Ja zum Leben, auch wenn es um den Tod geht
05.03.2025, 12:31 Uhr

„Sterben“, sagt Petra Thermann, „gehört zum Leben dazu.“
Natürlich falle es vielen
Menschen schwer, sich mit den Themen Krankheit, Abschied und Tod
auseinanderzusetzen, viele wollten sich lieber gar nicht damit beschäftigen.
„Doch mit dem Tag der Geburt ist besiegelt, dass das Leben auch ein Ende haben
wird.“ Dass es ein Ende in Würde ist, dafür setzt sich das Frankfurter Netzwerk
Hospiz und Palliative Care ein.
Petra Thermann aus dem Frankfurter Gesundheitsamt ist seit Anfang 2024
Koordinatorin des Netzwerks und brennt für ihre Aufgabe: „Bei der Hospiz-
und Palliativbewegung stehen die Menschen im Fokus, die unsere besondere
Aufmerksamkeit benötigen, weil sie sich in einer fordernden Phase ihres Lebens,
vielleicht sogar in ihrer letzten, befinden. Diese für sie so gut und angenehm
wie möglich zu gestalten, ist das Ziel aller Institutionen und Einzelpersonen,
die unter dem Dach unseres Netzwerks vereint sind“, sagt Thermann, die sich als
Teil des GUT GEHT’S-Teams des Gesundheitsamts bestens mit Vernetzung auskennt.
Als Netzwerk-Koordinatorin hat sie die Aufgabe, das Zusammenwirken der
Akteurinnen und Akteure zu unterstützen, die Vernetzung zu fördern und das
Netzwerk auszubauen.
Ein weiteres Ziel von Thermann ist es, die Arbeit und die Angebote der einzelnen
Akteurinnen und Akteure in der ganzen Stadt bekannter zu machen. Sie sagt: „Nur
wer weiß, welche Möglichkeiten es gibt, kann sie auch nutzen. Die
Kompetenzvermittlung liegt mir besonders am Herzen. Denn das Hospiz ist auch
ein besonderer Ort des Lebens. Und palliative Unterstützung kann auch nur
vorübergehend notwendig sein, bis eine Phase der Erkrankung überwunden ist –
und das Leben dann weitergeht.“
Wie wichtig das Thema Hospiz- und Palliativbetreuung ist, hat das
Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main bereits Ende der Nullerjahre
erkannt: Auf seine Initiative hin wurde das Frankfurter Netzwerk Hospiz und
Palliative Care im Jahr 2009 gegründet. Es will Menschen, die an schweren
Erkrankungen leiden, und ihren Angehörigen Orientierung und Unterstützung
geben, ihre Lebensqualität erhalten, im günstigsten Fall sogar verbessern, und
dabei helfen, ihre Autonomie und Würde zu bewahren. Dem Netzwerk gehören über
40 Einzelpersonen und 20 Institutionen an.
„Mit der Gründung dieses Netzwerks war Frankfurt wie so oft seiner Zeit voraus.
Die Bevölkerung wird immer älter, das Risiko schwerer Erkrankungen steigt.
Künftig wird der Bedarf an palliativen Betreuungskonzepten noch zunehmen“, sagt
Dr. Peter Tinnemann, der Leiter des Gesundheitsamts. „Doch nicht nur Ältere
brauchen diese besondere Unterstützung – Kinder und junge Menschen können
ebenfalls schwer erkranken. Die Einrichtungen des Frankfurter Netzwerks Hospiz
und Palliative Care begleiten Frankfurterinnen und Frankfurter aller
Altersgruppen und auch deren Familien. Als Gesundheitsamt wollen wir gemeinsam
mit den Einrichtungen und Initiativen den seit 15 Jahren beschrittenen Weg
weitergehen und gleichzeitig neue Pfade erschließen.“
Künftig soll es mehr Veranstaltungen geben, um das Thema und die verschiedenen
Hilfsangebote an die Menschen in der Stadt heranzutragen. „Wann habe ich
Anspruch auf Palliativversorgung? Wie kann mich mein Hausarzt unterstützen? Wo
finde ich Hilfe für mein persönliches Anliegen? An wen kann ich mich wenden,
wenn ich als Angehöriger Unterstützung brauche? All das sind Fragen, die
vermutlich nur wenige Menschen beantworten können, die sich einige bislang
vielleicht nicht einmal gestellt haben“, sagt Petra Thermann.
Am Mittwoch, 26. März, werden diese von 16 bis 19 Uhr gestellt und
beantwortet. Das Frankfurter Netzwerk Hospiz und Palliative Care lädt an diesem
Tag zu einer Veranstaltung ins Gesundheitsamt in der Breiten Gasse 28 ein.
Während einer Podiumsdiskussion werden verschiedene Bereiche wie Hospiz,
Palliativ, Klinik, Trauer, Letzte Hilfe sowie Ehrenamt und ihre jeweiligen
Schwerpunkte und Perspektiven thematisiert. Darüber hinaus stellen sich
verschiedene Netzwerkpartner an Infoständen vor, beraten die Besucherinnen und
Besucher im persönlichen Gespräch zu deren individuellen Anliegen.
„Mit der Veranstaltung wollen wir die Frankfurterinnen und Frankfurter über die
Angebote in ihrer Stadt informieren und Berührungsängste nehmen. Die Hospiz-
und Palliativbewegung bejaht das Leben und sieht das Sterben als natürlichen
Prozess an, der zum Leben gehört. Mit diesem Blick kann es leichter fallen,
diesem schwierigen Thema zu begegnen“, sagt Thermann.