Im Zoo Frankfurt ist ein neues Fossa-Weibchen eingezogen
27.02.2025, 12:46 Uhr

Am Mittwoch, 19. Februar ist
das Fossa-Weibchen Tana in den Katzendschungel eingezogen. Hier wird sie auf
Kater Vondrozo treffen. Der Zoo hofft auf Nachwuchs bei den als gefährdet
eingestuften Tieren.
Das etwa achtjährige Fossa-Weibchen fällt auf, denn ihr fehlt das rechte
Vorderbein. Als junges Tier ist sie in ihrer Heimat Madagaskar in eine
Wildererschlinge geraten. Die madagassischen Behörden konnten Tana zwar retten
und in eine Wildtier-Auffangstation bringen, ihr Bein war aber so schwer
verletzt, dass das dort beschäftigte Veterinärteam es amputieren musste. Da sie
mit drei Beinen in der Wildnis keinerlei Überlebenschance gehabt hätte, blieb
sie in menschlicher Obhut und kam schließlich 2024 in den Zoo Duisburg, nachdem
die madagassische Auffangstation schließen musste. In Duisburg werden das EAZA
Ex-situ Zuchtprogramm (EEP) sowie das internationale Zuchtbuch (ISB) für die
Fossas geführt. Jetzt soll das Weibchen in Frankfurt für Nachwuchs sorgen, denn
Tana ist für die Zoopopulation der Fossas aufgrund ihrer Genetik sehr wertvoll.
Fossas sind Einzelgänger und kommen nur in der Paarungszeit zusammen. In
Frankfurt trifft Tana auf den zehnjährigen Vondrozo, der bereits mehrfach für
Nachwuchs gesorgt hat. Tana ist ein sehr umgängliches und aufgeschlossenes
Tier, das mit seiner Behinderung gut zurechtkommt. „Das Team des
Katzendschungels ist äußerst erfahren und ich bin zuversichtlich, dass sich
Tana gut bei uns im Zoo eingewöhnen wird. Das Beispiel der Fossas zeigt, wie
wichtig es ist, dass der Artenschutz im Freiland und in den Zoos
ineinandergreift – auch in Hinblick auf Aufklärung und Umweltbildung“,
sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.
„Zootiere werden in der Regel nicht aus der Natur entnommen, sondern durch
gezielte Zuchtprogramme zwischen den Zoos innerhalb sich selbst tragender
Populationen ausgetauscht“, betont Zoodirektorin Dr. Christina Geiger. „Auch,
wenn es Tana zu wünschen gewesen wäre, dass sie unversehrt geblieben wäre, kann
sich ihr Schicksal als eine ganz besondere Chance für die Erhaltungszucht
erweisen, wenn es gelingt, sie erfolgreich zu verpaaren, obwohl sie schon etwas
älter ist“, sagt Geiger.
„Ob es mit der Zucht klappt ist allerdings noch ungewiss. Fossas paaren sich
meist hoch im Geäst von Bäumen. Die Weibchen wählen sogenannte Paarungsbäume
aus und kommen dort oft mit mehreren Männchen nacheinander und auch wiederholt
zusammen“, erläutert Kurator Dr. Johannes Köhler, „Zwar klettert Tana
erstaunlich geschickt mit ihren drei Beinen“, sagt Köhler, „allerdings können
die langwierigen Paarungen bei Fossas häufig geradezu akrobatisches Geschick
beider Partner erfordern“. Mit Vondrozo trifft Tana aber auf einen eher
zurückhaltenden und wenig dominanten Fossa-Kater, dem sie auch auf drei Beinen
ohne Weiteres gewachsen sein dürfte. Zusätzlich wurde das Gehege an
Tanas Handicap angepasst.
So wurden zum Beispiel zusätzliche bodennahe Durchschlüpfe zwischen den
Gehegen geschaffen, sodass Tana leichter zwischen den Gehegen wechseln kann,
was insbesondere dann wichtig werden wird, wenn die beiden gegen Anfang April
wirklich zusammengelassen werden. Timing ist bei der Fossazucht ein
entscheidender Faktor, denn die Weibchen werden nur einmal im Jahr (in Europa
im Frühling) heiß. Vorher wird Tana aber erst einmal Zeit gegeben, sich richtig
an ihr eigenes Gehege zu gewöhnen. Danach werden Vondrozo und Tana noch etwa
zwei Wochen lang tagsüber stundenweise ihre Gehege tauschen, sodass beide
Partner alle räumlichen Gegebenheiten genau kennen, bevor sie schließlich
direkt auf einander treffen werden.
Das Fossa-Weibchen Sissi, die mit ihren vier Jungtieren zuletzt für reichlich
Trubel im Katzendschungel sorgte, ist mit ihrem Nachwuchs in einen rückwärtigen
Bereich „hinter den Kulissen“ umgezogen.
Wissenswertes über Fossas
Fossas (Cryptoprocta ferox) werden gelegentlich auch Frettkatzen genannt –
dabei sind sie (trotz einiger anatomischer Ähnlichkeiten) keine Katzen. Die Art
gehört zur Familie der Madagassischen Raubtiere (Eupleridae). Auf der Insel
sind sie endemisch, kommen also ausschließlich dort vor. Die territorialen
Einzelgänger ernähren sich vorwiegend von Lemuren, kleineren Säugetieren und
Vögeln.
In ihrer Heimat sind Fossas als Hühnerdiebe verschrien und werden gezielt
bejagt. Aber nicht nur aus diesem Grund ist die Art bedroht. Durch Zersiedlung
und Umwandlung von Regen- und Trockenwäldern in Ackerland verlieren die Tiere
ihren Lebensraum. Die Art gilt laut Roter Liste der IUCN als „gefährdet“
(vulnerable VU). Die IUCN schätzt den Bestand ausgewachsener Tiere auf etwa 2600
bis - 8600 Individuen (Stand 2015).