Magistrat beschließt Sanierung des Zoogesellschaftshauses
16.05.2025, 12:36 Uhr

Mit neuer Zooschule und neuem Kinder- und Jugendtheater
Am Freitag, 16. Mai, hat der Magistrat der Sanierung des
denkmalgeschützten Zoogesellschaftshauses am Frankfurter Zoo mit der Erweiterung
der Zooschule sowie Einrichtung eines Kinder- und Jugendtheaters zugestimmt.
Vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung soll Frankfurt mit
diesem Beschluss einen neuen Kultur- und Lernort erhalten, der allen jungen
Menschen offensteht: Mit einer Zooschule, die sich besonders in der Bildung und
Vermittlung von Tierhaltung, Arten- und Naturschutz einsetzt, und einem eigenen
Theater für Kinder und Jugendliche. Die Sanierung des Zoo-Gesellschaftshauses
mit Zooschule und Kinder- und Jugendtheater ist gemeinsam mit der kürzlich
beschlossenen Umgestaltung des Zoos im Zuge des Zoo-Masterplans und dem
geplanten Frankfurt Conservation Center (FCC) Teil eines Drei-Säulen-Konzepts,
das einen Schwerpunkt für Kultur und Wissenschaft im Frankfurter Osten schafft.
Frankfurt braucht ein
eigenes Kinder- und Jugendtheater
Kulturdezernentin Ina Hartwig freut sich: „Der heutige Beschluss des Magistrats
ist ein klares Bekenntnis für junge Menschen in Frankfurt und Umgebung und für
die Zukunft unserer Stadt. Wie dringend Frankfurt ein eigenes Haus für junges
Publikum braucht, zeigt nicht zuletzt die unzureichende kulturelle
Grundversorgung in diesem Bereich: Wenn alle Schülerinnen und Schüler sowie
Kindergartenkinder aus Frankfurt und dem Umland im Sinne der kulturellen
Teilhabe einmal pro Jahr eine Theatervorstellung besuchen sollten, wird
voraussichtlich nicht einmal das neue Kinder- und Jugendtheater diesen Bedarf
decken können.“ Die Kulturdezernentin sagt weiter: „Doch genau das ist unser
Ziel, nämlich auch Kinder und Jugendliche zu gewinnen, die bisher noch kein
Theater erlebt haben.“
Trotz der vielen Akteurinnen und Akteure der freien Szene kann der Bedarf
derzeit nicht erfüllt werden. Dem Tanz für Kinder und Jugendliche fehlen
entsprechende Räumlichkeiten, es mangelt an größeren Sälen für die
darstellenden Künste sowie an Theaterangeboten für Jugendliche. Gerade vor dem
Hintergrund einer herausfordernden politischen Weltlage und einer Gefährdung
unseres demokratischen Zusammenlebens durch antidemokratische Kräfte, ist die
Bildung und kulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen besonders wichtig
und sollte nicht vernachlässigt werden.
Im neuen Kinder- und Jugendtheater sollen soziale Räume geschaffen werden, in
denen junge Menschen ihre eigenen Erfahrungen und Geschichten erzählen und sich
mit aktuellen Herausforderungen auseinandersetzen können. Kulturdezernentin
Hartwig sagt: „Und das ist vielleicht der wichtigste Punkt bei der Entscheidung
für ein städtisches Kinder- und Jugendtheater: Es wird ein ganz eigener Ort für
junge Menschen geschaffen, den sie aktiv mitgestalten dürfen; komplett
unabhängig von den großen Kulturbauten für Erwachsene.“
Freie Szene im Kinder- und
Jugendtheater von Anfang an eingebunden
Frankfurt wird mit dem neuen Haus ein Hotspot für Kinder- und Jugendtheater,
davon profitiert die gesamte Szene, sagt Fiona Louis, Vorsitzende des Vereins
„Paradiesvogel – Frankfurter Modell der eigenständigen Theater für junges
Publikum“. „Mit dem Projekt schafft Frankfurt einen bedeutenden und dringend
benötigten Raum für die darstellenden Künste für junges Publikum. Dadurch, dass
das Haus bereits mit der freien Szene zusammenarbeitet und diese konstruktiv in
den bisherigen Prozess mit der jungen Theaterwerkstatt am Zoo einbindet, können
bestehende Angebote gestärkt, aber auch neue wegweisende Impulse für künstlerische
Vielfalt, Qualität und Reichweite gesetzt werden“, sagt Louis.
Sanierung des
Zoogesellschaftshaus ohnehin dringend nötig
Das stark sanierungsbedürftige Gebäude des Zoogesellschaftshauses von 1876
wurde in der Vergangenheit vielfältig genutzt – unter anderem als Theater,
Kino, Ballsaal sowie Tagungsort – und war einst ein eindrucksvolles Beispiel
für die repräsentative Architektur des 19. Jahrhunderts. Nach der nahezu
vollständigen Zerstörung des prachtvollen Baus im Frühjahr 1944 wurde das Haus in
der Nachkriegszeit in
verschiedenen Bauabschnitten neu errichtet und später
immer wieder umgebaut. Die letzten grundhaften Instandsetzungen erfolgten in
den 1980er Jahren. Die historischen Fassaden zur Stadt hin bröckeln und zeugen
von einer maroden Bausubstanz, im Innenbereich führen die unterschiedlichen
Höhen der Geschosse zu einer Vielzahl von Treppen, die technischen
Anlagen wie Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro oder Brandschutz müssen
erneuert werden.
Da das Gebäude ohnehin saniert werden muss, bietet sich die einmalige
Gelegenheit, mit vergleichsweise geringem finanziellem Mehraufwand ein in
Frankfurt dringend benötigtes, gut ausgestattetes, eigenständiges Kinder- und
Jugendtheater zu etablieren.
Ein offenes Haus für alle,
der Zoo bekommt neue Räume
Mit der am Freitag, 16. Mai, beschlossenen Vorlage wird das
Zoogesellschaftshaus seinen ursprünglichen Zweck als offenes Haus für den
Stadtteil zurückerhalten. Das Erdgeschoss wird an mehreren Nachmittagen in der
Woche frei zugänglich sein. Laut dem vorliegenden Nutzungs- und Betriebskonzept
für das Kinder- und Jugendtheater – das eng mit der Freien Szene erarbeitet
wurde – ist eine multifunktionale Nutzung der Räume und Ausstattung angedacht,
sodass die Theaterräume in spielfreien Zeiten auch von Filmfestivals,
Veranstaltungen des Zoos, Konferenzen und mehr bespielt werden können.
Herzstück des Hauses wird der Theatersaal für bis zu 450 Besucherinnen und
Besucher, der auch in zwei kleinere Säle für parallele Veranstaltungen trennbar
ist.
Das Konzept sieht außerdem
vor, dass auch die im Gebäude untergebrachte Zooverwaltung mit der Zoodirektion
und den Kernabteilungen sowie die Zooschule neue Räume erhalten. Die Direktorin
des Zoo Frankfurts, Dr. Christina Geiger, fügt hinzu: „Seit 1876 ist das Zoogesellschaftshaus
das Entree in den Zoo und Sitz der Zooverwaltung mit vier Abteilungen sowie der
Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Das über viele Jahre dort ebenfalls
beheimatete Jugend-Kino und später das Fritz-Rémond-Theater waren
Anziehungspunkte für die Menschen der Stadt. Durch die umfangreiche Sanierung
des Hauses profitiert unter anderem unsere Zooschule. Sie erhält zwei große und
multifunktionale Räume für ihre vielfältige Bildungsarbeit. Mit dem Kinder- und
Jugendtheater bleibt das Haus in seiner Nutzung ganz im Sinne seiner bewegten
Geschichte.“
Hartwig findet: „Der Zoo als niedrigschwelliger Ort für Kinder und Familien aus
der gesamten Region ist der ideale Nachbar für das Kinder- und Jugendtheater.
Die räumliche Nähe der Zooschule ermöglicht zudem die Zusammenarbeit beider
Abteilungen und Kooperationen mit Schulen und Bildungseinrichtungen.“
Kosten für Kernsanierung
und Neuausstattung / Nächste Schritte
Für die Kernsanierung des Hauses, die Neuausstattung mit zeitgemäßen
technischen Anlagen, Arbeitsplatzausstattung für die Mitarbeitenden des Zoos,
der Erweiterung der Zooschule und dem Einbau des Kinder- und Jugendtheaters
wird mit Gesamtkosten in Höhe von 94 Millionen Euro gerechnet. Mit dem
vorliegenden Beschluss ist der Magistrat nun beauftragt, die Planungen zur
Umsetzung der Sanierung des Hauses mit Erweiterung der Zooschule und
Einrichtung des Kinder- und Jugendtheaters fortzuführen. Dazu gehört es auch,
die entsprechenden finanziellen Mittel in den folgenden Haushaltsjahren ab 2026
anzumelden.
Ausgangspunkt für den Beschluss war die Grundsatzentscheidung der
Stadtverordnetenversammlung von 2019, das Haus zu sanieren und es dann wieder
der Bevölkerung zugänglich zu machen, in dem ein neues, für alle zugängliches
Theater für Kinder und Jugendliche geschaffen wird.