Wanderausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ kommt in die Paulskirche
27.05.2025, 12:56 Uhr

In Kooperation mit dem Frankfurter Arbeitskreis Queere Stadtgeschichte zeigt das Historische Museum Frankfurt (HMF) die Wanderausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld in der Paulskirche. Die Ausstellung wird von Dienstag, 3., bis Donnerstag, 19. Juni, täglich von 10 bis 17 Uhr in der Wandelhalle der Paulskirche zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.
Die Wanderausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ zeigt die vielfältigen und ambivalenten Lebensgeschichten queerer Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. Beim Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 im Deutschen Bundestag standen erstmals die queeren Opfer im Fokus. Die historisch-dokumentarische Ausstellung knüpft an dieses wichtige erinnerungspolitische Signal an und macht das Thema der Ausgrenzung und Verfolgung queerer Menschen nun einem breiten Publikum zugänglich.
Die Lebensgeschichten queerer Menschen in der Zeit von 1933 bis 1945 werden in der Ausstellung anhand von Dokumenten, Grafiken, Fotografien und Zitaten nachgezeichnet; darunter wird auch bislang unveröffentlichtes Material zu sehen sein.
Besucherinnen und Besucher finden in der Ausstellung fünf Themeninseln:
- Ausmaß und Bedeutung der Zerstörung queerer Infrastrukturen
- Ausgrenzung aus der „Volksgemeinschaft“ und Praktiken der Verfolgung
- Selbstbehauptung und Eigensinn
- Haftgründe und Haftorte (Gefängnisse, Konzentrationslager und sogenannte Fürsorgeeinrichtungen)
- Nach 1945: Opfer unter Vorbehalt, Weiterverfolgung sowie emanzipatorische und lebensweltliche Handlungsräume.
Die Ausstellung macht deutlich, wie das Leben zahlreicher queerer Menschen gebrochen und zerstört wurde. Sie beleuchtet gleichzeitig, wie verbliebene Handlungsspielräume im Alltag genutzt wurden. Erzählt werden keineswegs nur Verfolgungsgeschichten, sondern auch Wege der Selbstbehauptung in einer widrigen Lebensrealität. Die Informationstexte der Ausstellung sind in deutscher Sprache und digital über QR-Codes auch in englischer Sprache verfügbar.
Das Eröffnungsprogramm und eine Möglichkeit zur Anmeldung bis Freitag,30. Mai, finden sich unter Ausstellung „gefährdet leben.Queere Menschen 1933-1945“External Link.
Im Rahmen der Ausstellung und im ganzen Jahr 2025 finden weitere Veranstaltungen des Frankfurter Arbeitskreises Queere Stadtgeschichte statt:
- Mittwoch, 4. Juni, 19 Uhr, HMF: Hertha Wind und W. Heinrich: Zwei trans* Schicksale im frühen 20. Jahrhundert in Frankfurt. Vortrag von Clara Hartmann (Lili-Elbe-Bibliothek) und Gespräch in Kooperation mit LUQS-Lesbenarchiv und queere Sammlung Frankfurt. Weitere Informationen finden sich unter Zwei trans* Schicksale im frühen 20. Jahrhundert in Frankfurt | Historisches Museum FrankfurtExternal Link.
- Freitag, 6. Juni, 14.30 Uhr, Paulskirche: Führung durch die Ausstellung mit dem Kurator Karl-Heinz Steinle. Eine Anmeldung ist unter gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945 Kurator:innen-FührungExternal Link möglich.
- Samstag, 5. Juli, 19 Uhr, LSKH Queeres Kulturhaus, Klingerstraße 6: »Ich möchte so gerne mein Leben in die Welt schreien« Adele Haas – inter* im Nationalsozialismus. Vortrag von Jako Wende und Gespräch in Kooperation mit LUQS-Lesbenarchiv und queere Sammlung Frankfurt
Hintergrund
Aktuell gibt es nationale und international geführte Fachdebatten um angemessene und plurale Forschungsperspektiven auf LGBTIQ*-Geschichte auch unter besonderer Berücksichtigung von struktureller gesellschaftlicher Diskriminierung und Repressionen im Natiionalsozialismus und der Nachkriegszeit in Deutschland, so in Tübingen (Ausstellung Queer in Tübingen 2022 und parallel Stadtaudiorundgang), Berlin (Schwules Museum / DHM – Ausstellung „Homosexualitäten“ 2015; „Gefährdet Leben“ Ausstellung Stiftung Magnus Hirschfeld 2023), München (Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum „To be seen. Queer Lives 1900-1950“ im Jahr 2022). Große Aufarbeitungsprojekte und Grundlagenforschung zur Geschichte von LGBTIQ*-Leben im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik wurden etwa in Rheinland-Pfalz 2016, Nordrhein-Westfalen 2021 sowie Hessen 2018 durchgeführt. Auch in Frankfurt am Main ist durch das Fritz Bauer Institut Forschung jüngst angestoßen und in einem Fachband durch Alexander Zinn veröffentlicht worden. Der neu gegründete Arbeitskreis möchte eine in die Stadtgesellschaft reichende Forschung und Vermittlung sichtbar machen, weiter anregen und steht für Interessierte offen. Das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main fördert das Kooperationsprojekt.