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Ausstellung zum Frankfurter Auschwitz-Prozess am 4. Mai noch einmal im Römer zu sehen

30.04.2025, 15:16 Uhr

Impression der von Studierenden kuratierten Ausstellung zum Frankfurter Auschwitz-Prozess im Plenarsaal des Römers; Foto: Ben Kilb
Impression der von Studierenden kuratierten Ausstellung zum Frankfurter Auschwitz-Prozess im Plenarsaal des Römers © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Ben Kilb

Wegen des großen Interesses wird die Ausstellung „‚Ich will sprechen über die Wahrheit, die dort war.‘ Der Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-1965“ im Foyer des Plenarsaals der Stadtverordnetenversammlung am Sonntag, 4. Mai, noch einmal von 11 bis 15 Uhr zu sehen sein. Eine der Kuratorinnen oder einer der Kuratoren wird in dieser Zeit vor Ort sein und in die Ausstellung einführen. 
 

Seit dem 27. Januar, dem Gedenktag der Befreiung von Auschwitz, zeigt die Ausstellung die Hintergründe und die Personen des größten Prozesses gegen nationalsozialistische Verbrechen nach deutschem Recht. Der Fokus der Ausstellung liegt auf den Zeuginnen und Zeugen im Prozess. Ihnen ist es zu verdanken, dass die begangenen Verbrechen nicht vollständig ungesühnt blieben und einer breiten Öffentlichkeit offenbar wurde, was sich in Auschwitz und anderen Tatorten zugetragen hatte. Und dies in einer Zeit, in der sich die deutsche Gesellschaft keineswegs mit ihrer eigenen Vergangenheit beschäftigen wollte. Die Ausstellung zeigt den besonderen Mut der Zeuginnen und Zeugen und macht deutlich, welch große Überwindung es gekostet haben musste, über das Erlebte vor einem deutschen Gericht in Anwesenheit der Täter zu sprechen.
 
Am 20. Dezember 1963 wurde im Plenarsaal der Stadtverordnetenversammlung der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess eröffnet. In diesem Jahr gibt es gleich mehrere Gedenktage: Die Verkündung des Urteils jährt sich zum 60. Mal und es ist 80 Jahre her, dass am 27. Januar das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit und am 8. Mai Deutschland vom Nationalsozialismus befreit wurde.
 
Vor dem Hintergrund dieser besonderen Gedenktage sei es wichtig, am Originalschauplatz an diesen wichtigen Prozess im Nachkriegsdeutschland zu erinnern, sagt Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner.

Der Prozess habe einen lang verdrängten Aufarbeitungsprozess in der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft in Gang gesetzt. Er sei der Anfang eines mühsamen Weges gewesen, bis zum 8. Mai 1985, als der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker vom Kriegsende als dem Tag der Befreiung sprach. „Das ist jetzt 40 Jahre her und die Erinnerung daran ist brennend aktuell, denn erschreckend viele Menschen wenden sich wieder faschistischen Weltbildern zu, in Deutschland und in der ganzen Welt. Das ist bedrückend. Wir müssen uns mit aller Kraft dagegen wehren und unsere Demokratie verteidigen“, betont Arslaner.

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig sagt: „Der Frankfurter Auschwitz-Prozess traf in der deutschen Nachkriegsgesellschaft auf breiten Widerstand: Er drohte die deutschen Entlastungserzählungen, man habe von nichts gewusst oder nur Befehle befolgt, zu entkräften. Es ist in erster Linie das Verdienst des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, dass die für die deutsche Demokratiegeschichte zentrale juristische Aufarbeitung des Holocaust dennoch angestoßen wurde. Dies lieferte eine Grundlage, um auch in Deutschland den 8. Mai als Tag der Befreiung zu begreifen. Wir laden vor dem Hintergrund der 80. Wiederkehr dieses Tages alle, die die sehr sehenswerte Ausstellung im Römer noch nicht besucht haben, herzlich ein, die Gelegenheit der letzten Führung am 4. Mai zu nutzen.“
 
Die Kuratorinnen und Kuratoren Florine Miez, Maximilian Steinborn, Alexander Toumanides, Anne Uhl, Anna Wolfinger, eine Gruppe Alumnae und Studierender aus dem Umfeld der Goethe-Universität, ziehen ein positives Fazit zur Ausstellung. Der Ort habe ein breites Publikum angezogen, besonders geehrt habe sie der Besuch Angehöriger von im Prozess beteiligten Zeuginnen und Zeugen. 

In Zeiten, in denen der gesellschaftliche Wunsch nach dem Ziehen eines Schlussstriches unter die Geschichte des Nationalsozialismus stärker werde, habe die Thematisierung eines bedeutenden Kapitels der nur unzureichend erfolgten juristischen Ahndung der nationalsozialistischen Verbrechen eine ganz besondere Relevanz. Ziel der Ausstellung sei es gewesen, einen Beitrag zu leisten, um die Erinnerung wach zu halten, formulieren die Kuratorinnen und Kuratoren – eine letztlich gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Ausstellung habe einen klaren Appellcharakter, denn die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus dürfe und könne noch lange kein Ende finden.
 
Titel: „‚Ich will sprechen über die Wahrheit, die dort war. ‘ Der Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-1965“

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