Ärzte behandeln Menschen auf den Straßen
06.12.2024, 11:08 Uhr
Stadt weitet medizinische und psychiatrische Versorgung im
Bahnhofsviertel aus
Die Stadt Frankfurt
weitet die medizinische und psychiatrische Versorgung drogenkonsumierender
Menschen im Bahnhofsviertel deutlich aus. An fünf Tagen pro Woche werden
künftig Menschen, die sich in der Drogenszene bewegen, medizinisch versorgt. „Wir
haben die aufsuchende Straßen-Medizin der Malteser Suchthilfe zeitlich verdoppelt
und bieten jetzt auch psychiatrische Hilfe direkt auf den Straßen im
Bahnhofsviertel an“, sagt Elke Voitl, Dezernentin für Gesundheit und Soziales.
Dies sei ein wegweißender Schritt, um insbesondere crackkonsumierende Menschen zu
erreichen, medizinisch zu versorgen und sie zu motivieren, weitere Hilfen
anzunehmen. „Denn viele Menschen in dieser Dauerschleife von Beschaffung und
Konsum sind nicht mehr in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern“, sagt die Stadträtin.
So streifen Ärztinnen und Ärzte der Malteser Suchthilfe seit Neuem an vier Tagen pro Woche jeweils zwei Stunden lang mit Streetworkern durchs Bahnhofsviertel, leisten Notfall- und Wundversorgung direkt vor Ort oder geleiten Menschen in die Ambulanzen in Drogenhilfeeinrichtungen und behandeln sie dort. Bisher tourten die Ärztinnen und Ärzte der Malteser zwei Mal pro Woche durchs Bahnhofsviertel. Immer freitags ist zudem jeweils ein Psychiater oder eine Psychiaterin zwei Stunden lang im Bahnhofsviertel unterwegs.
Medizin ohne Hürden
„Neben dieser sehr niedrigschwelligen Straßen-Medizin und -Psychiatrie wurden auch die regulären ärztlichen Sprechstunden mit Wundversorgung sowie die psychiatrischen Sprechstunden der Malteser Suchthilfe in Behandlungsräumen im Konsumraum Niddastraße deutlich erweitert“, sagt Voitl.
Je zweistündige psychiatrische Sprechstunden stehen immer dienstags und mittwochs in der Niddastraße offen – zur Krisenintervention, für Diagnostik oder psychiatrische Gespräche. Bislang gab es dieses Angebot nur an einem Tag. Drei Mal pro Woche – dienstags, donnerstags und freitags – bieten Ärztinnen und Ärzte jeweils zwei Stunden allgemeine Sprechstunden und Wundbehandlung an. Wie gehabt, kommen immer freitags die beiden Stunden für das Impfprojekt zur Aidsprophylaxe und gegen Hepatits hinzu. „Die Ausweitung der Straßen-Medizin beseitigt Hürden zu Menschen, die ärztlich behandelt werden müssen“, sagt Oliver Müller-Maar, der stellvertretende Leiter des Frankfurter Drogenreferats. „Diagnostik, Beratung, Koordination für weitere Behandlungen erfolgen auf der Straße und die Ärztinnen und Ärzte können über diesen sehr niedrigschwelligen Zugang, die Menschen gut motivieren, weitere Hilfen anzunehmen.“
Dabei hilft auch die tägliche Präsenz der Ärztinnen und Ärzte: „Es bleibt mehr Zeit und Gelegenheit, Vertrauen aufzubauen.“ Der stellvertretende Leiter des Drogenreferats verspricht sich davon nicht zuletzt eine bessere und effizientere Verzahnung mit den Angeboten der Ambulanz-Sprechstunden, aber auch mit weiterführenden Behandlungen in Krankenhaus und mit Rettungsdiensten.
Unternehmensinitiative unterstützt Medizin-Projekt der Stadt
Die
medizinische Versorgung – auch für Menschen ohne Krankenversicherung – ist für Gesundheitsdezernentin
Elke Voitl ein wichtiger Bestandteil einer humanitären, menschenwürdigen Sucht-
und Drogenhilfe und Baustein der Frankfurter Crack-Strategie, um die
Lebenssituation konsumierender Menschen zu verbessern und sie von der Straße
zurück in das Hilfenetz zu holen.
Der Ausbau der
niedrigschwelligen Straßenmedizin wurde von der Unternehmensinitiative
Bahnhofsviertel mit 100 000 Euro unterstützt. Der Unternehmensinitiative
gehören elf Firmen und Institutionen im Umfeld des Bahnhofsviertels an, die
sich für unterschiedliche Hilfsprojekte für Menschen in Not einsetzen. „Für
die Stadt Frankfurt waren eine engagierte Bürgerschaft aber auch engagierte
Unternehmen seit jeher starke Partner und die starke Basis der
Stadtgesellschaft, die sich für alle Belange und Probleme verantwortlich fühlt
– und Verantwortung übernimmt“, sagt Voitl. „Wenn sich wie in diesem Fall
privatwirtschaftliche Unterstützung mit städtischen Hilfen koordiniert, ist das
Ergebnis besonders wirksam und effektiv.“
Rückfragen an das Drogenreferat, Telefon