Synthetische Opioide füllen „Heroin-Lücke“
04.04.2025, 14:14 Uhr
Drogenreferat und Drogenhilfeträger veranstalten Fachtagung zu Gefahren von Fentanyl und Co. und erörtern Best-Practice-Modelle für Sucht- und Drogenhilfe
Fentanyl und
Co. – Herausforderungen und Risiken synthetischer Opioide“ lautet der Titel
einer internationalen Fachtagung, zu der das Drogenreferat in Kooperation mit
dem Drogen- und Suchthilfeträger BASIS für Mittwoch, 18. Juni, ab 13
Uhr in den Saalbau Gutleut in der Rottweiler Straße 32 einlädt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Expertinnen und Expertinnen der
Sucht- und Drogenhilfe tauschen sich über synthetische Opioide wie Fentanyl,
Nitazene oder Tramadol aus, die zunehmend auf der Drogenszene auftauchen, und
stellen internationale Best-Practice-Modelle im Umgang damit vor.
Auch in Frankfurt wurde bei Schnelltests in einem Drogenkonsumraum im Januar
erstmals Fentanyl als Streckmittel im Straßenheroin entdeckt. „Wir stellen uns
darauf ein, dass dies erst der Beginn einer größeren Verbreitung ist“, sagt
Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. Der Heroin-Engpass wegen des Rückgangs beim
Schlafmohnanbau in Afghanistan sei inzwischen auch hierzulande zu spüren. Als
Ersatz würden vermehrt synthetische Opioide auf den illegalen Markt geschwemmt,
die preiswert und einfach zu produzieren sind.
„Wir sind alarmiert“, bestätigt auch Oliver Müller-Maar, der stellvertretende
Leiter des Drogenreferats. Auch wenn er keine Krisenszenarien wie in den USA
erwartet, wo statistisch betrachtet alle sieben Minuten ein Mensch an
einer Fentanyl-Überdosierung stirbt, seien synthetische Stoffe wegen ihrer
potenten und unberechenbaren Wirkung „brandgefährlich“. Fentanyl zum
Beispiel wirkt rund 50 mal stärker als Heroin und rund 100 mal stärker als
Morphin.
In Frankfurter Drogenkonsumräumen werden deshalb Schnelltests angeboten, um
Straßenheroin zu untersuchen. „Damit kann man immerhin feststellen, ob Fentanyl
als Streckmittel enthalten ist“, sagt Müller-Maar. In welcher Dosierung lässt
sich allerdings nicht ermitteln. Gesundheitsdezernentin Voitl fordert deshalb
einmal mehr, „endlich Drug Checking in Hessen zuzulassen“. Die
bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen sind längst geschaffen, sagt sie: „Die
Landesregierung muss endlich die Ausführungsbestimmungen dazu erlassen. Das
kann schon in naher Zukunft wichtig sein, um Leben zu retten.“
„Bei der Fachtagung im Juni wird es deshalb nicht allein um Chemie, Toxikologie
und Verbreitung der synthetischen Opioide in Deutschland und Europa gehen oder
um Best Practice-Modelle. Expertinnen und Expertinnen sollen als Ergebnis
konkrete Handlungsempfehlungen für Frankfurt und andere Kommunen formulieren“,
sagt Voitl und betont: „Wir werden gut vorbereitet und handlungsfähig
sein, wenn die Situation es erfordert.“