Stadtrat Bergerhoff spricht über Corporate Governance im öffentlichen Sektor
02.05.2025, 12:18 Uhr
Kämmerer hält Bachelor-Vorlesung an der Frankfurt School
Es ist eine ideale Verbindung von kommunaler Praxis und
unternehmensrechtlicher Theorie: Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff hat am
Mittwoch, 30. April, eine Vorlesung über „Corporate Governance im öffentlichen
Sektor“ gehalten und darin die Bedeutung von Compliance und gesellschaftlicher
Verantwortung für die Stadt Frankfurt am Main unterstrichen. Die zweistündige
Veranstaltung fand statt im Rahmen der Vertiefung im Bachelorstudium an der
Frankfurt School of Finance & Management bei Prof. Julia Redenius-Hövermann.
In den vergangenen Jahren haben viele Städte, Länder und der Bund begonnen,
Regeln guter Unternehmensführung aufzustellen. Damit soll dem Steuerungsverlust
durch die Auslagerung öffentlicher Aufgaben in Unternehmen strategisch
begegnet, Transparenz erhöht und der besonderen Verpflichtung bei der
Daseinsvorsorge gegenüber Bürgerinnen und Bürgern Rechnung getragen werden.
Corporate Governance wird dabei als Gesamtheit der organisatorischen und
inhaltlichen Ausgestaltung der Führung und Überwachung von Unternehmen
verstanden. „Gute Corporate Governance gewährleistet verantwortliche,
qualifizierte, transparente und auf den langfristigen Erfolg ausgerichtete
Führung und soll der Organisation selbst dienen, ihren Eigentümer:innen, sowie
externen Interessengruppen wie Banken, Absatz- und Beschaffungsmärkten, der
Gesellschaft und der Bürgerschaft“, sagte Bergerhoff.
Der Kämmerer erläuterte das am konkreten Beispiel der Konzern-Familie Stadt
Frankfurt und dem städtischen Public Corporate Governance Kodex (PCGK), der für
die von der Stadt berufenen Mitglieder des Aufsichtsrats oder ähnlicher Organe
und für alle Unternehmen gilt, an denen die Stadt mehrheitlich direkt oder
indirekt beteiligt ist. Der Kodex ist ausgerichtet auf die Rechtsform der GmbH,
soll aber sinngemäß auch bei Unternehmen in anderer Rechtsform sowie bei
Eigenbetrieben angewendet werden. Derzeit umfasst die Konzern-Familie 680
Unternehmen, 302 davon mit mindestens 20 Prozent Beteiligung.
Bereits seit dem Jahr 2010 hat die Stadt Frankfurt einen PCGK, der zuletzt 2023
neugefasst wurde. „Die Stadt Frankfurt verpflichtet sich damit, eine gute,
verantwortungsvolle Unternehmensführung und -kontrolle bei ihren
Beteiligungsunternehmen zu sichern. Diese Steuerung hat sich primär am
Gemeinwohl der Bürger:innen zu orientieren, wobei der wirtschaftliche Erfolg
der einzelnen Unternehmen und der Konzern-Familie zu berücksichtigen ist“,
erklärte Bergerhoff. „Zu einer guten Unternehmensführung gehört auch die
Entwicklung einer Kultur der Einhaltung von Regeln, der Compliance.“ Bergerhoff
erläuterte den Studierenden außerdem die operative Umsetzung sowie Evaluation
und Weiterentwicklung des PCGK. Einen Ausblick gab er auf das topaktuelle Thema
der Nachhaltigkeitsberichterstattung, zu der nach Plänen der EU künftig neben
Großunternehmen auch kleine und mittlere Unternehmen verpflichtet werden
sollen.
Bergerhoffs Fazit nach intensiver Diskussion mit den Studierenden lautete:
„Governance ist auch in öffentlichen Unternehmen äußerst relevant. Durch die
Zweckbindung öffentlicher Ressourcen und die komplexeren Aufsichtsstrukturen im
demokratischen Gefüge ist sie hochsensibel und komplex. Im Zentrum des
öffentlichen Handelns und Wirtschaftens steht Nachhaltigkeit in allen Aspekten.
Das sollte auch als Chance gelebt werden, um der gesellschaftlichen
Verantwortung gerecht zu werden.“