Nach dem Fest
Wie Frankfurts Weihnachtsbäume einen nachhaltigen Zweck erfüllen
„Auf diesem Weg holen wir rund 150 Tonnen Bäume ab“, erklärt Karsten Wappner, Leiter der Entsorgungslogistik im Außenbereich. Das sind ungefähr 15.000 Weihnachtsbäume, die in den ersten drei Wochen des Jahres zusammengetragen werden. Dafür sind neben Ponkes Trupp zwei weitere Fahrzeuge im Einsatz, die sich Straße für Straße durch die Stadt arbeiten. Acht bis neun Stunden dauert eine Tour, manchmal decken sie ein Viertel ab, manchmal schaffen sie einen Stadtteil, manchmal zwei oder sogar drei an einem Tag – Routine für die Männer und Frauen in leuchtendem Orange.
„Was uns zu schaffen macht, sind enge Straßen“, sagt Wappner. Auch in der zugeparkten Straße in Bockenheim wird das Fahren zur Millimeterarbeit. Aber kein Problem für Ponkes eingespieltes Team. Mit geübtem Blick lenkt einer der Männer das schwere Fahrzeug geschickt an den Autos vorbei. Als der Wagen steht, werfen die anderen die gestapelten Bäume in die große Verladeluke. Ein dumpfes Rumpeln, dann dröhnt das Fahrzeug und die Tannen verschwinden – im Inneren des Wagens zu einer kompakten Masse gepresst. „Anders als bei Sperrmüll oder Biomüll müssen wir das Fahrzeug zwischendurch nicht leeren“, berichtet Ponke. Die Bäume wiegen nicht viel und so passen problemlos ein paar Tonnen in den Bauch des FES-Wagens.
Groß, klein, schmal oder breit: Frankfurts Bäume sind vielfältig
Bäume aller Varianten klaubt
der Trupp von Frankfurts Straßen. Von winzigen bis hin zu riesigen Tannen liegt
alles am Straßenrand bereit. Eigentlich sollen die ausgedienten Christbäume auf
mindestens einen Meter gekürzt sein. Darüber informiert die FES auch auf ihrer WebsiteExternal Link. Das klappt
allerdings nicht immer: „Gestern hatte ich einen Baum, der war zwei Meter hoch
und hat nicht ins Fahrzeug gepasst. Den musste ich dann erst zersägen.“ Das
kostet viel Zeit und so muss der Verkehr hinter ihnen manchmal eben geduldig
abwarten, bis die Arbeit erledigt ist. An diesem Januarmorgen sind die Straßen
jedoch angenehm leer, so dass sich Ponke und sein Team flink von Haufen zu
Haufen arbeiten können. In nur wenigen Minuten ist die Straße leergefegt.
Das funktioniert nicht nur wegen der leeren Straßen so gut, sondern auch, weil
die meisten Bürgerinnen und Bürger laut Ponke und Wappner mittlerweile gut
vorbereitet sind. Vor allem in Bezug auf das Abschmücken: „Früher hatten wir
oft Bäume, an denen noch Lametta oder der komplette Baumschmuck hing. Heute
kommt das kaum noch vor.“ Die Menschen wüssten mittlerweile genau, wie die
Sammlung abläuft.
Kein Baum bleibt liegen
Es kommt immer wieder vor, dass Menschen ihre Tannenbäume erst nach dem
Sammeltermin ihres Viertels auf die Straße legen – die letzten sogar erst im
November. Was passiert dann? „Keine Sorge“, beruhigt Wappner. „Alle Bäume
kommen mit“. Denn die FES sammelt nicht nur bei den gesonderten Touren. Die
Weihnachtsbäume können auch über die Biotonne entsorgt werden – vorausgesetzt,
sie passen hinein oder daneben. Auch die reguläre Straßenreinigung nimmt Bäume
mit, die bei der Sammeltour auf der Strecke geblieben sind.
Was wird aus den Bäumen?
Am Ende der Tour bringen Ponke
und sein Team die gepresste Masse zur Kompostieranlage. Denn die
Weihnachtsbäume sind Teil eines nachhaltigen Kreislaufs und werden nach der
Weihnachtszeit weiterverarbeitet – zu Kompost. Dort angekommen, werden die
Bäume erst einmal geschreddert. Dann verarbeitet die Rhein-Main Biokompost GmbH
(RMB) die nach Tanne duftenden Abfälle zu wertvollem Kompost, den die
Bürgerinnen und Bürger später sogar für den eigenen Garten kaufen können.
Im RMB-Shop | RMB FrankfurtExternal Link gibt
es verschiedene Erden – alle aus Frankfurter Bio- und Grünschnittabfällen. So
haben die Bürgerinnen und Bürger auch lange nach den Feiertagen etwas von ihren
Weihnachtsbäumen.
Ein dufter Job
An diesem frostigen, aber sonnigen Morgen ist Ponke zufrieden mit seinem Job
als Weihnachtsbaumsammler. Als sein Kollege gerade eine stattliche Tanne in die
Verladeluke wirft und der Baum in Fahrzeug verschwindet, duftet es herrlich
weihnachtlich. „Es riecht echt gut“, sagt Ponke und schmunzelt. „Meine Frau
beschwert sich auch nicht – im Gegensatz dazu, wenn ich in Sommer Bioabfall
transportiere. Die Tannen sind deutlich angenehmer.“
Die Weihnachtsbäume haben ihre Aufgabe jedenfalls erfüllt. Erst sind sie
Dekoration zur Weihnachtszeit und schließlich dienen sie Pflanzen als Kompost,
der ihnen beim Wachsen hilft. Für Ponke und sein Team bedeutet es nun
jedenfalls: Weitermachen. Straße für Straße, Baum für Baum. Und dabei
immer wieder tief einatmen – und den weihnachtlichen Tannenduft genießen.
Text: Ida Baggen