Mehr Feldhamster für Frankfurt
16.05.2025, 14:56 Uhr

Im Rahmen des Arten- und Biotopschutzkonzepts (ABSK) der Stadt Frankfurt am Main hat die AG Feldhamsterschutz (AGF) der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) in Begleitung der Unteren Naturschutzbehörde erneut Feldhamster in Bergen-Enkheim ausgewildert. Damit soll die Population der Nager in Frankfurt geschützt werden.
Bereits in den vergangenen zwei Jahren hat die AGF Feldhamster auf einer eigens
hierfür angelegten Fläche in Bergen-Enkheim ausgewildert. Das Projekt wird auch
in diesem Jahr weitergeführt – mit einer Neuerung, denn die Auswilderungsfläche
wurde gewechselt. So soll ein weiterer Lebensraum entstehen, von dem aus sich
die Nager in die Umgebung ausbreiten können. Am Donnerstag,15., und Freitag,
16. Mai, wurden insgesamt 20 Feldhamster, die von der AGF gezüchtet
wurden, in die neue Auswilderungsfläche entlassen.
„So klein er ist, so groß ist seine Bedeutung für den Artenschutz in unserer
Stadt“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodríguez. „Seit den 1970er
Jahren war der Feldhamster in Frankfurt nahezu verschwunden. Dass wir heute
dank gemeinsamer Anstrengungen wieder Tiere auswildern und sogar erste
Nachkommen zählen können, ist ein großer Erfolg. Jeder kleine Hamster ist ein
Hoffnungsträger. Es ist schön zu sehen, dass wir miteinander dafür sorgen
können, dass Frankfurt ein Zuhause für bedrohte Arten bleibt.“
Julia Heinze, Valentina Baumtrog und Anna-Lena Zachert, Referentinnen für
Feldhamsterschutz bei der HGON, setzen die nun etwa einjährigen Feldhamster
dafür behutsam in vorgebohrte Löcher ein. Etwas Futter als Proviant sowie einen
kleinen Schutzkäfig für die ersten Tage in Freiheit gibt es ebenfalls dazu.
„Wir hoffen sehr, dass wir auch in diesem Jahr an die ersten Erfolge aus den
Vorjahren anknüpfen können und eine weitere Ausbreitungstendenz in die Umgebung
erkennen können“, sagt Biologin Baumtrog.
„Eine Bestandsstützung ist ein langfristiges Projekt, bei dem ein
kontinuierlicher Nachsatz von Tieren über mehrere Jahre notwendig ist“, ergänzt
Heinze, Tierärztin und Leiterin der Feldhamsterzuchtstation der AGF. Der
standardmäßige Zeitraum liege bei fünf Jahren, doch in der Regel könne man auch
danach noch nicht einfach aufhören. Besonders wichtig sei nun erst einmal die
Phase direkt nach der Auswilderung. „Die Tiere kommen alle aus der Haltung, sie
kennen noch keine Fressfeinde und müssen sich erst einmal daran gewöhnen, dass
überall Gefahren lauern“, erklärt Zachert, Biologin und Tierpflegerin der AGF.
Durchgeführt wird das Projekt der Bestandsstützung in Frankfurt Bergen-Enkheim
im Zuge der Umsetzung des Frankfurter ABSK. Gemeinsam mit 58 weiteren Arten
wird der Feldhamster im ABSK als Verantwortungsart geführt. Bereits seit 2020
wird der Nager von der Weltnaturschutzorganisation als „weltweit vom Aussterben
bedroht“ eingestuft. Die Gründe dafür sind vielfältig: Lebensraumzerschneidung,
Verinselung von Populationen, genetische Verarmung gepaart mit intensiver
Landwirtschaft und unter anderem klimawandelbedingten extrem frühen Ernten
machen Feldhamstern zu schaffen. Das Resultat: zu wenig Nachwuchs. Auf genau
diesen sind die „Architekten unter dem Acker“, wie die Hamster auch genannt
werden, aber angewiesen. „Der Feldhamster ist ein typisches Beutetier“, erklärt
Heinze. „Um seine Art zu retten, ist er auf eine hohe Reproduktionsrate, also
viele Nachkommen pro Jahr, angewiesen.“
Genau das konnte zumindest in den vergangenen Jahren auf der
Auswilderungsfläche bereits erreicht werden. Nach der Auswilderung von insgesamt
34 Tieren seit 2023, konnten im September 2024 bereits 97 Feldhamster auf der
Fläche nachgewiesen werden.
Die Bestandsstützung wird mit Mitteln der Stadt Frankfurt im Zuge der Umsetzung
des Arten- und Biotopschutzkonzepts gefördert.