Stets trittsicher auf diplomatischem Parkett
Vier Jahrzehnte im Dienst der Stadt – Eva Katharina Prüfer feiert 40-jähriges Dienstjubiläum
Standardtanz und die makellose Ausführung
protokollarischer Empfänge haben eine auffällige Gemeinsamkeit: Beide
Disziplinen erfordern große Ausdauer und Genauigkeit. Insofern hat die heutige
Protokollchefin der Stadt Frankfurt am Main bereits im Alter von fünf Jahren
mit ihrer ersten Tanzstunde damit begonnen, sich für ihren beruflichen
Werdegang zu wappnen: Denn Eva Katharina Prüfer ist nicht nur seit Kindesbeinen
an leidenschaftliche Tänzerin. Seit nunmehr vier Jahrzehnten bewegt sie sich
stil- und trittsicher durch die Institutionen der Stadtverwaltung.
Als Leiterin der Protokollabteilung im Hauptamt
und Stadtmarketing der Stadt Frankfurt am Main haben Prüfer und ihr Team von
Staatsgästen wie gekrönten Häuptern oder
Emmanuel Macron bis zur feierwütigen Eintracht-Mannschaft unzähligen
Ehrengästen einen stets würdigen und angemessenen Empfang im Frankfurter Römer
bereitet. Dabei hat die gebürtige Friedbergerin nach Jugend und Abitur in ihrer
Heimat zunächst nicht an eine Karriere in der öffentlichen Verwaltung gedacht.
Ursprünglich wollte sie Mathematik studieren. Doch nach den Probevorlesungen
habe sie die Lust an diesen sehr theoretischen geprägten Veranstaltungen
verloren.
„Als Kind eines geburtenstarken Jahrgangs, und
noch dazu in der damaligen Zeit, gab es für mich als Frau neben einem Studium
eigentlich nur zwei andere Optionen: eine Lehre bei der Bank oder eben im
öffentlichen Dienst“, erklärt die stolze Mutter zweier erwachsener Töchter.
1981 trat sie das duale Studium zur Beamtin des gehobenen nichttechnischen
Verwaltungsdienstes an. Bereits in ihrer ersten Station nach dem
Vorbereitungsdienst hat die diplomierte Verwaltungswirtin im städtischen Steuereinziehungsdienst
gelernt, dass Paragraphen und Vorschriften einem wichtige Leitlinien aufzeigen,
hinter jeder am Schreibtisch getroffenen Entscheidung aber auch ein
menschliches Schicksal steht. Das nötige Gespür für die Bedürfnisse und
Lebensumstände anderer hat die Älteste von drei Kindern schon in ihrer Jugend
entwickelt. Im Laufe ihrer Karriere hat Eva Katharina Prüfer dieses Gespür
stetig verfeinert – eine Tugend, welche die Protokollchefin bis heute
auszeichnet.
Stets im Dienst der Bürger
„Natürlich arbeitet man als Beamtin in einer
Stadtverwaltung für die Bürgerinnen und Bürger“, sagt Prüfer. Bei allen
Vorgaben gilt es dabei aber immer auch Entscheidungen zu treffen, die mit dem
eigenen Gewissen und der inneren Haltung vereinbar sind. Rasch und stetig stieg
die junge Friedbergerin in der Verwaltungshierarchie auf, ohne sich für ihre
Karriere zu verbiegen. Nebenbei lernte sie vier Fremdsprachen und absolvierte
zahlreiche Fortbildungen. Nach diversen Tätigkeiten in Revisionsamt und einem
Abstecher als Projektmanagerin für EU-Projekte im Europabüro anno 1999
wechselte sie 2001 in den höheren Dienst und arbeitete als Pressereferentin des
Stadtkämmerers und von 2002 bis 2008 als Persönliche Referentin und
Büroleiterin des Stadtverordnetenvorstehers.
Ob als Leiterin des Büros des Magistrats
(2013/2014), Referentin und stellvertretende Büroleiterin des Dezernenten für
Ordnung, Sicherheit, Brand- und Katastrophenschutz (2008-2011) oder als
Büroleiterin und Persönliche Referentin des Dezernenten für Infrastruktur
(2012/2013): Seit über zwei Jahrzehnten steht die heutige Protokollchefin bei
wichtigen kommunalen Entscheidungen an vorderster Front, überlässt jedoch
anderen das Rampenlicht und glänzt selbst durch exzellente Vorbereitung: Eine
weitere frühe Parallele zu ihrer protokollarischen Tätigkeit. „Unser Job spielt
sich zu 80 Prozent im Hintergrund ab. Vieles von dem, was wir machen, fällt nur
dann auf, wenn es nicht funktioniert“, sagt Eva Katharina Prüfer. Ihr Credo
lautet: Höchste Ansprüche an sich selbst zu stellen, ohne mit den eigenen
Erfolgen zu prahlen. Wahrscheinlich hat der antike Philosoph Seneca Menschen
wie Eva Katharina Prüfer im Sinn gehabt, als er schrieb: „Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf
Gelegenheit trifft“.
Täglich neue Herausforderungen
Protokollchefin in Frankfurt zu sein, das sei
für sie auch nach Jahren jeden Tag aufs Neue eine große Erfüllung: „Mir ist
wichtig, dass sich nicht nur Staatsgäste und Prominente bei uns wohlfühlen,
sondern auch ehrenamtliche Tätige, die etwa eine Bürgermedaille verliehen
bekommen, mit dem gleichen hohen Standard geehrt werden“, sagt Prüfer. Denn für
den Bundespräsidenten sei protokollarische Korrektheit etwas Alltägliches. Für
jemanden, der für sein Ehrenamt im Kaisersaal ausgezeichnet wird, ist dieser
Empfang mit Sicherheit ein Höhepunkt seines Lebens.
„So divers unsere Stadt ist, so
unterschiedliche Charaktere vereinen sich auch in meinem Team“, sagt Prüfer
über die 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Protokollabteilung. Ihre Aufgabe,
so sagt die Protokollchefin, sei es, die individuellen Fähigkeiten ihrer
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken und ihnen Sicherheit und Vertrauen
zu vermitteln. Die recht starren protokollarischen Vorgaben empfindet die
Chefin dabei nicht als einengend, sondern als einen Leitfaden, der einem dabei
hilft, diesen harten Job einfach aussehen zu lassen.
Ein eingespieltes Team
Auf die Frage, ob sie sich am Ziel ihres
Karriereweges sehe oder sich vorstellen könne, noch einmal eine neue berufliche
Herausforderung anzunehmen, verweist Prüfer auf ihr knapp zweijähriges
„Gastspiel“, als sie 2014 bis 2015 für die Messe Frankfurt als Leiterin des
Protokolls das Projekt „Deutscher Pavillon des Bundeswirtschaftsministeriums
auf der Expo 2015 Milano“ verantwortete. Damals habe sie gesehen, welche
Freiheiten, aber auch Zwänge sie in der freien Wirtschaft erwarten.
Gleichzeitig sei die Rückkehr in die Herzkammer der Stadtverwaltung auch eine
Rückkehr in den Kreis vertrauter Kolleginnen und Kollegen gewesen, die im Laufe
der Jahre ein mehr als kollegiales Vertrauensverhältnis zueinander aufgebaut
haben. „Da genügt manchmal nur ein Blick und jedem ist klar, was zu tun ist“.
Außerdem, so verrät die erfahrene
Verwaltungsbeamtin, habe sich für sie inzwischen eine Art selbsterfüllende
Prophezeiung bewahrheitet. Denn bereits 2009 habe ihr Rosemarie Heilig, die
heutige Dezernentin für Umwelt und Frauen, geweissagt, dass sie dereinst
Protokollchefin werden würde. Und wie soll es nach
dem 40-jährigen Dienstjubiläum weitergehen? „Ich freue mich darauf, nach der
Coronapandemie unsere Ehrengäste wieder in gewohnter Atmosphäre empfangen zu
dürfen. Auch möchte ich im nächsten Jahr gerne ein Stück auf dem Jakobsweg
pilgern“, sagt Prüfer.
Text:
Mirco Overländer