Mario Kramer erhält die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt
27.05.2025, 14:28 Uhr

Der
Kunsthistoriker, frühere Museumskurator und langjährige Sammlungsleiter am
Museum MMK für Moderne Kunst, Dr. Mario Kramer, wurde am Dienstag, 27. Mai, im
Kaisersaal im Rathaus Römer für seine langjährige Tätigkeit mit der
Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Prof. Peter
Gorschlüter, lange Jahre stellvertretender Direktor am MMK und damit Kollege
des Geehrten und heute Direktor des Folkwang Museums in Essen.
Kramer war Anfang der 1990er Jahre maßgeblich am Aufbau des damals neuen Museum
MMK für Moderne Kunst beteiligt und dort 32 Jahre lang Sammlungsleiter und
Kurator. Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig überreichte ihm die
Auszeichnung: „Ein solches Engagement über eine so lange Zeit und eine so große
Treue zu einem Haus und einer Stadt findet man heutzutage kaum noch. Das
alleine ist schon eine Würdigung wert. Mario Kramer hat in dieser langen Zeit
aber auch Außergewöhnliches geleistet, sein Name ist untrennbar mit der
Geschichte und dem Profil des Museum MMK für Moderne Kunst verbunden. Er hat
außergewöhnliche Ausstellungen organisiert und wesentliche Neuerungen für die
Sammlung des Museums erworben. Dabei hat er die Sammlungspflege nie als
Selbstzweck verstanden, sondern immer als Beitrag zum öffentlichen Verständnis
und zur kulturellen Teilhabe – diese Haltung durchzieht seine gesamte Arbeit.
Dafür möchte ich ihm persönlich danken und freue mich sehr, ihm die
Ehrenplakette der Stadt Frankfurt verleihen zu dürfen. Diese Auszeichnung hat
er mehr als verdient.“
Erster
internationaler Auftritt des MMK in New York und bedeutende Ausstellungen
Kramer studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie und empirische
Kulturwissenschaften in Freiburg und Hamburg. Er promovierte zum Werk von
Joseph Beuys, was ein wichtiger Forschungsschwerpunkt von ihm war und blieb.
Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen trugen seine Handschrift.
So beschäftigte sich Kramers erste Ausstellung 1994 mit dem figurativen
Frühwerk des japanischen Künstlers On Kawara, der bis zu diesem Zeitpunkt
außerhalb Japans noch völlig unbekannt war. Auch der erste internationale
Auftritt des MMK in New York City ist eng mit Kramer verbunden – im Rahmen der
Ausstellung „Views from Abroad“ im Whitney Museum of American Art. Der Kurator
zeichnete auch für zwei Ausstellungen zum Werk von Andy Warhol verantwortlich:
2003 „Time Capsules“ in Zusammenarbeit mit dem Warhol Museum in Pittsburgh und
2012 „Warhol Headlines“ in Zusammenarbeit mit der National Gallery in
Washington. Zudem kuratierte Kramer die Ausstellung „The Fact of Matter” im
Jahr 2015 über den Tänzer und Choreographen William Forsythe zum Abschied
seiner Frankfurter Ära und 2021 die Ausstellung „Museumcircle“ von John Cage,
zu der erstmals alle Frankfurter Museen zu einer Kooperation eingeladen wurden.
Wichtige
Erwerbungen für die Sammlung des Museums
Als langjähriger Sammlungsleiter war er auch für bedeutende Erweiterungen und
Schenkungen verantwortlich und dafür, dass die Sammlung des MMK stets erweitert
und ausgebaut wurde. Einige der wichtigsten Erwerbungen in seiner Zeit waren:
- Das Johann Wolfgang von Goethe gewidmete 900-seitige Werk von Hanne Darboven.
- Die zehn frühen Zeichnungen von
Andy Warhol anlässlich des 60. Geburtstages von Jean-Christophe Ammann
1999.
2014 konnte das gesamte filmerische Schaffen von Jack Smith erworben werden, einem der einflussreichsten amerikanischen Filmemacher der 1960er Jahre. - Mit viel Glück konnte das Museum 2019 eines der Hauptwerke von Joseph Beuys erwerben: Die Aktionsplastik „Boxkampf für direkte Demokratie“ – eine fünf Meter lange Vitrine von Joseph Beuys. Das Werk ist während der documenta 5 in Kassel 1972 entstanden.
- Und der Höhepunkt in Kramers Ära: Die Erwerbung der ehemaligen Sammlung von Rolf Ricke mit Werken unter anderem von Cady Noland und Lee Lozano.
Kramer ist auch ein leidenschaftlicher Vermittler
von Kunst
Als Sammlungsleiter katalogisierte Kramer zudem das Archiv Peter-Roeher und
später das Archiv Jean-Christophe Ammann und machte dadurch wichtige Dokumente
der zeitgenössischen Kunst für die internationale Forschung zugänglich.
Zudem etablierte er maßgeblich das Vermittlungsprogramm des Museums,
entwickelte Führungen und Vorträge, die nicht nur Wissen weitergeben, sondern
aktiv den Dialog mit den Besucherinnen und Besuchern selbst suchten.
Kulturdezernentin Hartwig sagt: „Dr. Mario Kramer erhält die Ehrenplakette der
Stadt Frankfurt als Zeichen des Dankes, der Anerkennung und der Wertschätzung.
Für seine unermüdliche Arbeit, seinen Beitrag zum kulturellen Leben dieser
Stadt und für seine leidenschaftliche Tätigkeit als Kurator, Vermittler und
Denker. Ich gratuliere ihm im Namen der Stadt Frankfurt und aller
Kunstinteressierten.“