Kulturcampus geht in die zweite Phase als „New European Bauhaus“- Projekt
27.06.2025, 12:15 Uhr
EU fördert Fortsetzung
und Weiterentwicklung des Reallabors „Vision 31: Kulturcampus gemeinsam
gestalten“
Die Europäische Kommission unterstützt in diesem Jahr erneut
die Entwicklung des Kulturcampus in Bockenheim als Teil ihrer Initiative „New
European Bauhaus“ (NEB) und hat das Reallabor „Vision 31: Kulturcampus
gemeinsam gestalten“ für eine zweite Förderphase ausgewählt. Das Projekt wird
vom Offenen Haus der Kulturen, der zivilgesellschaftlichen Initiative Making
Frankfurt, der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) und dem Dezernat
für Kultur und Wissenschaft gemeinsam getragen. Auch das Dezernat für
Planen und Wohnen unterstützt das Projekt. Aufbauend auf dem Erfolg des
Projektes im vergangenen Jahr wird „Vision 31“ seit Mai als eines von nur
wenigen Projekten in Deutschland weiterhin im Rahmen des NEB gefördert – mit
dem Ziel, den ehemaligen Universitätscampus in ein zukunftsweisendes,
gemeinschaftlich gestaltetes Stadtquartier zu transformieren.
Das Programm NEB wurde von der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula
von der Leyen, im September 2019 initiiert. Ziel der Initiative ist es, den
European Green Deal – also die nachhaltige Transformation der Lebensumgebung –
im Rahmen eines interdisziplinären und partizipativen Prozesses durch
innovative Ideen und Konzepte zu unterstützen.
Unter dem Titel „Cultural Campus. Co-Creating our Future Spaces 2: Sharing
Resources“ liegt der Fokus dieser neuen Projektphase von „Vision 31“ auf
der gemeinsamen Gestaltung und Nutzung öffentlicher Räume. Das Konzept entwirft
einen inklusiven, moderierten Prozess, welcher den Kulturcampus in den
kommenden Jahren zum Labor für die Stadt von Morgen entwickelt. Der
Kulturcampus Frankfurt steht damit exemplarisch für einen neuen Typ städtischer
Großprojekte – als Modellfall einer gemeinwohlorientierten, ökologisch
verantwortlichen und koproduktiven Stadtentwicklung. Auf dem 16 Hektar großen
Areal entsteht durch die Zwischennutzung der seit 2022 leerstehenden ehemaligen
Kunstbibliothek der Goethe-Universität in den kommenden Jahren ein Ort, an dem
Anwohnerinnen und Anwohner, Kulturschaffende, Expertinnen und Experten sowie
Verwaltung gemeinsam erproben, wie städtische Räume unter Bedingungen
sozial-ökologischer Transformationen gestaltet werden können.
Der Kulturcampus bietet dafür außergewöhnliche Voraussetzungen: Die alleinige
Entwicklungsverantwortung von Stadt und Land ermöglicht neue Spielräume für
nicht-kommerzielle Nutzungsmodelle, kooperativen und experimentellen Städtebau
und Steuerungsformen. Damit wird der Kulturcampus zur Plattform, die Ideen für
die soziale und ökologische Entwicklung von Städten generiert und einen
verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen ermöglicht. Das neue Vorhaben
schafft Strukturen für die langfristige Beteiligung lokaler Akteurinnen und
Akteure – darunter Nachbarschaftsinitiativen, Kulturschaffende und
Bildungseinrichtungen – und stärkt die interdisziplinäre Netzwerkbildung rund
um den Campus. Das Vorhaben versteht sich als Pilotprojekt für eine nachhaltige
Stadtentwicklung, das durch seine offene, experimentelle Herangehensweise
andere Städte in Europa inspirieren kann.
Tim Schuster, Geschäftsführer des Offenen Hauses der Kulturen, betont: „Der Kulturcampus
ist nicht nur ein Ort – er ist ein Prozess. Mit der zweiten Phase bauen wir das
Reallabor weiter aus und machen den nächsten Schritt hin zu einer Stadt, die
gemeinsam und verantwortungsvoll gestaltet wird.“
Dazu initiiert die UAS ein begleitendes Forschungsvorhaben, das
wissenschaftlich insbesondere die Prozesse von Planung, Aneignung und
Beteiligung und deren räumlichen Entwicklungen im Spannungsfeld von
Stadtentwicklung, Klimawandelanpassung und kultureller Teilhabe analysiert.
„Nach der ersten Phase des transdisziplinären Projekts, das Studierende aus
Architektur, Stadtplanung und Sozialer Arbeit zusammengebracht hat, ist es für
uns sehr spannend, den Kulturcampus weiterhin als Praxisbeispiel
gemeinschaftlicher Stadtentwicklung zu begleiten und mit studentischen
Entwürfen und Initiativen zu unterstützen“, unterstreicht Prof. Paola Alfaro
d’Alençon, Professorin für Städtebau und Entwerfen im internationalen
Kontext von der UAS, die Rolle der Hochschule, die mit ihrer Forschung das
wissenschaftliche Ziel verfolgt, Parameter und Akteurskonstellationen zu
identifizieren, die eine gemeinschaftlich getragene Entwicklung von Stadt
ermöglichen. Der Campus wird so nicht nur zum Untersuchungsgegenstand, sondern
zum aktiven Labor einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung.
„Die spezifische Zusammensetzung der Projektgruppe ‚Vision 31‘ bestehend aus
Forschung, Kultur, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung bildet dabei einen
wichtigen Baustein, mit dem wir das entscheidende Know-how zusammentragen und
die starken Netzwerke knüpfen konnten, die das Projekt zum Erfolg geführt
haben“, betont Tobias Krauch, Urbanist und Mitglied von Making Frankfurt.
Kulturdezernentin Ina Hartwig sagt: „‚Vision 31‘ hat der Debatte um den
Kulturcampus im vergangenen Jahr neuen Schwung verliehen und Perspektiven
eröffnet. Ich freue mich sehr, dass die Europäische Union das Potenzial der
kulturellen Zwischennutzung dieses großen Areals im Herzen von Frankfurt
erkannt und sich entschieden hat, ihre großzügige Förderung zu verlängern.
Somit können wir in die nächste Runde gehen und mit der Transformation der
Kunstbibliothek zu einem Kulturort das erste Projekt des ‚New European Bauhaus‘
in Hessen in die Umsetzung bringen.“