Gemeinsam gegen Hass und Hetze
18.02.2025, 17:30 Uhr

Fünf Jahre nach Hanau gedenkt die Stadt Frankfurt der Opfer des rassistischen Anschlags
Mit einer Gedenkstunde vor der Paulskirche hat die Stadt Frankfurt am Main am Dienstag, 18. Februar, an den rechtsterroristischen Anschlag von Hanau vor fünf Jahren erinnert. Am 19. Februar 2020 ermordete ein Attentäter neun Hanauer Bürgerinnen und Bürger, es war einer der schlimmsten rassistischen Anschläge der Nachkriegszeit. Wie bereits in den vergangenen Jahren wurden die Namen der Opfer in weißer Schrift an die Fassade der Paulskirche projiziert, dazu der Hashtag #say their names.
Oberbürgermeister Mike Josef sagte: „Es ist wichtig, dass wir erinnern und ihre Namen sagen: Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun und Fatih Saraçoğlu. Sie bleiben unvergessen. Wir konnten sie nicht schützen. Wir müssen zusammenstehen gegen Hass und Hetze. Wir alle sind Menschen, jedes einzelne Schicksal zählt.“
Während der Gedenkstunde sagte Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg: „Der Anschlag von Hanau ist eine Wunde, die nicht heilt. Wenn wir uns daran erinnern, was am 19. Februar 2020 geschah, blicken wir in einen Abgrund der Trauer und des Verlustes.“ Sie sei deshalb tief beeindruckt von dem Mut und der Kraft der Angehörigen aus Hanau. „Sie setzen sich als Initiative 19. Februar und in der Bildungsinitiative Ferhat Unvar seit fünf Jahren für eine würdige Erinnerungskultur, für Gerechtigkeit und für Aufklärung und Versöhnung ein. Niemals werden wir der mörderischen Ideologie des Rassismus gleichgültig gegenüberstehen. Und niemals werden wir diejenigen vergessen, deren Leben uns geraubt wurden. Die Erinnerung an die Opfer strahlt heller als der Hass.“
Bis heute empfinde sie Wut über die Anmaßung des Täters, Menschen in zugehörig und nicht zugehörig aufzuteilen, sagte Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner. Der Attentäter von Hanau sei jedoch nicht der Einzige mit dieser Vorstellung. Die aktuelle Debatte über Migration offenbare, dass es nicht mehr nur ein kleiner Teil unserer Gesellschaft ist, der diese Unterscheidung in zugehörig und nicht zugehörig ebenfalls so fällen würde. Das sei Rassismus. Und aus Rassismus erwachse Gewalt. Verbale Gewalt, Ausgrenzung, Spaltung. Und solche Hasstaten wie in Hanau. „Aber wir geben nicht auf. Miteinander, in der Gemeinschaft der Menschen, die hier leben, treten wir den Worten und Taten, die unsere Gesellschaft mit Hass und gewalttätigen Ideologien vergiften wollen, gemeinsam entgegen“, sagte Arslaner.
Um die Erinnerung an den rassistischen Anschlag von Hanau dauerhaft wach zu halten, lobt das Kulturamt im März diesen Jahres bereits zum vierten Mal in Folge spartenübergreifend künstlerische Projekte aus, die sich mit Rassismus und Diskriminierung auseinandersetzen. Kulturdezernentin Ina Hartwig sagte: „Wir gedenken der Opfer von Hanau auch vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Geschehnisse. Menschen mit Migrationsgeschichte wird viel zu häufig signalisiert, dass sie nicht hierhergehören, nicht nach Hanau, nicht nach Frankfurt, nicht nach Hessen, nicht nach Deutschland. Es ist unsere Pflicht, deutlich zu zeigen, dass dem nicht so ist und es auch nicht die Meinung der Mehrheit widerspiegelt. Die Auslobungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie groß das Interesse an diesem Thema ist. Ich bin froh, dass wir in diesem Jahr dank der Initiative der Stadtregierung eine solche Förderung und damit weiterhin die künstlerische Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung ermöglichen können.“
Die Vorsitzende des Rats der Religionen, Nura Froemel, betonte in ihrer Rede: „Hanau hat uns schmerzhaft vor Augen geführt, wohin Rassismus führen kann. Doch rassistisches Gedankengut beginnt nicht erst mit solchen Taten – es wächst dort, wo Alltagsrassismus, Ausgrenzung und Vorurteile unbeachtet bleiben. Niemand wird als Rassist geboren. Deshalb ist es entscheidend, schon bei den Jüngsten anzusetzen. Bildung, Empathie und gelebte Vielfalt sind der Schlüssel, um Hass den Nährboden zu entziehen und eine Gesellschaft zu schaffen, in der Menschenfeindlichkeit keinen Platz hat.“
Am Mittwoch, 19. Februar, um 10 Uhr werden Oberbürgermeister Josef, Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg und Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner vor dem Graffito unter der Friedensbrücke einen Kranz niederlegen. Das Graffito zeigt die Gesichter der neun Opfer des Hanauer Anschlags.
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Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner, Oberbürgermeister Mike Josef und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg legten im Namen der Stadt Frankfurt einen Kranz vor dem Graffito unter der Friedensbrücke nieder