Am 28. Mai eröffnet im Bibelhaus eine von Jugendlichen erstellte Ausstellung zu jüdischem Leben im Westend
26.05.2025, 12:10 Uhr
„Jüdisches Leben sichtbar machen”
Während eines eindrucksvollen Projekts haben Konfirmandinnen und Konfirmanden der Evangelisch-reformierten Gemeinde – darunter auch Jugendliche der Französisch-reformierten Gemeinde – die Geschichte der ehemaligen Synagoge in der Unterlindau 23 im Westend erforscht und kreativ rekonstruiert. Entstanden sind detailreiche Nachbauten aus Klemmbausteinen, digitale Modelle in der Software Minecraft und weitere künstlerische Darstellungen. Daraus ist eine Ausstellung entstanden, die jetzt auch im Bibelhaus ErlebnisMuseum (BIMU) in der Metzlerstraße 19 gezeigt wird. Die Eröffnung der Kabinettausstellung „Jüdisches Leben sichtbar machen: Die Synagoge in der Unterlindau 23“ findet am Mittwoch, 28. Mai, um 18 Uhr statt.
Beeindruckendes Engagement junger Frankfurterinnen und Frankfurter
Kulturdezernentin Ina Hartwig wird als Schirmherrin des Projekts ein Grußwort sprechen. Sie betont: „Gerade in einer Zeit, in der eine gesichert rechtsextreme Partei im Bundestag und den deutschen Landesparlamenten versucht, die deutsche Schuld zu relativieren, müssen wir an den konkreten Tatorten der nationalsozialistischen Verbrechen dafür einstehen, dass die historische Wahrheit nicht verdrängt wird. Zugleich sind wir gefordert, die Zeugnisse der jüdischen Tradition unserer Stadt als einen ganz bedeutenden Teil der Frankfurter Geschichte herauszustellen. Die Kabinettausstellung leistet dazu einen wichtigen Beitrag und ich freue mich sehr, dass sie nach ihrer ersten Station im jüdischen Gemeindezentrum im Westend nun auch am Museumsufer zu sehen ist. Ich habe dieses Projekt gern als Schirmherrin begleitet und bin äußerst beeindruckt, mit welchem Engagement junge Frankfurterinnen und Frankfurter in diesem Rahmen die jüdische Geschichte ihres Stadtteils erforscht haben.“
„Es ist notwendig, auf ganz vielfältige Art die reiche Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens darzustellen und daran zu erinnern, was durch Hass und Zerstörungswut in der Zeit vor über 80 Jahren verloren gegangen ist. Mit Minecraft und Klemmbausteinen erschließen uns Jugendliche ein vergessenes Stück Frankfurter Geschichte – das ist großartig! Wir freuen uns, dieses besondere Kooperations-Projekt zwischen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und der Evangelisch-reformierten Gemeinde im Bibelhaus am Museumsufer zu Gast zu haben“, sagt Veit Dinkelaker, Direktor des BIMU.
Eigens entwickelter digitaler Rundgang durchs Westend für die Frankfurt History App
Ergänzt wird das Projekt durch einen eigens entwickelten Rundgang durch das Westend, abrufbar über die Frankfurt History AppExternal Link. Das Projekt ist in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt entstanden. Unterstützt wurde es außerdem vom Ortsbeirat 2 und der Stadt Frankfurt. Auch Dr. Rachel Heuberger, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, würdigt die Arbeit der Jugendlichen: „Im Namen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt möchte ich den Jugendlichen und ihren Mentoren für ihr außergewöhnliches Engagement mein aufrichtiges Lob aussprechen. Projekte wie diese leisten nicht nur einen unverzichtbaren Beitrag zur Bewahrung der Geschichte der Juden in allen Lebensbereichen und der Geschichte der Jüdischen Gemeinde in der Stadt, sie bilden gleichzeitig ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen. Deshalb wünschen wir uns, dass dieses Projekt Schule macht und viele Nachahmer finden wird.“
Synagoge im Westend eng verbunden mit Rabbiner Dr. Jakob Horovitz
Die Ausstellung würdigt die erste Synagoge im Westend, die 1893 eröffnet und zunächst als „Westendsynagoge“ bekannt wurde. Ihre Geschichte ist untrennbar mit dem Rabbiner Dr. Jakob Horovitz verbunden, der 1938 an den Folgen von Misshandlungen durch die Gestapo im Exil starb. Am 16. Mai wurden für ihn und seine Familie Stolpersteine in der Staufenstraße 33 verlegt. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge verwüstet, 1943 durch Fliegerbomben zerstört. Eine Gedenktafel erinnert seit 1988 an ihren Standort.
Stimmen zum Projekt
- Clara (14), Konfirmandin:
„Mich hat das Thema sehr berührt und zum Grübeln gebracht, besonders die Schicksale der einzelnen Menschen aus der Synagoge. Ich finde es toll, dass wir uns als Konfigruppe diesem wichtigen Thema angenommen haben – und ich hoffe, dass noch viele weitere das auf ihre Art und Weise tun, damit es nie vergessen wird.“
- Pfarrer Daniel Fricke:
„Es ist bemerkenswert, mit welchem Einsatz die Konfis das Projekt zu ihrem eigenen Projekt gemacht haben. Es ging uns nicht nur um das Erinnern, sondern wir durften erleben, wie aktiv und wichtig jüdisches Leben heute noch im Westend und in der Stadt ist.“
- Angelina Fiehl, Bundesfreiwilligendienstlerin:
„Gerade in Zeiten, in denen sich antisemitische Vorfälle wieder häufen, ist es umso wichtiger, jüdische Geschichte nicht zu vergessen, sondern sie in das gesellschaftliche Gedächtnis zu rücken.“ Redaktioneller Hinweis Medienvertreterinnen und -vertreter sind ebenfalls zur Ausstellungseröffnung am Mittwoch, 28. Mai, um 18 Uhr eingeladen.