Veränderungen gestalten – gemeinsam Handeln für die Sicherheit
31.10.2024, 13:23 Uhr
Ein Jahr Waffenverbotszone im Frankfurter Bahnhofsviertel
Ein Jahr Waffenverbotszone – das haben Oberbürgermeister Mike Josef,
Ordnungsdezernentin Annette Rinn und Polizeipräsident Stefan Müller im Rahmen
einer Pressekonferenz zum Anlass genommen, um die Gesamtsituation im
Frankfurter Bahnhofsgebiet zu betrachten und eine vorläufige Bilanz der
gemeinsamen Maßnahmen zu ziehen. Alle drei sind sich einig: Es gilt eine
Balance im öffentlichen Raum zu schaffen, die den Gemeingebrauch des Areals in
den Mittelpunkt stellt und dabei die Bedürfnisse aller unterschiedlicher
Gruppen berücksichtigt. Dies ist nur mit einem Schulterschluss von Stadt,
Polizei, Anwohnern, sowie ansässigen Vereinen, Initiativen und Unternehmen
möglich. Hierfür benötigt es ganzheitliche Maßnahmen für komplexe und
zahlreiche nicht voneinander trennbare Probleme. Die Maßnahmen wirken durch
Synergie im Zusammenspiel.
Oberbürgermeister Mike Josef sagte: „Die Maßnahmen, die wir getroffen haben,
zeigen: Wir sind im Bahnhofsviertel auf einem guten Weg. Es war richtig und
wichtig, dass wir in enger Abstimmung gemeinsam mit Ordnungsdezernentin Rinn
und Polizeipräsident Müller vor einem Jahr die Waffenverbotszone gestartet
haben. Jede Waffe weniger im Umlauf ist aktiver Opferschutz. Die
Waffenverbotszone und auch die Videoschutzanlagen haben zusammen mit weiteren
Maßnahmen die Situation im Viertel merklich verbessert. Dennoch ist klar:
Nachhaltige Veränderungen im Viertel herbeizuführen ist ein Marathon, kein
Sprint. Konsum und Handel müssen reduziert und bekämpft werden. Und ich betone
an dieser Stelle noch einmal deutlich: Wir können in Frankfurt nicht
drogenkranke Menschen aus ganz Süddeutschland versorgen. Auch andere Städte
müssen ihrer Verantwortung nachkommen. Dazu haben Gespräche stattgefunden und
weitere werden geführt.“
Balance im öffentlichen
Raum
Die Optik des Viertels zu verbessern und einen Stadtteil für alle zu schaffen
sind grundlegende Bausteine für das Gleichgewicht im Bahnhofsviertel. Ein
Beispiel dafür ist der Bereich des Kaisertors – dem Entrée der Stadt. Die
bauliche Umgestaltung und Belebung der Außengastronomie dort tragen bereits
jetzt zu einer positiven Veränderung und einer belebten und vielfältigen
Nutzung bei. Der Wegfall der Baustelle und die Wiederöffnung des Abgangs in die
B-Ebene verbessern das Areal. Im Zuge der Optimierung der Situation rund um das
Kaisertor führten Sicherheitsdezernentin Rinn und Polizeipräsident Müller mit
Beginn des Monats Mai eine gemeinsame Sicherheitsstreife von Landes- und
Stadtpolizei allein für den Bereich zwischen Bahnhofsvorplatz und Moselstraße sowie
den angrenzenden Straßen ein. Die deutlich sichtbare Verbesserung, die vor
mehreren Jahren über lokale Initiativen auch am Wiesenhüttenplatz gelang, soll
perspektivisch auch für weitere belebte Plätze und Bereiche realisiert werden.
Die Verkehrsberuhigung am Kaisertor sowie die städtischen Maßnahmen gegen den
„Roller-Wildwuchs“ sind zwei weitere wesentliche Faktoren, die zu einer
Umgestaltung beitragen. In Folge der Einrichtung von Stellflächen für E-Scooter
an mehr als 50 Plätzen im Bahnhofsgebiet und der Innenstadt ist ein freies
Abstellen der E-Scooter nicht mehr möglich.
Seit den Sommermonaten 2024 hat sich nach Aussagen von unterschiedlichen
verantwortlichen Stellen im Bahnhofsgebiet die Anzahl der im öffentlichen Raum
lagernden Schwerstabhängigen deutlich reduziert, ohne dass eine Verdrängung
festzustellen ist. Auch dies trägt zu einer positiven Veränderung bei.
Ordnungsdezernentin Rinn sagt: „Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der
beteiligten Dezernate und Ämter, dem Sicherheits-, dem Gesundheits- und
Sozial-, dem Verkehrs-, dem Wirtschafts- und dem Planungsdezernat hat gemeinsam
mit dem Schulterschluss mit Oberbürgermeister und Polizeipräsidenten dazu
geführt, dass wirksame Maßnahmen zu einer spürbaren Verbesserung im
Bahnhofsviertel geführt haben. Natürlich bleibt noch viel zu tun, aber die
positiven Rückmeldungen der Anwohnenden, der Gewerbetreibenden und der Gäste
unserer Stadt zeigen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.“
Schulterschluss gegen
anhaltend hohe Kriminalitätsbelastung
Ein wichtiger Baustein der Sicherheitsarchitektur für das Bahnhofsgebiet und
die Innenstadt ist zudem die erweiterte und ertüchtigte Videoschutzanlage. Auf
der Achse zwischen Kaisertor und Allerheiligenviertel gibt es bislang drei
Videoschutzzonen: Das Bahnhofsgebiet, die Hauptwache und die Konstablerwache
mit angrenzender Staufenmauer und dem in unmittelbarere Nähe befindlichen
Allerheilgenviertel.
Polizeipräsident Müller sagt dazu: „24 Stunden am Tag beobachten Polizeibeamte
das Geschehen an den Brennpunkten. Der hohe Einsatzwert der Kameras zeigt
sich darin, dass Straftaten und brenzlige Situationen frühzeitig erkannt und
durch die unmittelbare Entsendung von Einsatzkräften verhindert beziehungsweise
frühzeitig unterbunden werden können. Sie sind ein effektives Mittel zur
Aufklärung von Straftaten und deren Beweisführung. Vor allem entfalten sie aber
eine kriminalpräventive Wirkung. Die Videoschutzanlagen tragen wesentlich dazu
bei, das Bahnhofsgebiet und die Innenstadt sicherer zu machen.“
Die Kriminalitätsbelastung im Bahnhofsgebiet und in Teilen der Innenstadt ist
weiterhin auf einem hohen Niveau. Erfreulich ist der Rückgang der zuvor stark
gestiegenen Raubdelikte. Insbesondere die Videoschutzanlagen tragen sehr
erfolgreich zur Kriminalitätsbekämpfung bei, führen aber auch zu einer
deutlichen Erhellung des Dunkelfelds. Straftaten, von denen viele nicht zur
Anzeige gebracht worden wären, werden nun gesehen, zu einem hohen Anteil
aufgeklärt oder im besten Fall sogar verhindert. Im Zusammenwirken mit
der erhöhten Polizeipräsenz wird dieser Effekt nochmals verstärkt.
2024 konnten – Stand Oktober – durch circa 1400 Auswertungen der Aufnahmen der
Videoschutzanlagen bislang rund 670 Tatverdächtige identifiziert werden. Dabei
entfaltete die Videoschutzanlage im Frankfurter Bahnhofsgebiet mit knapp 1000
Auswertungen und der Identifizierung von gut 500 Tatverdächtigen ihre größte
Wirkung. Häufig sind bei diesen Straftaten auch Waffen und andere gefährliche
Gegenstände involviert. Um deren Anzahl nachhaltig zu reduzieren, unternehmen
die Stadt Frankfurt am Main und die Frankfurter Polizei gemeinsam größte
Anstrengungen. Dazu trägt auch die am 1. November 2023 für Teile des
Frankfurter Bahnhofsgebietes eingerichtete Waffenverbotszone bei. Mit der dadurch
geschaffenen Möglichkeit, Messer zwischen vier und zwölf Zentimetern
Klingenlänge dauerhaft aus dem Verkehr zu ziehen, wurde eine Lücke im
Waffengesetz geschlossen. Seit Bestehen der Rechtsverordnung wurden – Stand
Oktober 2024 – bei 80 Ordnungswidrigkeitsverfahren 80 Waffen und gefährliche
Gegenstände sichergestellt, davon 66 Messer. Diese können bei
Auseinandersetzungen nicht mehr eingesetzt werden. Das dient dem unmittelbaren
Schutz der Frankfurterinnen und Frankfurter sowie der Besucherinnen und Besucher
der Stadt. Die Stadt Frankfurt hat in dieser Zeit 70 Bußgeldbescheide erlassen
(Stand 24. Oktober 2024).
Ordnungsdezernentin Rinn betonte: „Trotz der anfänglichen Bedenken einzelner
Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung können wir heute die Einführung der
Waffenverbotszone und die lange geplante Ertüchtigung der Videoschutzanlagen
als große Hilfe bei der Bekämpfung der Kriminalität im Bahnhofsviertel werten.
Viele Taten konnten aufgeklärt, viele verhindert werden und so das allgemeine
Sicherheitsgefühl gesteigert werden. Gemeinsam mit vielen Beteiligten befinden
wir uns auf einem guten Weg zu mehr Sicherheit.“
Der Betrachtungszeitraum seit
Bestehen der Waffenverbotszone ist kurz und war geprägt von herausragenden
Ereignissen. Das Jahr 2024 war ein besonders Jahr mit der UEFA EURO 2024, mit
zahlreichen Gästen im Bahnhofsgebiet, die eine nochmals höhere Polizeipräsenz
zur Folge hatte. Was sich jedoch abzeichnet ist, dass sich Delikte unter der
Verwendung von Waffen oder gefährlichen Gegenständen nach wie vor in etwa zu
gleichen Teilen innerhalb und außerhalb des bisherigen zeitlichen
Geltungsbereiches der Waffenverbotszone ereignen. Aus diesem Grund und um den
unmittelbaren Schutz der Bürgerinnen und Bürger weiter auszubauen, plant Oberbürgermeister
Josef zusammen mit Ordnungsdezernentin Rinn in enger Absprache mit der
Landespolizei die bisherige zeitliche Beschränkung der Waffenverbotszone im
Bahnhofsgebiet im Dezember 2024 zu erweitern, um künftig an sieben Tagen in der
Woche rund um die Uhr maximale Sicherheit zu gewährleisten. Dabei begrüßt die
Stadt Frankfurt die neuen Regelungen des Sicherheitspakets der Bundesregierung.
Oberbürgermeister Josef nutzte den Anlass auch, um die Einrichtung einer
Waffenverbotszone in einem örtlich beschränkten Bereich „Alt-Sachsenhausen“ zu
verkünden. Diese erstreckt sich in einem Karree zwischen Paradiesgasse, Großer
Rittergasse, Dreieichstraße und Klappergasse und ist an Wochenenden in den
Zeiträumen von Freitag, 20 Uhr, bis Samstag, 6 Uhr, und Samstag, 20 Uhr,
bis Sonntag, 6 Uhr, gültig.
Eine von der Landespolizei durchgeführte Analyse ergab eine deutliche
Konzentration der Straftaten und Waffendelikte in diesen Zeiträumen. Die
Frankfurter Polizei ist seit Jahren jedes Wochenende mit zusätzlichen Beamtinnen
und Beamten im Vergnügungsviertel im Einsatz. Die Innenstadtoffensive wird
weiter fortgeführt, Schwerpunktkontrollen und eine weitere hohe Polizeipräsenz
bleibt bestehen.
Das Bahnhofsviertel bleibt im Fokus – so das Zwischenfazit von Stadt und Polizei
zur Gesamtsituation im Bahnhofsgebiet und der Innenstadt. Der Ausbau der
Videoschutzanlage, die Einführung von Waffenverbotszonen, die Beordnung der
E-Scooter, die Umgestaltung des Kaisertors sowie der Ausbau der polizeilichen
Präsenz sind hier beispielhaft zu nennen. Polizeipräsident Müller fasste
zusammen: „Wir begrüßen die örtliche und zeitliche Ausweitung von
Waffenverbotszonen an kriminalitätsbelasteten Orten. Die Stadt Frankfurt und
die Polizei treiben die positiven Entwicklungen im Bahnhofsgebiet mit großem
Engagement voran.“