Hoffnung geben

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Hoffnung geben: Grüne Damen und Grüne Herren im Hospital zum Hl. Geist helfen Patienten

Das Team sucht neue Mitglieder und stellt sich auf der Ehrenamtsmesse am 7. September vor

Grüne Dame Beate Uhrig auf Station für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie im Hospital zum Hl. Geist, Foto: Holger Menzel
Grüne Dame Beate Uhrig auf Station für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie im Hospital zum Hl. Geist © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel

Es sind Kleinigkeiten, mit denen Beate Uhrig die Menschen glücklich machen kann – eine Zeitung, ein offenes Ohr oder ein kurzer Gang zum Optiker. Die Menschen, denen sie eine Freude macht, sind Patientinnen und Patienten im Hospital zum Hl. Geist in der Lange Straße. Oft haben sie einen schweren Schicksalsschlag zu überwinden oder keine Angehörigen mehr, die sich um sie kümmern können.
 
Uhrig ist eine Grüne Dame. Sie besucht wöchentlich Patientinnen und Patienten auf den Stationen des Hospitals. Ein weißer Kittel und ein grüner Schal gehören zu ihrer Dienstkleidung. Zu Beginn eines jeden Dienstes meldet sie sich bei der Leitung der Station für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie an. Uhrig fragt, ob es besondere Fälle gibt, die sie dringend besuchen sollte oder bestimmte Patientinnen und Patienten, die nicht gestört werden dürfen.

 


Zuhören und sich selbst zurücknehmen können
 

Beate Uhrig im Gespräch mit Patienten auf der Station für Orthopädie im Hospital zum Hl. Geist, Foto: Holger Menzel
Beate Uhrig im Gespräch mit Patienten auf der Station für Orthopädie im Hospital zum Hl. Geist © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel

Sanft öffnet Uhrig die Tür des ersten Krankenzimmers, betritt lächelnd den Raum und stellt sich vor: „Guten Tag, mein Name ist Beate Uhrig, ich bin eine Grüne Dame, eine ehrenamtliche Besucherin, und heute hier, um Sie zu unterstützen, wenn Sie etwas brauchen.“ Sie erkundigt sich bei jedem Patienten, wie es ihm geht – und schon ist sie im Gespräch. „Ach ja, es muss. Ich bin gestürzt, nun wurde ich am Oberschenkel operiert und muss bald in die Geriatrie“, erzählt ein älterer Patient. Schnell entwickelt sich eine Unterhaltung, geduldig hört Uhrig zu, wie es zu dem Sturz kam und was danach folgte. „Die wichtigste Eigenschaft, um eine Grüne Dame oder ein Grüner Herr zu sein, ist die Fähigkeit zuhören und sich selbst zurücknehmen zu können“, sagt die 78-Jährige.
 
Der nächste Patient wurde am Knie operiert. Er dürfe zwar aufstehen, aber noch könne er nicht so viel herumlaufen, berichtet er. „Ja, brauchen Sie etwas, das ich Ihnen bringen kann?“, fragt Uhrig. Eine Zeitung hätte er gerne – für Uhrig kein Problem. Schnell hat sie ihm eine Tageszeitung aufgetrieben. Der Patient strahlt und bedankt sich – jetzt könne er sich wenigstens liegend die Zeit vertreiben. Uhrig bleibt noch eine Weile bei ihm und plaudert mit dem Patienten. Dann verabschiedet sie sich: „Ich komme wieder, wenn etwas sein sollte, dann zögern Sie nicht, mich anzusprechen.“
 


Nachwuchs wird dringend gebraucht
 
Seit 23 Jahren gibt es die Grünen Damen und Herren am Hospital zum Hl. Geist. „Wir waren mal 18 im Team mit zwei Herren“, berichtet Uhrig. Mittlerweile sind es noch fünf aktive Damen – vier weitere fallen aktuell aus gesundheitlichen Gründen aus. „Es wäre schön, wenn Nachwuchs käme. Deshalb sind wir auch am 7. September bei der Ehrenamtsmesse der Stadt Frankfurt dabei. Wir stellen uns im Römer vor und freuen uns über Interessentinnen und Interessenten“, sagt Uhrig. Sie selbst kam 2001 über eine kleine Zeitungsnotiz zu ihrem ehrenamtlichen Engagement. Sie ist also seit der ersten Stunde dabei – und leitet die Gruppe der Grünen Damen und Herren. Wer sich bewirbt, wird zu einem Gespräch mit ihr sowie Sabine Bruder und Schwester Lätitia Hölzer von der Seelsorge im Haus eingeladen. „Wir stellen dann vor, was die Aufgaben sind und was man so mitbringen muss, um dabei zu sein“, erklärt Uhrig.
 
Eine Grüne Dame oder ein Grüner Herr sollte neben der Fähigkeit, zuhören zu können, vor allen Dingen Mitgefühl und Geduld mitbringen. Es gehe den Patientinnen und Patienten vor allem darum, einfach mal ihre Gedanken, ihren Kummer oder das Erlebte zu erzählen. „Es bringt den Menschen Erleichterung, auszusprechen, was sie bedrückt. Auch wenn sie es vielleicht schon dreimal der Familie oder Bekannten erzählt haben, ist es manchmal notwendig, es ein viertes oder ein fünftes Mal auszusprechen – dafür sind wir dann da. Und manche Patientinnen und Patienten haben niemanden, dem sie sich anvertrauen können oder mal alles von der Seele reden können“, betont Uhrig. Zu den weiteren Aufgaben gehören Unterstützung bei der Orientierung im Haus, die Vermittlung zu hauptamtlichen Mitarbeitenden im Krankenhaus oder auch mal Unterstützung beim Telefonieren oder Schreiben eines Briefes.
 


Sechs Wochen Hospitanz und gute Vorbereitung
 

Frau Beate Uhrig von den Grünen Damen, ist ehrenamtlich unterwegs im bei Ihrem Rundgang im Heilig Geist Hospital. Foto: Holger Menzel
Grüne Dame Beate Uhrig auf Station für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie im Hospital zum Hl. Geist, wo sie Patientinnen und Patienten ihre Hilfe anbietet © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel

Jedes Mitglied der ehrenamtlichen Gruppe hat an einem Wochentag Dienst – der in der Regel zwei Stunden dauert. Dieser Dienst wird für einen bestimmten Tag fest eingeplant. Zudem gibt es einmal im Monat ein Gruppentreffen, in dem Organisatorisches geklärt wird, aber auch über Situationen gesprochen wird, die einen berührt haben oder immer noch beschäftigen. „Wir haben hier auch viele obdach- oder wohnungslose Patientinnen und Patienten oder alte Menschen, die sehr einsam sind. Sie erhalten Hilfen vom Sozialdienst, dennoch tut es ihnen gut, mit uns zu sprechen, und manches kann einen sehr betroffen machen“, sagt Uhrig. Auch Vorträge über medizinische Themen von Ärztinnen und Ärzten sowie Spezialistinnen und Spezialisten oder zu Gesprächsführung mit Patientinnen und Patienten gibt es für die Grünen Damen und Herren. Die medizinische und pflegerische Betreuung dürfen sie nicht übernehmen, aber „es hilft bei der Gesprächsführung, sich auszukennen – gerade mit den medizinischen Schwerpunkten des Hauses“, erklärt Uhrig. Und ins kalte Wasser wird niemand geworfen: Bevor ein neues Mitglied als Grüne Dame oder Grüner Herr allein zu einer Patientin oder einem Patienten geht, begleitet es sechs Wochen lang eine erfahrene Ehrenamtliche. „So lernen wir uns gegenseitig kennen und beide Seiten können schauen, ob es passt. Im Anschluss an die sechs Wochen gibt es dann ein Gespräch“, sagt Uhrig. Wichtig ist Uhrig und Schwester Lätitia, dass man sich dann für mindestens ein Jahr verpflichtet – das sorge für Kontinuität und gute Planung für die Versorgung der Stationen. „Wir suchen Menschen, die unter der Woche am Nachmittag Zeit haben und verlässlich sind“, betont Uhrig.
 


Nächstenliebe ist die Motivation
 
Die Grünen Damen und Herren sind deutschlandweit zum Beispiel in der Evangelischen Kranken- und Altenhilfe organisiert und es gibt sie seit 1969. Die Religionszugehörigkeit ist jedoch zweitrangig: „Jede Konfession ist willkommen. Unsere Arbeit ist aus der Nächstenliebe geboren“, sagt Uhrig. Mit dem ehrenamtlichen Engagement bei den Grünen Damen wolle sie etwas zurückgeben und gleichzeitig am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Es verändere auch viel bei einem selbst, sagt Uhrig. Zu sehen, wie Menschen mit Schicksalsschlägen oder schlimmen Diagnosen umgingen, beeindrucke sie, gebe ihr die Kraft weiterzumachen und für die Menschen da zu sein. Dabei gehe es nicht darum, Lösungen finden, sondern den Menschen Raum zu geben: „Den Betroffenen hilft es schon, wenn sie wissen, da ist jemand, der hört mir zu und nimmt mich ernst.“
 
Das kann Schwester Lätitia bestätigen: „Manche Leute haben niemanden und brauchen dabei so vieles!“. Deshalb sammeln die Grünen Damen gemeinsam mit der Seelsorge auch Kleidung für die interne Kleiderkammer. Es gebe immer wieder Patientinnen und Patienten, die bei ihrer Entlassung nichts zum Anziehen hätten. Schwester Lätitia ist dankbar, dass es die Grünen Damen und Herren gibt.
 
Uhrig wünscht sich, dass die Arbeit weitergeht. „Wir alle sind in den vergangenen 23 Jahren älter geworden. Viele sind bereits aus Altersgründen ausgeschieden – deshalb freuen wir uns sehr über Nachwuchs.“
 
Weitere Informationen zu den Grünen Damen und Herren am Hospital zum Hl. Geist finden sich auf der Seite der StiftungExternal Link, sowie auf der Seite der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e.VExternal Link.

Die Ehrenamtsmesse im Rathaus Römer am 7. September

Ehrenamtliches Engagement ist in Frankfurt seit jeher bedeutsam. Die Ehrenamtsmesse ist nunmehr seit 17 Jahren fester Bestandteil im Veranstaltungskalender der Stadt und steht jährlich unter einem anderen Schwerpunktthema. Unter dem diesjährigen Motto „Vielfalt im Ehrenamt!“ öffnen sich am Samstag, 7. September, von 11 bis 16 Uhr die Türen des Römers für interessierte Gäste.
 
Für alle, die sich engagieren und mitarbeiten wollen, ist die Frankfurter Ehrenamtsmesse Dreh- und Angelpunkt, um mit den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern der über 50 anwesenden gemeinnützigen Organisationen und lokalen Projekten ins Gespräch zu kommen. Egal ob beim rasanten Format des Ehrenamts-Speeddatings oder am Infostand, alle Organisationen sind aktiv auf der Suche nach weiteren Unterstützerinnen und Unterstützern.
 
Weitere Informationen gibt es auf der Seite der Ehrenamtsmesse 2024Internal Link. Das gesamte Programm der Messe am 7. September findet sich im ProgrammheftInternal Link und alle teilnehmenden Projekte sind hierInternal Link aufgelistet.

Text: Pelin Abuzahra


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