Begegnungen gegen den Hass
11.02.2025

Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg und Autorin Bišický-Ehrlich reden mit Schülerinnen und Schülern über Antisemitismus
„Fremdes macht irgendwann Angst, wenn man es nicht kennenlernt. Deshalb
ist das wirksamste Mittel gegen Hass die Begegnung.“ Mit diesem Satz
beschreibt Barbara Bišický-Ehrlich den Umgang vieler Menschen mit dem Judentum.
Die Autorin und Enkelin von Holocaust-Überlebenden ist am Dienstag, 11.
Februar, mit Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg in die
Elisabethenschule, auch „Elli“ genannt, gekommen, um mit Schülerinnen und
Schülern der 11. Klasse über Antisemitismus zu reden.
Nachdem sie Passagen aus zwei ihrer Bücher vorgetragen hat, will
Bišický-Ehrlich von den 120 Schülerinnen und Schülern in der Aula des
Gymnasiums an der Eschersheimer Landstraße wissen, ob sie denn wüssten, wie
hoch der Anteil von Menschen jüdischen Glaubens an der Weltbevölkerung sei.
Sechs Prozent, rufen einige, 3,2 und 2,1, Prozent andere. Es sind, klärt die
Autorin auf, 0,2 Prozent. Christen hätten zum Vergleich einen Anteil von 33
Prozent. „Aber die Juden werden für alles mögliche verantwortlich gemacht.
,Jude‘ ist ein auf Schulhöfen oft genutztes Schimpfwort, obwohl die meisten
noch nie einen Juden kennengelernt haben.“
Die Veranstaltung in der Elisabethenschule setzt eine Reihe von Schulbesuchen
fort, deren Anlass die seit dem Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023
massiv gestiegenen Vorfälle von Antisemitismus sind. Mit initiiert hatte den
Besuch der Vorsitzende des Elternbeirats der Schule, Louis Wakatsuki. Vor 40
Jahren, als er selbst Schüler am „Elli“ gewesen sei, habe es
Hakenkreuz-Schmierereien auf dem Schulhof gegeben. „Schon damals hieß es, das
ist doch so lange her, das muss man nicht so ernst nehmen.“ Dass man sich damit
nicht abfinden dürfe, habe er daraus gelernt.
Die Schülerinnen und Schüler hatten die Lesung und das Gespräch im Unterricht
vorbereitet, zwei von ihnen, Astia Scholtz und Hans Hoffmann, moderierten. Wie
Vorurteile entstünden, lautet eine der von den Elftklässlern vorbereiteten
Fragen. „Das geschieht, wenn Behauptungen nicht geprüft werden“,
lautete die Antwort von Eskandari-Grünberg. Vor allem in den sozialen
Medien sei es wichtig, nicht alles gleich zu glauben sondern zu hinterfragen.
Auf die Frage, ob Kritik am Staat Israel erlaubt sei, stellt Bišický-Ehrlich
klar: „Natürlich. Das einzige, was nicht in Frage gestellt werden kann, ist das
Existenzrecht Israels.“
Um den Dialog und direkte Begegnungen fortzuführen, lädt Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg
die Pennäler am Ende zu einem Besuch beim Treffpunkt der Holocaust-Überlebenden
in der Jüdischen Gemeinde ein. Das Interesse ist vorhanden: Ein Schüler fragt
gleich nach, wann und wo sich die Gruppe denn treffe.