sich seit über sieben Jahren auch speziell um den Bedarf von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Panhorst ist zudem Teil des Teams, das einmal im Jahr zu „Alles fit?!“, den Frankfurter Jugendgesundheitstagen im Gesundheitsamt einlädt, bei denen Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse ganz viel Gesundheitswissen mitnehmen können – unter anderem auch über den Nutzen und die Anwendung von Kondomen. „Meine Arbeit ist so vielfältig wie die jungen Menschen, die sich an uns wenden und die Situationen, von denen sie berichten. Jede Beratung ist anders und immer wieder spannend“, sagt er.
Vorläufer der heutigen Beratungsstelle für Sexuelle Gesundheit des Gesundheitsamts war die AIDS-Beratung, die das Amt Mitte der 1980er Jahre als eine der bundesweit ersten offiziellen Beratungsstellen in der Uniklinik eröffnete. „Mit der STI-Beratung leistet unser Amt auch heute noch wertvolle Beratungs- und Präventionsarbeit: Und mit dem Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene gehen wir speziell auf die Fragen und Bedürfnisse junger Menschen ein“, sagt Amtsleiter Dr. Peter Tinnemann.
Rüdiger Panhorsts Tipp für alle, die unsicher sind, sich eine STI eingefangen zu haben, oder häufig wechselnde Partnerschaften haben: „Kondome schützen. Lasst euch regelmäßig testen. Impfungen schützen gegen Hepatitis B und HPV. Und achtet auf euch selbst: Wenn man bei sich selbst Symptome einer STI feststellt, zum Beispiel eine Hautveränderung, sollte man zum Arzt gehen. Auch wenn es nur eine kleine Hautveränderung ist.“ Die gute Nachricht ist, dass nahezu alle STI-Erkrankungen heilbar sind. „Und je früher man sie erkennt, desto besser können sie behandelt werden“, sagt Panhorst.
HIV / STI Beratung In der HIV/STI-Beratung können alle Frankfurterinnen und Frankfurter Fragen zu Partnerschaft, Verhütung, HIV oder anderen STI vertraulich und anonym klären. Jugendliche und junge Erwachsene bis 24 Jahren können einen kostenlosen HIV-Test sowie einen Chlamydien-Test machen. Tests auf andere STI werden kostengünstig angeboten. Bei Bedarf kann in weitere Angebote des Hilfesystems vermittelt werden. Die Tests sind ab 16 Jahren auch ohne Zustimmung der Sorgeberechtigten möglich. |