„Kein Name soll fehlen!“: Neue Gedenkstele am Hauptfriedhof nennt die Namen der Opfer des KZ „Katzbach“
21.03.2025, 14:58 Uhr

Einweihung einer neuen Gedenkstele am Sammelgrab
Seit Anfang März finden in Frankfurt Veranstaltungen des Programms „80 Jahre Todesmarsch Frankfurt – Hünfeld“ statt. Am Freitag, 21. März, gab es einen besonderen Termin: Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof im Gewann E am Grab unter der Nummer 157 wurde eine neue Gedenkstele zur Erinnerung an die 527 in Frankfurt umgekommenen und ermordeten Häftlinge des KZ „Katzbach“ eingeweiht. Dies ist knapp ein Drittel aller 1616 Häftlinge des KZ „Katzbach“.
Würdigung aller 527 Opfer
1948 wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof bereits ein Gemeinschaftsgrab für
die Opfer des KZ „Katzbach“ eingerichtet. Das Grab gilt als eines der größten
Gemeinschaftsgräber von Menschen außerhalb Polens, die am Warschauer Aufstand
1944 beteiligt waren. Denn dies war die größte Gruppe der im KZ in den
Adlerwerken inhaftierten Männer. Über die Jahre erfolgten verschiedene Umgestaltungen
der Grabanlage. 1972 wurde das Grab durch einen Namensfries auf Steinplatten
eingefasst. Ein großer Gedenkstein wurde 1997 eingeweiht.
Jüngere Forschungen haben ergeben, dass 15 weitere Häftlinge, die in Frankfurt
ermordet wurden, nicht auf den Gedenkplatten des Namensfries genannt sind.
Außerdem sind einige Namen doppelt und/oder falsch geschrieben. Da die
Inschriften auf den Grabplatten nicht alphabetisch sortiert und zudem schon
recht verwittert sind, ist es schwierig, den Namen eines Angehörigen oder
Bekannten unter den Genannten zu finden. Deshalb gab es schon länger
Überlegungen, das zu aktualisieren. Dies ist nun durch die neue Gedenkstele
passiert.
„Die Arbeit der Vereine und des Geschichtsort ist enorm wichtig, um die
Erinnerung an die Opfer des KZ ,Katzbach‘ und die damit verbundenen
Verbrechen der Nationalsozialisten wach zu halten. Diese fanden auch hier bei
uns vor der Haustür, hier in Frankfurt statt. Das dürfen wir nie vergessen.
Deswegen haben wir als Stadt das Projekt von Anfang an mit Expertise,
Vernetzung und auch finanziellen Mitteln gerne unterstützt. Besonders
erfreulich ist die große positive Resonanz der Angehörigen der einstigen Opfer,
die zahlreich unserer Einladung nach Frankfurt gefolgt sind. Auch das ist ein
Ergebnis des langjährigen zivilgesellschaftlichen Engagements gepaart mit
kommunaler Unterstützung“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina
Hartwig.
Durch eine gemeinsame Spendenaktion konnte die
neue Stele finanziert werden
Die Stele wurde ermöglicht durch das Engagement des Fördervereins für die
Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ-Katzbach in den Adlerwerken und
zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main, zusammen mit dem Geschichtsort
Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager, dem Gallus Theater und
dem Verein Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim (LAGG). Durch eine
gemeinsame Spendenkampagne konnte die Stele finanziert werden.
Thomas Altmeyer, Leiter des Geschichtsorts Adlerwerke, sagte stellvertretend
für die Initiatorinnen und Initiatoren bei der Einweihung: „Die
verschiedenen Gedenkelemente, die seit 1948 am Gemeinschaftsgrab am
Hauptfriedhof entstanden sind, sind auch ein Bestandteil der Geschichte des
Verdrängens und Erinnerns der Frankfurter Stadtgesellschaft an die Verbrechen
im KZ ,Katzbach‘. Allen Beteiligten war es wichtig, mit den korrigierten Namen
alle Opfer zu würdigen, gleichzeitig aber auch die Geschichte dieser Grabanlage
mit Gedenkzeichen aus verschiedenen Jahrzehnten zu erhalten. Die Verwirklichung
der Gedenkstele ist ein Beispiel zivilgesellschaftlichen Engagements, das die
Erinnerung an die Verbrechen an dieses KZ-Außenlager mitten in Frankfurt seit
vielen Jahrzehnten prägt.“
Teil des kommunenübergreifenden
Veranstaltungsprogramms
Auf gemeinsame Initiative der Dezernentin für Kultur und
Wissenschaft Hartwig und des Geschichtsortes Adlerwerke haben sich
zahlreiche Kommunen und Initiativen zusammengeschlossen und ein vielfältiges
Programm entlang der einstigen Todesmarschroute auf die Beine gestellt. Dieses
bündelt Aktionen, Ausstellungen, Führungen, Gedenkveranstaltungen,
Gottesdienste, Konzerte, Lesungen, Performances anlässlich des 80. Jahrestags
des Todesmarsches und damit der Auflösung des KZ „Katzbach“ in den Adlerwerken.
Die Einweihung auf dem Hauptfriedhof fand als Teil dieses
kommunenübergreifenden Veranstaltungsprogramms „80 Jahre Todesmarsch
Frankfurt-Hünfeld“ statt.
Weitere Informationen zum Gesamtprogramm gibt es unter todesmarsch-frankfurt-huenfeld.de.External Link