Seine Kreativität verwandelt Betonwüsten in kulturelle Oasen
Lorenzo Dolce hat mit Jazz Montez ein Veranstaltungsformat geschaffen.
Bereits als 13-Jähriger hat
Lorenzo Dolce sein erstes eigenes Konzert organisiert und das Publikum von der
Bühne aus begeistert. Als Albert Mangelsdorff, der Bruder von Jazz-Urgestein
Emil Mangelsdorff, davon hörte, griff dieser spontan zum Telefon und wünschte
dem Teenager viel Erfolg. „Ich habe mich schon als Kind sehr stark für
Jazzmusik begeistert. Mit meinen Geschwistern hatte ich sogar eine eigene Band.
Doch gerade als Jazz-Saxophonist erreicht man auf dem deutschen Musikmarkt
vielleicht ein Prozent des Publikums. So habe ich wegen des mangelnden Angebots
selbst diese Nische bespielt“, erklärt der 33-Jährige, weshalb er selbst vom
Musiker zum Veranstalter wurde.
Letztlich ging und geht es Dolce darum, jene Musik, die er selbst am liebsten
hört, einem Publikum zugänglich zu machen, das bis dahin mangels Angeboten
nicht die Möglichkeit hatte, ein solches Konzert zu besuchen. In der
Frankfurter Veranstaltungsszene ist Dolce inzwischen eine feste Größe. Die von
ihm ersonnenen Formate wie „Jazz Montez“ oder „Holidays“ schaffen es
regelmäßig, einem größeren Publikum erstklassige Jazzmusik zu präsentieren und
zugleich internationalen Künstlern wie einheimischen Talenten eine große Bühne
zu bieten.
Ein Ort, wie geschaffen für Dolces musikalische Ideen
Der bestens vernetzte
Frankfurter organsiert Konzerte und Open Air-Veranstaltungen im großen Stil,
seit er den unter der Honsellbrücke beheimateten Kunstverein Familie Montez für
sich entdeckt hat. „Als ich das erste Mal die Räumlichkeiten betreten habe, war
ich direkt von der Atmosphäre überwältigt und wollte sofort dort spielen“, sagt
Dolce. Aus den ersten Konzertabenden mit seinem Partner und DJ John Steinmark
wurde ab 2016 rasch eine feste Veranstaltungsreihe: Immer mehr Besucher kamen,
um die Musiker von „Jazz Montez“ vor der Kulisse des Hafenparks spielen zu
sehen.
So wurde 2018 aus der Veranstaltungsreihe ein eingetragener Verein, dessen
erklärtes Ziel es ist, die lokale Jazz-Szene zu fördern und die Musik dorthin
zu bringen, wo möglichst viele Menschen sie hören können: „Frankfurt hat
derzeit keine zeitgeistige musikalische Identität. Aber die Geschichte der
Stadt schafft Freiraum für Neues“, sagt der Jazzliebhaber, dessen Arbeit mit
mehreren Kulturpreisen und Bundes- sowie Landesförderungen gewürdigt wurde.
„Lorenzo Dolce engagiert sich auch für die Karriereentwicklung junger
Nachwuchskünstlerinnen und -künstler in Frankfurt und gibt ihnen regelmäßig
eine Bühne. Es freut mich sehr, dass Menschen wie Lorenzo Dolce das
Kulturangebot in unserer Stadt mit zeitgemäßen und publikumswirksamen Formaten
ergänzen“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig.
Mit der Vereinsgründung haben Dolce und seine Mitstreiter binnen weniger Jahre
aus einem losen Künstler-Kollektiv eine professionelle Event-Agentur
geschaffen: „Wir haben angefangen, uns Instrumente und Equipment zu besorgen,
haben uns Bar und Küche selbst gebaut, sind ins Tonstudio oder den HR-Sendesaal
gegangen, haben Alben eingespielt und Videos einzelner Künstler aufgenommen“,
zählt der Kulturpionier auf. Der Lohn: Sechsmal hintereinander hat der Verein
„Jazz Montez“ den dem Spielstätten-Programmpreis „Applaus“ erhalten, 2022 wurde
das Format gar als beste Konzertreihe Deutschlands ausgezeichnet.
Trotz Corona ging es weiter aufwärts
Die Corona-Pandemie war für viele
Kreative ein massiver Einschnitt: Es mangelte an Auftritts- und
Verdienstmöglichkeiten, aufgrund der strikten Vorgaben war es unmöglich, große
Konzerte zu spielen. Doch für Lorenzo Dolce und „Jazz Montez“ war die Pandemie
in gewisser Weise der Durchbruch. „Wir haben ein Konzept erarbeitet, um
Konzerte und Kultur draußen und umsonst anzubieten und unter dem Label
,Holidays‘ während der Sommerferien jedes Wochenende an den Treppen vor der
Honsellbrücke Bands mit Jazz-Bezug auftreten lassen“, erläutert Dolce. Hunderte
Gäste, die bis in die späten Abendstunden am Rande des Hafenparks feierten,
honorierten die Initiative. „Corona sollte gezeigt haben, dass es neue und
junge Formate gibt, die Kultur zu den Menschen bringt und zugleich die kreative
Szene fördern“, sagt Dolce.
Und so wundert es nicht, dass „Holidays“ auch nach überwundener Pandemie in
diesem Jahr vom 21. Juli bis zum 20. August fortgesetzt wird. „Die Bands, die
wir buchen, müssen authentische Musik spielen und einen Jazz-Bezug haben – aber
das Programm sollte so breit gefächert sein, dass es auch Menschen anspricht,
die nicht aus der Szene kommen“, erklärt der Veranstalter. Sein Antrieb sei es
nicht, Kulturpolitik zu betreiben, sondern „Publikum und Künstler gleichermaßen
zufriedenzustellen“. Gleichwohl hat Dolce registriert, dass die Stadt „Jazz
Montez“ als kreatives Vorzeigeprojekt versteht: „Ich bin sehr froh über die
gute Zusammenarbeit mit der Stadt. Wenn wir wegen der Planung von Events bei
einem Amt anrufen, stoßen wir auf große Hilfsbereitschaft“, sagt er.
„Lorenzo Dolce hat mit Jazz Montez ein großartiges Veranstaltungsformat
geschaffen. Mit großer Leichtigkeit gelingt es der Reihe, junge Menschen an
ungewöhnlichen Frankfurter Orten für Jazzmusik zu begeistern. Die
Veranstaltungen sind äußerst professionell organisiert und mit hohem
Musikfachverstand kuratiert. Völlig zu Recht wurde ,Jazz Montez‘ vergangenes
Jahr mit dem Spielstätten-Programmpreis ,Applaus‘ als beste Konzertreihe
Deutschlands der Initiative Musik ausgezeichnet“, lobt Kulturdezernentin
Hartwig.
Weitere Informationen zum Veranstaltungsprogramm von „Jazz Montez“ gibt es
online unter jazzmontez.de/eventsExternal Link. Und
hier geht es direkt zum Programm von „Holidays“, das am Freitag, 21. Juli,
beginnt: jazzmontez.de/event/holidaysExternal Link.
Text: Mirco Overländer