Meldungen
Verleihung des Johann Philipp von Bethmann-Studienpreises für neue Studie zum Fettmilch-Aufstand
02.07.2025, 12:59 Uhr
Rechtsgeschichtliches
Projekt zur Stadtgeschichte ausgezeichnet
Mit dem Johann Philipp von Bethmann-Studienpreis 2024 hat die Frankfurter Historische Kommission (FHK) Paul Friedrich von Posern für sein Dissertationsprojekt „Lokaler Aufstand oder Gefahr für den Bestand des Reichs? Der Frankfurter Bürgeraufstand 1612-1616 aus der Perspektive der Kaiserlichen Kommission“ ausgezeichnet. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft und Vertreterin des Magistrats in der Historischen Kommission, überreichte den 1984 gestifteten und mit 5000 Euro dotierten Preis zur Erforschung der Frankfurter Stadtgeschichte während einer Feierstunde am Dienstagabend, 1. Juli, im Institut für Stadtgeschichte. Die Gattin des Stifters, Bettina Freifrau von Bethmann, war bei der Preisverleihung anwesend.
„Der Preisträger widmet sich mit dem Fettmilch-Aufstand einem markanten Kapitel der Frankfurter Stadtgeschichte und geht der Frage nach, ob und inwiefern die zur Befriedung des Aufstands eingesetzte Kaiserliche Kommission am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges im Stande gewesen ist, den vielschichtigen Konflikt zu lösen. Methodischer Ansatz und die zu erwartende Qualität der Doktorarbeit haben uns überzeugt“, sagte Hartwig im Namen der Jury, der neben ihr Prof. Marie-Luise Recker, Stadtrat Bernd Heidenreich und Evelyn Brockhoff angehörten.
Von Posern legt den Schwerpunkt seiner etwa zur Hälfte fertiggestellten Dissertation auf das Kommissionsverfahren, das er in die Chronologie der Unruhen einbettet. Im Mai 1612, so die Kurzfassung der Ereignisse, konfrontierten Frankfurter Bürger den von der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg beherrschten Rat mit der Einforderung von mehr Mitspracherechten am Stadtregiment und der Begrenzung der von den jüdischen Geldverleihern berechneten Zinsen sowie überhaupt der Anwohnerzahl der Judengasse. Mit dem von den Kaiserlichen Kommissaren Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg und Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt im Bürgervertrag von 1613 ausgehandelten Kompromiss gab sich der inzwischen gegründete Bürgerausschuss nicht zufrieden. Der Bürgeraufstand eskalierte in der Absetzung des Rates und der unter anderen von dem Wortführer der Rebellion, Vinzenz Fettmilch, angestifteten Plünderung der Judengasse am 22. September 1614. Das Strafgericht über Anführer und Beteiligte des Bürgeraufstandes erfolgte am 28. Februar 1616. Im Beisein der kaiserlichen Gesandten und unter dem Schutz Hessen-Darmstädtischer und Mainzer Truppen enthauptete der Henker sieben Aufrührer auf dem Roßmarkt.
Das Promotionsprojekt analysiert den Fettmilch-Aufstand, der bisher in seinem stadthistorischen Kontext betrachtet wurde, im größeren Zusammenhang der Reichsgeschichte. Die Kaiserliche Kommission verband alle Herrschaftsebenen des Reichs, indem Kaiser, Nachbarfürsten, reichsstädtischer Rat und Bürger in einem Verfahren auftraten. Dadurch wurden zahlreiche unterschiedliche Interessen politischer, sozialer, territorialer und religiöser Natur miteinander verknüpft, die zum Ausgleich gebracht werden mussten.
Die Kaiserliche Kommission sollte sich neutral verhalten, um den Konflikt zu lösen, was teilweise im Widerspruch zu den persönlichen Interessen der Akteure stand. Die Betrachtung dieser Spannungsfelder innerhalb eines Prozesses wird die wechselseitigen Beziehungen und Einflüsse Frankfurts zu seinem Umfeld anschaulich verdeutlichen. Die Aufstandsjahre stellen ein markantes Kapitel der Frankfurter Stadtgeschichte dar und sind gleichzeitig ein bedeutender Wendepunkt der jüdischen Geschichte im Heiligen Römischen Reich. Mit dem Dissertationsprojekt soll der Erforschung dieser prägenden Zeit ein rechtshistorisches Kapitel hinzugefügt werden.
Weitere Informationen zur Frankfurter Historischen Kommission finden sich unter frankhistkom.deExternal Link.
Mit dem Johann Philipp von Bethmann-Studienpreis 2024 hat die Frankfurter Historische Kommission (FHK) Paul Friedrich von Posern für sein Dissertationsprojekt „Lokaler Aufstand oder Gefahr für den Bestand des Reichs? Der Frankfurter Bürgeraufstand 1612-1616 aus der Perspektive der Kaiserlichen Kommission“ ausgezeichnet. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft und Vertreterin des Magistrats in der Historischen Kommission, überreichte den 1984 gestifteten und mit 5000 Euro dotierten Preis zur Erforschung der Frankfurter Stadtgeschichte während einer Feierstunde am Dienstagabend, 1. Juli, im Institut für Stadtgeschichte. Die Gattin des Stifters, Bettina Freifrau von Bethmann, war bei der Preisverleihung anwesend.
„Der Preisträger widmet sich mit dem Fettmilch-Aufstand einem markanten Kapitel der Frankfurter Stadtgeschichte und geht der Frage nach, ob und inwiefern die zur Befriedung des Aufstands eingesetzte Kaiserliche Kommission am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges im Stande gewesen ist, den vielschichtigen Konflikt zu lösen. Methodischer Ansatz und die zu erwartende Qualität der Doktorarbeit haben uns überzeugt“, sagte Hartwig im Namen der Jury, der neben ihr Prof. Marie-Luise Recker, Stadtrat Bernd Heidenreich und Evelyn Brockhoff angehörten.
Von Posern legt den Schwerpunkt seiner etwa zur Hälfte fertiggestellten Dissertation auf das Kommissionsverfahren, das er in die Chronologie der Unruhen einbettet. Im Mai 1612, so die Kurzfassung der Ereignisse, konfrontierten Frankfurter Bürger den von der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg beherrschten Rat mit der Einforderung von mehr Mitspracherechten am Stadtregiment und der Begrenzung der von den jüdischen Geldverleihern berechneten Zinsen sowie überhaupt der Anwohnerzahl der Judengasse. Mit dem von den Kaiserlichen Kommissaren Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg und Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt im Bürgervertrag von 1613 ausgehandelten Kompromiss gab sich der inzwischen gegründete Bürgerausschuss nicht zufrieden. Der Bürgeraufstand eskalierte in der Absetzung des Rates und der unter anderen von dem Wortführer der Rebellion, Vinzenz Fettmilch, angestifteten Plünderung der Judengasse am 22. September 1614. Das Strafgericht über Anführer und Beteiligte des Bürgeraufstandes erfolgte am 28. Februar 1616. Im Beisein der kaiserlichen Gesandten und unter dem Schutz Hessen-Darmstädtischer und Mainzer Truppen enthauptete der Henker sieben Aufrührer auf dem Roßmarkt.
Das Promotionsprojekt analysiert den Fettmilch-Aufstand, der bisher in seinem stadthistorischen Kontext betrachtet wurde, im größeren Zusammenhang der Reichsgeschichte. Die Kaiserliche Kommission verband alle Herrschaftsebenen des Reichs, indem Kaiser, Nachbarfürsten, reichsstädtischer Rat und Bürger in einem Verfahren auftraten. Dadurch wurden zahlreiche unterschiedliche Interessen politischer, sozialer, territorialer und religiöser Natur miteinander verknüpft, die zum Ausgleich gebracht werden mussten.
Die Kaiserliche Kommission sollte sich neutral verhalten, um den Konflikt zu lösen, was teilweise im Widerspruch zu den persönlichen Interessen der Akteure stand. Die Betrachtung dieser Spannungsfelder innerhalb eines Prozesses wird die wechselseitigen Beziehungen und Einflüsse Frankfurts zu seinem Umfeld anschaulich verdeutlichen. Die Aufstandsjahre stellen ein markantes Kapitel der Frankfurter Stadtgeschichte dar und sind gleichzeitig ein bedeutender Wendepunkt der jüdischen Geschichte im Heiligen Römischen Reich. Mit dem Dissertationsprojekt soll der Erforschung dieser prägenden Zeit ein rechtshistorisches Kapitel hinzugefügt werden.
Weitere Informationen zur Frankfurter Historischen Kommission finden sich unter frankhistkom.deExternal Link.