FRANKFURT.DE - DAS OFFIZIELLE STADTPORTAL

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Dezernat VIII

Ergebnisse aus Corona-Aktionsplan vorgestellt

10.10.2023

Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl führt gemeinsam mit FIP-Geschäftsführer Olaf Kretschmer ein Therapiepferd über den Lindenhof bei Bergen-Enkheim.
Die Zügel fest im Griff: Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (r.) führt gemeinsam mit FIP-Geschäftsführer Olaf Kretschmer ein Therapiepferd über den Lindenhof bei Bergen-Enkheim. © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Ben Kilb

Sozialdezernentin Voitl: Auswirkungen der Pandemie spürbar abgemildert

Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl hat den zum Jahresende auslaufenden Corona-Aktionsplan der Stadt Frankfurt als großen Erfolg bezeichnet. Mit seiner Hilfe seien die Auswirkungen der Pandemie vor allem für Kinder, Jugendliche und alte Menschen spürbar abgemildert worden. „Es ist einmal mehr deutlich geworden, dass die Stadtverwaltung den Krisenmodus beherrscht. Wir konnten zeigen, wie dezernats- und ämterübergreifend eine engere Zusammenarbeit funktionieren und Früchte tragen kann“, sagte die Stadträtin.

Als herausragendes Beispiel nannte Voitl drei Projekte des Frankfurter Privatinstituts für psychische Gesundheit (FIP). „Der Corona-Aktionsplan entfaltet hier vorbildlich seine Wirkung. Denn noch immer haben Menschen mit den psychischen Folgen der Pandemie zu kämpfen, umso mehr, da wir uns aktuell in einer Phase der multiplen Krisen – Klima, Kriege, Rechtsruck, Inflation – befinden“, sagte Voitl. Finanziert wurden durch den Corona-Aktionsplan knapp 140 Projekte, insgesamt standen rund vier Millionen Euro zur Verfügung.

„Der Bedarf an psychosozialer Unterstützung ist groß. Die Zeit der Pandemie mit den verbundenen Sorgen, Ängsten und Einschränkungen hat hier zusätzlich ihre Spuren hinterlassen. Wir sind sehr glücklich, durch die Förderung der Stadt Frankfurt drei ganz unterschiedliche Projekte starten zu dürfen, die Menschen bei ihrem Bedarf abholen und ihre Ressourcen wieder reaktivieren und stärken“, sagte FIP-Geschäftsführer Olaf Kretschmer.

Seit zwanzig Jahren bietet das FIP Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit psychischer Erkrankung an, ein selbstbestimmtes Leben in ihrer eigenen Wohnung zu führen. Inzwischen betreut der Träger über 400 Menschen im Rhein-Main-Gebiet. In seinen Projekten im Rahmen des Corona-Aktionsplans spricht das Institut drei unterschiedliche Zielgruppen an: „Heilpädagogische Förderung“ für Kinder und Jugendliche, „Teambuilding Event mit Pferden“ für Fachkräfte der Sozial- und Pflegeberufe sowie „Traumaberatung“ für Frankfurter Bürger:innen, die während der Pandemie zusätzlichen Stressoren begegnet sind.

Heilpädagogische Förderung mit Pferd

Das Projekt „Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd“ bietet Kindern und Jugendlichen aus Frankfurt die Möglichkeit, in der Natur ihre Ressourcen nach den Belastungen der Pandemie wieder gestärkt wahrzunehmen und in einer Gruppe zu erproben. Die Kinder und Jugendlichen, welche über Jugendgruppen, Sozialpädagogische Familienhilfen, die Schulen oder eigeninitiativ mit ihren Eltern zum Projekt kamen, zeigten unterschiedliche Förderbedarfe: Konzentration, Motivation und Antrieb sowie Kommunikation und soziale Interaktion konnten bisher als Schwerpunkte identifiziert werden. Bereits über 40 Kinder haben sich je zehn Wochen lang mit dem Pferd auf den Höfen intensiv beschäftigt. Insbesondere durch verschiedene Interaktionen in der Gruppe, wie beispielsweise Bewegungsspiele, konnte die Kommunikation der Kinder gefördert werden. Hierdurch wurde oft nicht nur der Kontakt mit dem Pferd offener und vertrauensvoller, sondern auch zu den anderen Teilnehmenden. Das Körpergefühl der Kinder und Jugendlichen verbesserte sich über die Wochen, da sie Unterschiede in der Reaktion des Pferdes beobachten konnten: Sie veränderten ihr Verhalten, traten zum Beispiel selbstbewusster auf und das Pferd änderte seine Reaktion.

Teambuilding mit Pferden

Die Zeit der Pandemie hat auf die Arbeitswelt erheblichen Einfluss genommen. Unsicherheit und fehlender sozialer Kontakt haben das Arbeitsverhalten verändert. Die vielen so wichtigen „zwischen Tür und Angel Gespräche“, welche motivierten, Aufträge konkretisierten und Verständnis schafften, waren plötzlich weg und die Teamkultur teils eine völlig Neue.  Arztpraxen, Teams öffentlicher Gesundheitseinrichtungen und Behörden sowie Teams anderer sozialer Träger hatten nun die Chance, im Rahmen des Corona-Aktionsplans einen Tag auf dem Lindenhof, dem Pferdehof des Instituts, zu verbringen und erprobten ganz praktisch, gemeinsam neue Hindernisse zu überwinden. Die Teams haben in der Interaktion mit dem Pferd die Möglichkeit erhalten, die Zeit der Covid-19-Pandemie, welche mit facettenreichen Herausforderungen vor allen in Sozial- und Gesundheitsberufen verbunden war, zu verarbeiten und neue Kräfte in der Zusammenarbeit zu (re-)aktivieren. Das Pferd hierbei im Team über den Parcours zu führen, ließ verdeckte Stärken sichtbar werden und die Freude an der Zusammenarbeit wachsen. Branchenübergreifend werden uns die Veränderungen in der Arbeitswelt und die daraus folgenden psychosozialen Konsequenzen wohl noch länger beschäftigen. Das Institut wird hier weiterhin – auch nach Ablauf der Förderung des Aktionsplans – Möglichkeiten für Teams zur Stärkung ihrer Handlungskompetenz eröffnen.

Traumaberatung

Die Belastungen der Pandemie treffen Menschen – auch persönlich - aus allen gesellschaftlichen Schichten, ob junger Lehrer, arbeitssuchender Vater oder die erfahrene Bankerin. Mit Hilfe der Förderung des Corona Aktionsplan ist es dem FIP möglich Menschen, die durch die Coronapandemie und -folgen oder die durch coronabedingte Maßnahmen re-/traumatisiert wurden, niedrigschwellige und kostenfreie Beratung anzubieten.  Die Ratsuchenden sind froh, dass sie schnell einen Termin bekommen können, dass ihnen jemand zuhört. Beratungsinhalte können die Strukturierung des Alltages, Informationen über weiterführende Hilfen und Unterstützung im Umgang mit ihren traumatisierenden Erfahrungen sein. „Das Team des Frankfurter Privatinstituts ist sehr froh und dankbar für diese (Herzens-)Projekte eine Förderung erhalten zu haben“, sagte Kretschmer.

Der Corona-Aktionsplan

Der Corona-Verwaltungsstab der Stadt Frankfurt hat in der zweiten Jahreshälfte 2021 das Jugend- und Sozialamt federführend damit beauftragt, den Corona-Aktionsplan zu entwickeln. Das Ziel: Die Tragweite der sozialen und bildungspolitischen Corona-Folgen abzumildern, Benachteiligung zu reduzieren und bedarfsgerechte Unterstützungsangebote zu konzipieren. Unter der Beteiligung von insgesamt 23 Ämtern der Stadtverwaltung wurde ein Programm vor allem für Kinder, Jugendliche und Familien erarbeitet. Weitere Zielgruppen waren alte Menschen und Menschen mit besonderem Fokus auf Inklusion und Vielfalt. Insgesamt wurden knapp 140 Anträge von der Auswahlkommission bewilligt. Die Bandbreite der Angebote ist vielfältig und reicht von digitalen Angeboten für geflüchtete und wohnungslose Menschen, diversen Kulturangeboten in sozialen Einrichtungen, Bewegungs- und Ernährungsangeboten bis hin zu Familien- und Ferienfreizeiten. Die Projekte werden bis Ende des Jahres umgesetzt.

Weitere Beispiele aus dem Corona-Aktionsplan:

  • monatliche Angebote für ältere Menschen und ältere Lesben (LIBS e.V.)
  • Aufbau von Jugendgärten gemeinsam mit den Gemüseheldinnen e.V.
  • ein Erlebnisprojekt mit Bewegungs- und Kulturangeboten für wohnungslose und obdachlose Menschen (Caritasverband e.V.)
  • CultureLab (mit Unterstützung der Crespo Foundation), verschiedene kulturelle Angebote in unterschiedlichen Einrichtungen, Jugendclubs, Geflüchtetenunterkünfte, etc.
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