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Zoo Frankfurt beteiligt sich am Zuchtprogramm für die bedrohte Leinegans

12.12.2024, 14:12 Uhr

Leineganspaar schwimmend auf dem Wasser, Foto: Zoo Frankfurt am Main
Leineganspaar schwimmend auf dem Wasser © Zoo Frankfurt am Main
Seit 2022 leben Leinegänse im Frankfurter Zoo. Sie gehören zu einer alten Nutztierrasse, die Anfang der 1990er Jahre bereits als ausgestorben galt. Nun engagiert sich der Zoo im Zuge eines Zuchtprogramms für die Erhaltung dieser robusten Landgans.
 
Die beiden Neuzugänge im Zoo sind ausgezeichnet. Die junge Leinegans und ihr Partner wurden vom Verein Herdbuch Leinegans prämiert und vom Zoo gezielt für die Zucht ausgewählt. Derzeit beteiligen sich neben Frankfurt sechs Zoos und Tierparks in Deutschland an der Zucht der Leinegänse. Damit wird das Ziel verfolgt, dass auch Zoos einen Beitrag zur Erhaltung bedrohter Nutztierrassen leisten. Als Rasse bezeichnet man Zuchtformen domestizierter Haus- und Nutztiere im Gegensatz zu Arten und Unterarten von Wildtieren.
 
„Dass wir täglich Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich verlieren, ist vielen bewusst. Dass aber auch alte Kulturpflanzen und Nutztierrassen vom Aussterben bedroht sind, ist weniger bekannt. Im Zoo mit seiner großen Reichweite haben wir eine gute Möglichkeit, Wissen auch über Nutztiere zu vermitteln. Die Leinegänse sind, wie die anderen Tiere im Zoo auch, Botschafter ihrer Artgenossen. Es freut mich sehr, dass der Zoo nun dabei helfen kann, diese bedrohte Nutztierrasse zu erhalten“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.
 
Um als offizieller Züchter anerkannt zu werden, ist der Zoo dem Verein Herdbuch Leinegans als Mitglied beigetreten. Leinegänse haben ihren Namen vom Fluss Leine in Niedersachsen. Entlang seines Verlaufs wurde die widerstandsfähige, gut weidefähige und anspruchslose Gänserasse, die sehr gut zu Fuß ist aber nicht fliegen kann, für die bäuerliche Haltung gezüchtet. Im vergangenen Jahrhundert ging die Rasse beinahe verloren. Mit der Industrialisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft setzte eine Spezialisierung ein, weg von der Vielnutzungsrasse zur Hochleistungs-Nutztierrasse. Das „Leistungsvermögen“ der alten Rassen wird häufig unterschätzt. Sie beherbergen noch besonders wertvolle Eigenschaften, wie Widerstandsfähigkeit, zum Beispiel gegenüber Krankheiten oder Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Klimaverhältnisse.
 
Anfang der 1990er Jahre wurde daher auf der Basis von nur sechs Leinegänsen eine neue Zucht etabliert. Seit 2003 erfolgte der Zusammenschluss der Züchter im Herdbuch Leinegans. Nach wie vor gilt die Leinegans laut Roter Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen als extrem gefährdet.
 
Das neue Gänsepaar hat im Zoo das große Gehege gegenüber dem Giraffen-Haus bezogen, um sich dort, getrennt von den vier Artgenossen, in Ruhe fortpflanzen zu können. Die anderen vier teilen sich aktuell den Platz um den Weiher im Zoo mit ebenfalls flugunfähigen Pommernenten und Emdener Gänsen. Durch die Flugunfähigkeit der Gänse besteht keine Gefahr, dass sie sich im Stadtgebiet verbreiten.
 
„Die Flugunfähigkeit war ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl unseres Wassergeflügels“, erklärt Zookuratorin Sabrina Linn. „So können wir die Tiere auch außerhalb von Volieren halten. Zur ganzen Geschichte gehört aber auch, dass wir einen Teil des Gänsenachwuchses, der den Zuchtanforderungen nicht entspricht, zu gegebener Zeit an unsere fleischfressenden Tiere verfüttern werden. Aber so können wir immerhin sicherstellen, dass die Tiere, bis es soweit ist, ein gutes und artgerechtes Leben haben“, sagte Linn.

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