Kinderschutzstelle

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Franziska Kloss und das Team Kinderschutz

Das Team Kinderschutz aus Abteilung 53.3 Kinder- und Jugendmedizin arbeitet im Klinikum Höchst und koordiniert dort die Kinderschutzgruppe. Da auch im Gesundheitsamt viele Kinder und deren Eltern ein- und ausgehen, kommt das Team seit Kurzem immer donnerstags in die Breite Gasse 28 und steht Familien bei Bedarf beratend und vermittelnd zur Seite.
Die Sozialarbeiterin Franziska Kloss hat mit Niklas Steinhöfer aus der Kommunikation über ihre Tätigkeit gesprochen.

Kinderschutzteam Franziska Kloss
Kinderschutzteam Franziska Kloss © Stadt Frankfurt am Main

Seit wann und warum gibt es das Team Kinderschutz?

Die Ursachen für Krankheiten und Verletzungen bei Kindern sind nicht immer gleich auf den ersten Blick zu erkennen und Klinikpersonal hat im Alltag selten Zeit, sich mit Auffälligkeiten, wie etwa blauen Flecken an ungewöhnlichen Stellen zu befassen. Deshalb hat das Frankfurter Gesundheitsamt im Jahr 2019 das Team Kinderschutz gegründet und an das Klinikum Höchst delegiert. Wir sprechen dort mit auffälligen Patientinnen und Patienten und manchmal auch deren Familien. Wir schauen welcher Bedarf besteht, damit wir sie unterstützen können. Unser Angebot ist vielseitig und reicht von der Vermittlung einer Haushaltshilfe, über eine Anbindung an eine Erziehungsberatung bis zu einem Gespräch mit dem Jugendamt.


 

Wie wird Kontakt zum Team Kinderschutz hergestellt?

Meist stellen die Ärztinnen und Ärzte eine Anforderung für den Kinderschutz über das System Orbis, in dem Daten der Klinik Höchst verwaltet werden, wenn bei der Aufnahme in die Klinik oder während eines stationären Aufenthaltes Auffälligkeiten auftreten. Wir erhalten bereits erste Informationen darüber, was beobachtet wurde wie etwa: „Junge, 8 Jahre, hat Griffmale am Oberarm“.


 

Wie ist das Team Kinderschutz aufgestellt?

Meine Kollegin Selina Hirsch ist Psychologin und ich bin Sozialpädagogin. Gemeinsam koordinieren wir die Kinderschutzgruppe im Klinikum Höchst. Bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung, wie etwa emotionale und körperliche Kindesmisshandlung oder -vernachlässigung oder auch sexuelle Gewalt an Kindern ist die Kinderschutzgruppe eine erste Anlaufstelle für medizinische Fragestellungen. Wir sind gut vernetzt und können passende Hilfsangebote vermitteln und beratend zur Seite stehen.

Und wie gehen Sie dann vor?

Wir haben vollen Aktenzugang und sehen im ersten Schritt nach, ob es bereits eine Dokumentation gibt und nehmen anschließend Kontakt zu den Kindern und Familien auf und sprechen mit ihnen. Die Gespräche dauern oft länger als eine Stunde, damit wir eine ausführliche Anamnese erstellen und uns ein umfassendes Bild der Gesamtsituation machen können. Danach kann es sehr unterschiedlich weitergehen. Das hängt immer von der Situation und den Bedarfen ab. Neulich hatten wir zum Beispiel mit einer Familie Kontakt. Die Mutter musste nach der Geburt noch länger stationär behandelt werden und der Vater war überfordert mit der Situation zuhause – mit zwei Kindern und seinem Job. Da konnten wir mit der Vermittlung einer Haushaltshilfe unterstützen, damit es den Kindern zuhause gut geht und der Vater nicht überlastet ist.


 

Muss das Team Kinderschutz oft aktiv werden?

Im letzten Jahr haben wir 56 Fälle zur Kindeswohlgefährdung und 13 Fälle zur Psychosozialberatung dokumentiert. Im Jahr 2021 waren es deutlich mehr mit knapp 100 Fällen zur Kindeswohlgefährdung und 53 Fällen zur Psychosozialberatung. Ob es im Jahr 2021 übermäßig viele Fälle gab, oder im Jahr 2022 verhältnismäßig wenige, wird die Statistik des laufenden Jahres zeigen. Hinzu kommen jedenfalls noch etliche Fälle aus der Frauenklinik, die wir gemeinsam mit Frau Braun aus dem Sozialdienst der Klinik Höchst bearbeitet haben.

Eigentlich besteht immer ein Handlungsbedarf, wenn wir gerufen werden. Wie dieser aussieht, ist vielfältig und variiert individuell von Fall zu Fall. Manchmal sind Rücksprachen mit anderen Institutionen zielführend, wie etwa einem Gespräch mit dem jeweiligen Kinderarzt, dem Jugendamt oder manchmal auch einer Drogenberatungsstelle. Auch Meldungen von Kindeswohlgefährdungen an das zuständige Jugendamt sind immer wieder erforderlich. Häufig vermitteln wir aber auch Beratungsangebote. Das kann zum Beispiel der Kontakt zu einer Erziehungsberatungsstelle sein. Info-Material verteilen wir ganz regelmäßig. 


 

Was ist das Besondere am Team Kinderschutz?

Es ist gut, wenn Stellen für den Kinderschutz geschaffen werden, damit es Menschen gibt, die Zeit haben, sich den Kindern und Familien anzunehmen. Kinderschutz braucht nämlich vor allem eines – Zeit. Und die ist im Klinikalltag natürlich Mangelware. Deshalb sind unsere Stellen mit der Aufgabe, genau diese Lücke zu schließen und dem Schutz der Kinder die nötige Zeit zu geben, sehr besonders und so auch bislang einmalig in Frankfurt.

Und welchen Aufgaben gehen Sie jetzt im Gesundheitsamt nach?

Wir haben in der Breite Gasse 28 auch viele Familien mit Kindern, die zum Beispiel zur Einschulungsuntersuchung kommen. Auch während dieser Termine können Auffälligkeiten und Handlungsbedarfe auftreten, aber wahrscheinlich weniger konkret zum Kinderschutz, sondern eher in Form von Vermittlung in Beratungsgespräche. Auch hier kommt es natürlich wieder auf den jeweiligen Fall an, aber der Kontakt zu einer Erziehungsberatungsstelle oder vielleicht auch zu einer Drogenberatungsstelle wäre durchaus denkbar. Unsere Angebote können hier also genau so gut gebraucht werden wie in der Klinik Höchst.


 

Wie gehen Sie mit der emotionalen Last um?

Es ist wichtig, berufliches und privates zu trennen. Das gelingt mir persönlich gut. Wenn ich Feierabend habe, denke ich nicht mehr an die Fälle. Das liegt sicher auch an meinen vielen Hobbies, die mich gut beschäftigen und bestimmt auch ablenken.


 

Was ist Ihre persönliche Motivation im Team Kinderschutz zu arbeiten?

Mein Ziel ist immer zu helfen. Mein Interesse an Kindern und deren Schutz war bei mir schon immer da. Der Kinderschutz zieht sich durch meinen beruflichen Werdegang und ich kann mir aktuell auch nichts Anderes vorstellen. Sich für die Kleinen stark machen und einsetzen, ist einfach mein Ding.

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