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Physikalischer Verein benennt Planeten nach historischen jüdischen Mitgliedern

05.12.2024, 12:03 Uhr

Enthüllung der Gedenktafeln
Enthüllung der Gedenktafeln © Physikalischer Verein

Der Physikalische Verein in Frankfurt hat zwei neu entdeckte Kleinplaneten nach ehemaligen Mitgliedern des Vereins benannt. Damit sollen Arthur von Weinberg und die Eheleute Katharina und Moritz Oppenheim geehrt werden, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden beziehungsweise den Freitod wählten. 

Am Mittwoch, 4. Dezember, wurden im Physikalischen Verein dazu während einer feierlichen Veranstaltung zwei Gedenktafeln enthüllt, die an die historischen Mitglieder erinnern. Der Physikalische Verein hat sich zu diesem Schritt im Zuge der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte entschieden. Ina Hartwig, Dezernetin für Kultur- und Wissenschaft, begleitete die Veranstaltung als Schirmherrin.
 
Hartwig sagte: „Ich begrüße es sehr, dass der Physikalische Verein die eigene Geschichte im Nationalsozialismus aufarbeitet und im Zuge dessen der damals aus dem Verein gedrängten jüdischen Mitglieder gedenkt. Die Benennung von Kleinplaneten ist eine sehr besondere Form der Erinnerungskultur, die in ihrer Spezifik gut zum Physikalischen Verein passt.“
 
Prof. Dorothée Weber-Bruls, Präsidentin des Physikalischen Vereins, sagt: „Katharina und Moritz Oppenheim sowie Arthur von Weinberg haben auf sehr unterschiedliche Weise bedeutende Spuren im Physikalischen Verein hinterlassen. Ihnen gemeinsam ist jedoch ihr Engagement für Wissenschaft und Bildung, das unseren Verein über viele Jahrzehnte geprägt hat. Ihre Unterstützung soll durch diese Ehrung sichtbar bleiben – als ein Teil der Geschichte, die uns heute zu den Werten von Offenheit und Erinnerung verpflichtet.“ 
 
Arthur von Weinberg wurde als Vorstandsmitglied 1924 noch anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Physikalischen Vereins öffentlich geehrt, nur wenige Jahre später wurde er als Jude von der Mitgliederliste gestrichen, ebenso wie Katharina und Moritz Oppenheim. Arthur von Weinberg starb 1943 im KZ Theresienstadt, die Eheleute Oppenheim begingen 1933 gemeinsam Suizid.
 
Aktuell untersucht die Historikerin Dr. Andrea Hansert in einem Forschungsprojekt die Geschichte des Physikalischen Vereins in der Zeit des Nationalsozialismus. Das Ergebnis wird voraussichtlich 2026 veröffentlicht.
 
Beim Minor Planet Center, der international zuständigen Einrichtung für Kleinplaneten, sind folgende Widmungen hinterlegt:
 
(274928) von Weinberg
Arthur von Weinberg (1860-1943) was a German chemist and manager of the largest textile azo dyestuff production of its time, honorary citizen of Frankfurt, honorary member of the Physikalischer Verein, director of Senckenberg and arts patron. Because of his Jewish ancestry, he was arrested by the Nazis and died in the Theresienstadt concentration camp.
 
(343981) Oppenheim
Moritz Nathan Oppenheim (1848–1933) and Katharina (1862–1933), maiden name von Kuffner, were a German-Jewish couple who donated the 0.2-m refractor to the Physikalischer Verein for the Frankfurt Observatory in 1908. They donated a chair in physics for the foundation of the Frankfurt University. When the Nazis came to power, both committed suicide.
 
Weitere Informationen gibt es unter physikalischer-verein.deExternal Link.

Foto
Im Physikalischen Verein enthüllten Prof. Dorothée Weber-Bruls, Präsidentin des Physikalischen Vereins, und Kulturdezernentin Ina Hartwig die zwei Gedenktafeln, die an die historischen Mitglieder erinnern.

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