Synthetische Opioide füllen „Heroin-Lücke“
04.04.2025, 12:06 Uhr
Drogenreferat und Drogenhilfeträger veranstalten Fachtagung zu den
Gefahren von Fentanyl und Co. und diskutieren Best-Practice-Modelle für Sucht-
und Drogenhilfe
„Fentanyl und Co. – Herausforderungen und Risiken
synthetischer Opioide“ lautet der Titel einer internationalen Fachtagung, zu der
das Drogenreferat in Kooperation mit dem Drogen- und Suchthilfeträger BASIS für
Mittwoch, 18. Juni, 13 Uhr, in den Saalbau Gutleut, Rottweiler Straße 32,
einlädt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Expertinnen und
Expertinnen der Sucht- und Drogenhilfe tauschen sich über synthetische Opioide
wie Fentanyl, Nitazene oder Tramadol aus, die zunehmend auf der Drogenszene
auftauchen, und stellen internationale Best-Practice-Modelle im Umgang damit
vor.
Auch in Frankfurt wurde bei Schnelltests in einem
Drogenkonsumraum im Januar erstmals Fentanyl als Streckmittel im Straßenheroin
entdeckt. „Wir stellen uns darauf ein, dass dies erst der Beginn einer größeren
Verbreitung ist“, sagt Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. Der Heroin-Engpass wegen
des Rückgangs beim Schlafmohnanbau in Afghanistan sei inzwischen auch
hierzulande zu spüren. Als Ersatz würden vermehrt synthetische Opioide auf den
illegalen Markt geschwemmt, die preiswert und einfach zu produzieren sind.
„Wir sind alarmiert“, bestätigt auch Oliver
Müller-Maar, der stellvertretende Leiter des Drogenreferats. Auch wenn er keine
Krisenszenarien wie in den USA erwartet, wo statistisch betrachtet, alle sieben
Minuten ein Mensch an einer Fentanyl-Überdosierung stirbt, seien synthetische
Stoffe wegen ihrer potenten und unberechenbaren Wirkung „brandgefährlich“. Fentanyl
zum Beispiel wirkt rund 50-mal stärker als Heroin und rund 100-mal stärker als
Morphin.
In Frankfurter Drogenkonsumräumen werden deshalb Schnelltests
angeboten, um Straßenheroin zu untersuchen. „Damit kann man immerhin
feststellen, ob Fentanyl als Streckmittel enthalten ist“, sagt Oliver
Müller-Maar. In welcher Dosierung lässt sich allerdings nicht ermitteln.
Gesundheitsdezernentin Voitl fordert deshalb einmal mehr, „endlich Drug
Checking in Hessen zuzulassen“. Die bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen sind
längst geschaffen, sagt sie: „Die Landesregierung muss endlich die
Ausführungsbestimmungen dazu erlassen. Das kann schon in naher Zukunft wichtig
sein, um Leben zu retten.“
Bei der Fachtagung im Juni wird es deshalb nicht
allein um Chemie, Toxikologie und Verbreitung der synthetischen Opioide in
Deutschland und Europa gehen oder um Best Practice-Modelle. Expertinnen und
Expertinnen sollen als Ergebnis konkrete Handlungsempfehlungen für Frankfurt und
andere Kommunen formulieren, sagt Voitl. „Wir werden gut vorbereitet und
handlungsfähig sein, wenn die Situation es erfordert.“
Rückfragen an das Drogenreferat, Telefon
069-212-30124, E-Mail: drogenreferat@stadt-frankfurt.de