Medizinische Versorgung im Bahnhofsviertel ausgeweitet
05.12.2024
Die Stadt Frankfurt weitet die medizinische und psychiatrische Versorgung drogenkonsumierender Menschen im Bahnhofsviertel deutlich aus. An fünf Tagen pro Woche werden künftig Menschen, die sich in der Drogenszene bewegen, medizinisch versorgt. „Wir haben die aufsuchende Straßen-Medizin der Malteser Suchthilfe zeitlich verdoppelt und bieten jetzt auch psychiatrische Hilfe direkt auf den Straßen im Bahnhofsviertel an“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. Dies sei ein wegweisender Schritt, um insbesondere crackkonsumierende Menschen zu erreichen, medizinisch zu versorgen und sie zu motivieren, weitere Hilfen anzunehmen. „Denn viele Menschen in dieser Dauerschleife von Beschaffung und Konsum sind nicht mehr in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern“, sagt die Stadträtin.
So streifen Ärzt:innen der Malteser Suchthilfe jetzt an vier Tagen pro Woche jeweils zwei Stunden lang mit Streetworkern durchs Bahnhofsviertel, leisten Notfall- und Wundversorgung direkt vor Ort oder geleiten Menschen in die Ambulanzen in Drogenhilfeeinrichtungen und behandeln sie dort. Bisher tourten die Ärzt:innen der Malteser zwei Mal pro Woche durchs Bahnhofsviertel. Immer freitags ist zudem jeweils eine Psychiater:in zwei Stunden lang im Bahnhofsviertel unterwegs.
Medizin ohne Hürden
„Neben dieser sehr niedrigschwelligen Straßen-Medizin und -Psychiatrie wurden auch die regulären ärztlichen Sprechstunden mit Wundversorgung sowie die psychiatrischen Sprechstunden der Malteser Suchthilfe in Behandlungsräumen im Konsumraum Niddastraße deutlich erweitert“, sagt Voitl.
Je zweistündige psychiatrische Sprechstunden stehen immer dienstags und mittwochs in der Niddastraße offen – zur Krisenintervention, für Diagnostik oder psychiatrische Gespräche. Bislang gab es dieses Angebot nur an einem Tag. Drei Mal pro Woche – dienstags, donnerstags und freitags – bieten Ärzt:innen jeweils zwei Stunden allgemeine Sprechstunden und Wundbehandlung an. Wie gehabt kommen immer freitags die beiden Stunden für das Impfprojekt zur Aidsprophylaxe und gegen Hepatits hinzu. „Die Ausweitung der Straßen-Medizin beseitigt Hürden zu Menschen, die ärztlich behandelt werden müssen“, sagt Oliver Müller-Maar, der stellvertretende Leiter des Frankfurter Drogenreferats. „Diagnostik, Beratung, Koordination für weitere Behandlungen erfolgen auf der Straße und die Ärztinnen und Ärzte können über diesen sehr niedrigschwelligen Zugang, die Menschen gut motivieren, weitere Hilfen anzunehmen.“
Dabei hilft auch die tägliche Präsenz der Ärzt:innen: „Es bleibt mehr Zeit und Gelegenheit, Vertrauen aufzubauen.“ Der stellvertretende Leiter des Drogenreferats verspricht sich davon nicht zuletzt eine bessere und effizientere Verzahnung mit den Angeboten der Ambulanz-Sprechstunden, aber auch mit weiterführenden Behandlungen in Krankenhaus und mit Rettungsdiensten.
Unternehmensinitiative unterstützt Medizin-Projekt
Die medizinische Versorgung – auch für Menschen ohne Krankenversicherung – ist für Gesundheitsdezernentin Elke Voitl ein wichtiger Bestandteil einer humanitären, menschenwürdigen Sucht- und Drogenhilfe und Baustein der Frankfurter Crack-Strategie, um die Lebenssituation konsumierender Menschen zu verbessern und sie von der Straße zurück in das Hilfenetz zu holen.
Der Ausbau der niedrigschwelligen Straßenmedizin wurde von der Unternehmensinitiative Bahnhofsviertel mit 100 000 Euro unterstützt. Der Unternehmensinitiative gehören elf Firmen und Institutionen im Umfeld des Bahnhofsviertels an, die sich für unterschiedliche Hilfsprojekte für Menschen in Not einsetzen. „Für die Stadt Frankfurt waren eine engagierte Bürgerschaft aber auch engagierte Unternehmen seit jeher starke Partner:innen und die starke Basis der Stadtgesellschaft, die sich für alle Belange und Probleme verantwortlich fühlt – und Verantwortung übernimmt“, sagt Voitl. „Wenn sich wie in diesem Fall privatwirtschaftliche Unterstützung mit städtischen Hilfen koordiniert, ist das Ergebnis besonders wirksam und effektiv.“
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