Die persönliche Sicht auf die Erinnerung
03.04.2025, 12:41 Uhr

Oberbürgermeister Josef und Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg eröffnen die Ausstellung „Nie gefragt – nie erzählt“ in den Römerhallen
Mit großem Feingefühl, Anteilnahme und Verständnis hat der Fotograf Rafael Herlich die Lebensgeschichten von Überlebenden der Shoah und ihren Nachkommen dokumentiert. Etwa 60 seiner Fotos sind nun für zwei Wochen in den Römerhallen zu sehen, versehen mit Texten des ehemaligen FAZ-Redakteurs Hans Riebsamen. Am Mittwochabend, 2. April, haben Oberbürgermeister Mike Josef und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg die Ausstellung eröffnet.
Oberbürgermeister Josef sagte: „Rafael Herlich und Hans Riebsamen portraitieren und dokumentieren seit vielen Jahren auf einfühlsame Weise Menschen und ihr Leben in unserer Stadt. Ihre Arbeit ist ein wunderbares Archiv vom Zusammenleben und vom religiösen Miteinander in Frankfurt. Beide haben zahlreiche Geschichten aufgeschrieben und sie so lebendig gehalten. Ihre Zusammenarbeit für das Buch ,Nie gefragt – nie erzählt‘ führt ihr Wirken zusammen. Ich danke beiden für Ihr unermüdliches Engagement.“
Das Buch „Nie gefragt – nie erzählt. Das vererbte Trauma in den Familien der Holocaust-Überlebenden“ erzählt anhand der Familienbiographien eine Geschichte des Judentums der deutschen Nachkriegszeit über drei Generationen hinweg. Bei der Vernissage trug die Theaterpädagogin Katharina Fertsch-Röver Texte über die Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi und den Publizisten Michel Friedman vor.
Die Ausstellung zeige „eine andere, eine sehr persönliche Seite der Erinnerung an die Shoah“, sagte Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg. Der Titel „Nie gefragt – nie erzählt“ verweise auf eine typische Konstellation in den Familien der Überlebenden. „Rafael Herlich dokumentiert, wie die Gräben zwischen den Generationen überbrückt werden. Er zeigt die Momente, in denen gefragt und in denen erzählt wird. Die Porträts halten vier Jahrzehnte des jüdischen Lebens in Frankfurt fest.“
Die Ausstellung „Nie gefragt – nie erzählt“ ist bis Sonntag, 13. April, in den Römerhallen, Römerberg 23, täglich von 11 bis 18 Uhr zu sehen.
Das Buch „Nie gefragt – nie erzählt. Das vererbte Trauma in den Familien der Holocaust-Überlebenden“ ist 2024 im Societäts-Verlag erschienen. Es hat 272 Seiten. ISBN: 978-3-95542-478-7, Preis 20 Euro.