Der in sich ruhende Schild der Stadtverwaltung

Der in sich ruhende Schild der Stadtverwaltung

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Der in sich ruhende Schild der Stadtverwaltung

Nach knapp zweijähriger kommissarischer Tätigkeit übernimmt Gerhard Budde die Leitung des Rechtsamtes.

Gerhard Budde, Leiter des Rechtsamts der Stadt Frankfurt, in seinem Büro, Foto: Maik Reuß
Gerhard Budde, Leiter des Rechtsamts der Stadt Frankfurt, in seinem Büro © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß
Schaden von der Stadt Frankfurt abzuwenden und somit zu einer Stadtverwaltung beizutragen, die ihren Bürgerinnen und Bürgern Rechtssicherheit und Transparenz vermittelt – das sind für Gerhard Budde die obersten Ziele des städtischen Rechtsamtes.

Am Freitag, 24. Juni, wurde Budde vom Magistrat der Stadt Frankfurt nach fast zweijähriger „Probezeit“ als kommissarischer Leiter nun endgültig zum Amtsleiter berufen. Für den Leitenden Magistratsdirektor mit dem, wie er sagt, „traditionellen Beamtenbegriff“ ist dieser Karriereschritt rückblickend die logische Folge und vorläufige Krönung seines nunmehr 40-jährigen Berufslebens.

„Ich freue mich sehr, mit Gerhard Budde einen Amtsleiter ernennen zu können, der aufgrund seiner jahrelangen juristischen Expertise und seiner Kenntnisse des Rechtsamtes die optimale Besetzung für diese Stelle darstellt“, sagt Stephanie Wüst, Dezernentin für Wirtschaft, Recht und Reformen. Budde und sein 70-köpfiges Team hätten während der zweijährigen Corona-Pandemie herausragende Arbeit geleistet, um die Stadtverwaltung bei der Erstellung und Umsetzung zahlreicher Verfügungen auch in verwaltungsrechtlich schwierigen Fällen durch juristisch sicheres Fahrwasser zu leiten, betont Wüst.

In sich ruhend und stets um Ausgleich bedacht, empfängt der 57-jährige städtische Spitzenbeamte in dessen ordentlich, ja fast schon spartanisch eingerichtetem Büro in der Sandhofpassage. Von hier aus kann man gut auf die Hochhaustürme blicken, in denen Frankfurts namhafte Großkanzleien residieren. Doch eine Karriere als Kanzlei-Anwalt mit 60-Stunden-Woche habe ihn nie gereizt, versichert Budde. Auch habe er den Beruf des Juristen nicht erlernt, um vor Gericht flammende Plädoyers zu halten. Stattdessen hat Gerhard Budde über Jahre mit extremer Akribie und Sachkompetenz an seinem Marsch durch die Institutionen gearbeitet.

Hart für den Aufstieg gearbeitet

„Ich habe ein bewegtes Leben hinter mir und weiß, wie es ist, für den Erfolg hart arbeiten zu müssen“, sagt der oberste Jurist der Frankfurter Stadtverwaltung. Von 1982 bis 1984 absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Beamter im mittleren Justizdienst. Bis 1988 arbeitete Budde als Justizsekretär am Frankfurter Amtsgericht und merkte in dieser Zeit erstmals, dass er für mehr berufen sein könnte, als Gerichtsprozesse zu Protokoll zu bringen. „Ich habe nur wenige Jahre vor meiner Verbeamtung auf Lebenszeit die Entlassung aus dem Justizdienst beantragt, um mein Abitur nachzuholen, nebenher zu arbeiten und ein Jurastudium zu absolvieren“, entsinnt sich Budde an die finanziell wohl härteste Zeit und das größte Wagnis seines Lebens.

Bereits 1993 legte der ambitionierte Jurastudent sein erstes Staatsexamen mit Schwerpunkt Familien- und Erbrecht mit Prädikat ab. Es folgte das Referendariat bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft, wo Budde beruflich viel mit Betäubungsmittelverstößen zu tun hatte, bevor er 1996 nach seinem zweiten Staatsexamen zur Bundessteinmetzinnung wechselte.

Im Jahr 2000 bei der Stadt angekommen

Den Wechsel in die Verwaltung vollzog der Jurist knapp zwei Jahre später, als er beim Regierungspräsidium (RP) Darmstadt anheuerte, um sich dort in der Oberen Bauaufsicht erstmals intensiv mit Verwaltungsrecht zu befassen. „Im Jahr 2000 bin ich dann zur Stadt Frankfurt gewechselt, um unter Wirtschaftsdezernent Nikolaus Burggraf als Grundsatzreferent und stellvertretender Büroleiter zu arbeiten“, erzählt Budde. Ein angenehmer Nebeneffekt für den Frankfurter Bub: Damit hatte auch die zeitraubende Pendelei nach Darmstadt und zurück ein Ende.

Zu seinen Stärken zählt der Frankfurter neben der Vertrautheit mit diversen juristischen Fachgebieten auch seine Vorliebe für logisches Denken und die Freude daran, gegenläufige Interessen in einen Konsens zu überführen. „Wir beraten Ämter und den Magistrat in rechtlichen Fragen. Unser Ziel ist, dass die Verwaltung gut funktioniert, weil der rechtliche Rahmen gegeben ist“, erklärt Budde, weshalb er sich beruflich wie privat im Frankfurter Rechtsamt am richtigen Ort sieht.


Corona-Pandemie sorgte für Ausnahmezustand

Am 15. Dezember 2020 übernahm Budde zunächst kommissarisch die Amtsleitung von seinem Vorgänger Stefan Fuhrmann, den es seinerseits als Regierungsvizepräsidenten zum RP Darmstadt verschlug. Obwohl Budde Aufgaben, Abläufe und Mitarbeiter bereits bestens kannte, hatte er gehörigen Respekt vor dieser Aufgabe. Zumal genau zu dieser Zeit die Corona-Pandemie nicht nur weite Teile der Welt, sondern auch die Stadt Frankfurt und deren Rechtsamt in den Ausnahmezustand versetzen sollte. „Die Corona-Zeit war in beruflicher Hinsicht mein denkwürdigstes Erlebnis“, resümiert Budde. Plötzlich habe das Rechtsamt mit seiner Expertise quasi über Nacht bei zahlreichen gesetzlichen Entscheidungen und den daraus resultierenden Verfügungen bei fast allen städtischen Beschlüssen an vorderster Front gestanden.

„Das war schon eine gewaltige Herausforderung für unsere Mitarbeitenden“, sagt Budde. Denn zum ohnehin massiv gestiegenen Arbeitspensum seien die Umstellung auf Homeoffice und etliche Massenklagen gegen Sperrstunden und Ausgangsbeschränkungen hinzugekommen. „Rückblickend lässt sich sagen: Die Stadtverwaltung ist flexibler als mancher gedacht hätte. Ich bin auch der Ansicht, dass unser Amt und die Stadt diese Zeit unterm Strich gut bewältigt haben“, sagt der neue Amtsleiter. Gleichwohl habe er nichts dagegen, wenn es binnen der nächsten zehn Jahre bis zu seiner Pensionierung etwas ruhiger als zur Hochphase der Corona-Pandemie zugehe, sagt Budde.

Text: Mirco Overländer

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