„Es gibt nur ein ,Wir alle‘“
21.03.2025, 12:06 Uhr

Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg begrüßt 600 Gäste beim Frühlingsempfang im Palmengarten
„Die Entschlossenheit eines einzelnen Menschen kann alles verändern.“ Mit
diesem zentralen Satz ihres Vortrags fasste die Buchautorin und Ärztin Gilda
Sahebi die Botschaft dieses Abends zusammen: Jeder noch so kleine Einsatz gegen
Rassismus und Diskriminierung kann große Wirkung erzeugen, vor allem wenn man
sich mit anderen zusammenschließt.
Mit knapp 600 Gästen war der Festsaal des Palmengartens am Donnerstag, 20.
März, auch bei der vierten Auflage des von Bürgermeisterin und
Diversitätsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg 2022 initiierten Empfangs
wieder voll besetzt. „Der Nouruz-Empfang ist inzwischen zur Tradition
geworden“, sagte Eskandari-Grünberg bei der Begrüßung. Der Sinn des Empfangs
liege darin, in schwierigen Zeiten Zuversicht zu erzeugen und der Spaltung der
Geselllschaft enrtgegenzuwirken. „Jetzt, wo wieder in ,Wir‘ und ,die Anderen‘
geteilt wird, dürfen wir die Menschen nicht im Stich lassen“, mahnte
Eskandari-Grünberg. „Es gibt nur ein ,Wir alle‘.“
Autokraten und Populisten seien darauf angewiesen, „dass die Gesellschaft
gespalten ist“, sagte Gilda Sahebi. Welche Wirkung jedoch einzelne erzeugen
könnten, hätten die Auslöser der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA
gezeigt: Die Proteste gegen den Freispruch der Mörder Emmett Tills und der
Busboykott von Montgomery 1955. Die Mutter des von zwei weißen Männern
ermordeten 14-jährigen Emmett Till setzte durch, dass der Leichnam im offenen
Sarg aufgebahrt wurde. Die Medienberichterstattung darüber löste eine nationale
Debatte über Rassismus aus. Ebenso wie wenig später der Busboykott, den die
Schwarze Rosa Parks auslöste. Sie wurde inhaftiert, weil sie sich weigerte,
ihren Platz im Bus für einen Weißen zu räumen. „Die Dunkelheit kann sehr viel
Licht bringen, wenn wir uns dazu entscheiden“, sagte Sahebi.
In der anschließenden Podiumsrunde waren sich Michaela Fuhrmann von der
Jüdischen Gemeinde, Rahel Merhawit Bahta vom Ubuntu Haus, Tara Moradi von
der Generation Azadi, Fatima Stieb vom Verband Sinti und Roma Hessen und
Tugsan Talaysüm von der Arbeitsgemeinschaft der Türkischen Moscheevereine in
Frankfurt einig, dass nur der gemeinsame Kampf gegen Hass und Spaltung
wirkungsvoll ist. Moradi sprach von „Demokratie-Arbeit“, Fuhrmann von „Brücken,
die wir bauen und überqueren müssen“.
Ein Ensemble von Bridges, dem von Geflüchteten gegründeten Kammerorchester,
rahmte den Abend musikalisch ein. Und im Foyer des Gesellschaftshauses war wie
in den vergangenen Jahren der „Haft Sin“ aufgebaut, ein nach der Kultur des
Nouruz-Festes gestalteter Frühlings-Tisch.
Foto
Eine Podiumsrunde lotete Strategien
gegen Hass und Ausgrenzung aus (v.l.): Moderatorin Shila Behjat, Michaela
Fuhrmann (Jüdische Gemeinde), Rahel Merhawit Bahta (Ubuntu Haus), Tara Moradi
(Generation Azadi), Fatima Stieb (Verband Sinti und Roma Hessen) und Tugsan
Talaysüm (Arbeitsgemeinschaft der Türkischen Moscheevereine in Frankfurt,
Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Michael Braunschädel