30 Jahre TCF Frankfurt: Geschäftsführer Thomas Feda im Interview
30.05.2025, 14:13 Uhr

„Routine im klassischen Sinne gibt es bei uns nicht“
Vor 30 Jahren wurde die
Tourismus- und Congress GmbH Frankfurt (TCF) gegründet. Dieser Geburtstag
wird am Montag, 2. Juni, mit einem Festakt im Kaisersaal gefeiert. Im Interview
erklärt TCF-Geschäftsführer Thomas Feda, was die Attraktivität der Stadt
Frankfurt ausmacht und wie sich sein Geschäft im Zuge der Digitalisierung
verändert hat.
Herr Feda, die Tourismus- und Congress GmbH
feiert in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. Seit 2007, also knapp der Hälfte
dieser Zeit, sind Sie deren Geschäftsführer. Was hat Sie bei Dienstantritt an
der Aufgabe gereizt?
THOMAS FEDA: Mich hat die Vielfalt der
Aufgaben fasziniert – Frankfurt als Stadt zu vermarkten, Großveranstaltungen zu
konzipieren und umzusetzen und gleichzeitig touristische Strukturen
weiterzuentwickeln und am Image der Marke Frankfurt national und international
zu arbeiten, das war und ist eine sehr reizvolle Kombination.
Wenn Frankfurt feiert, geht nichts ohne die
TCF: Ob Volksfeste, Weihnachtsmarkt, Messen oder Großveranstaltungen wie die
UEFA EURO 2024 – ihr Team ist immer ganz vorne mit dabei. Ist das alles
inzwischen Routine oder gibt es Events, deren Organisation Ihnen noch Respekt
abnötigt?
FEDA: Routine im klassischen Sinne
gibt es bei uns nicht. Jede Veranstaltung bringt eigene Herausforderungen mit
sich – sei es in der Logistik, Sicherheit oder Kommunikation. Die UEFA EURO
2024 ist da ein aktuelles Beispiel: Der internationale Fokus bringt zusätzlich
einen ganz anderen Maßstab mit sich. Insgesamt darf man den Respekt vor der
Verantwortung gegenüber Gästen und allen beteiligten Stakeholdern nie
verlieren.
An welches Event erinnern Sie sich besonders
gerne zurück?
FEDA: Auf jeden Fall an das Internationale Deutsche Turnfest 2009. Unter dem
Motto „Wir schlagen Brücken“ war besonders die Eröffnungsshow spektakulär: Eine
45-minütige große Wassershow, unterstützt durch Licht- und Soundeffekte,
verwandelte den Main in eine beeindruckende Bühne. Oder die FIFA
Frauen-Weltmeisterschaft 2011 mit der großen Fanmeile am Mainufer, den
schwimmenden Leinwänden und der sagenhaften Stimmung. Aber auch Veranstaltungen
wie das Paulskirchenfest 2023 anlässlich des 175. Jubiläums der
Paulskirchenverfassung oder die Eröffnung der neuen Frankfurter Altstadt 2018
mit einer großen Drohnenshow zur Eröffnung, waren Sternstunden.
Frankfurt ist inzwischen Tourismusmagnet: Im
vergangenen Jahr wurden über elf Millionen Übernachtungen in der Stadt erfasst.
Worauf sind diese stetig steigenden Zahlen Ihrer Ansicht nach zurückzuführen?
Frankfurt
ist inzwischen Tourismusmagnet: Im vergangenen Jahr wurden über elf Millionen
Übernachtungen in der Stadt erfasst. Worauf sind diese stetig steigenden Zahlen
Ihrer Ansicht nach zurückzuführen?
FEDA: Unsere Stadt überzeugt sowohl Freizeit- als auch Geschäftsreisende mit
einer einzigartigen Mischung aus Internationalität, kultureller Vielfalt und
urbaner Lebensqualität. Die steigenden Zahlen führen wir auf mehrere Faktoren
zurück: Als einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Europas mit einem der
größten Flughäfen der Welt ist Frankfurt hervorragend erreichbar. Gleichzeitig
ist die Stadt mit der Messe, der Börse und den Banken führender
Wirtschaftsstandort für internationale Kongresse, Messen und
Business-Events. Hinzu kommen gezielte Investitionen in die touristische
Infrastruktur, etwa der Wiederaufbau der Neuen Altstadt, der stetige Ausbau
unseres Hotelangebots sowie erfolgreiche Marketingmaßnahmen im In- und Ausland.
Frankfurt begeistert durch seine Gegensätze: Skyline trifft auf Fachwerk,
Globalität auf Lebensfreude. Diese Vielfalt macht die Stadt so attraktiv – und
das spiegelt sich in den Ergebnissen wider.
Während der Corona-Pandemie ist das
Beherbergungsgeschäft zeitweilig fast komplett zum Erliegen gekommen. Ist diese
Delle inzwischen vollständig ausgeheilt oder sind die Nachwirkungen immer noch
zu spüren?
FEDA: Die Branche hat sich stark erholt, aber einige Spätfolgen sind noch
spürbar – etwa im internationalen Geschäft in einigen Quellmärkten wie China
und bei Geschäftsreisen. Dafür haben wir aus dem Inland und im Freizeitbereich
starke Zuwächse erlebt. Wir blicken positiv nach vorne, auch wenn Flexibilität
immer gefragt ist. Die Krise hat aber auch deutlich gemacht, dass die
Tourismusbranche besonders vulnerabel gegenüber globalen Ereignissen ist.
Auf welches Event im Veranstaltungskalender
freuen Sie sich persönlich am meisten?
FEDA: Ich freue mich auf all unsere Feste – als nächstes auf den
Wäldchestag – er ist typisch Frankfurt: familiär, traditionell und das einzige
Volksfest mitten im Wald. Und natürlich liegt mir auch der Frankfurt
Christmas Market in Birmingham sehr am Herzen – er ist ein echtes Aushängeschild
unserer internationalen Beziehungen.
Hat sich Ihr Geschäftsmodell durch
Digitalisierung und New Work stark verändert?
FEDA: Absolut. Die Digitalisierung hat unsere Kommunikationswege, aber
auch das Reiseverhalten grundlegend verändert. Wir setzen heute stärker auf
digitale Kampagnen, Echtzeitdaten und hybride Formate. Die Grundidee –
Frankfurt als Erlebnisstadt zu vermarkten – bleibt aber die gleiche.
Berufsbedingt sind Sie viel im In- und Ausland
unterwegs. Mit welcher Stadt ist Frankfurt am ehesten zu vergleichen?
FEDA: Ich würde sagen: mit unserem Städtepartner Toronto. Eine
internationale Finanzmetropole, multikulturell, aber mit einem starken
regionalen Charakter — so wie Frankfurt — kompakt, effizient und dennoch voller
Leben.
Zum Schluss noch ein Blick nach vorne: Was
wünschen Sie der Stadt und der TCF für die nächsten 30 Jahre?
FEDA: Ich wünsche uns Neugier, Offenheit und Innovationskraft. Die Welt
wird sich weiter verändern, und wir müssen mit ihr wachsen – aber dabei nie
vergessen, was Frankfurt ausmacht: Vielfalt, Internationalität und ein ganz
eigener Charme.