FRANKFURT.DE - DAS OFFIZIELLE STADTPORTAL

FRANKFURT.DE - DAS OFFIZIELLE STADTPORTAL

Meldungen

50 Sprachen in einem Koffer: Oberbürgermeister Josef informiert sich über das Projekt Bücherkoffer

23.04.2025, 12:33 Uhr

Oberbürgermeister Mike Josef stellt den Schülerinnen und Schülern der Adolf-Reichwein-Schule den Inhalt des Frankfurter Bücherkoffers vor, Foto: Martin Leissl
Oberbürgermeister Mike Josef stellt den Schülerinnen und Schülern der Adolf-Reichwein-Schule den Inhalt des Frankfurter Bücherkoffers vor © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Martin Leissl
50 Sprachen in einem Koffer voller Bücher, dem Frankfurter Bücherkoffer, sorgen dafür, dass Grundschulkinder, Kinder aus Vorlaufkursen und ihre Familien Lust aufs Lesen bekommen. Rund zwei Drittel aller Kinder in Frankfurt wachsen mehrsprachig auf, viele sprechen zuhause nicht oder zumindest nicht vorrangig Deutsch.

Auch sie in ihrem so wichtigen Spracherwerb und in der Grundkompetenz Lesen zu unterstützen – dazu dient der Koffer mit seiner Auswahl an Büchern auf Deutsch und in den unterschiedlichsten Familiensprachen. Der mehrsprachige Inhalt ermöglicht es Eltern, ihren Kindern in der jeweiligen Muttersprache vor- sowie mit ihnen gemeinsam zu lesen. „Das Vorlesen zu Hause ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Lesekompetenz der Kinder. Die Möglichkeit, Bücher in der Muttersprache vorlesen zu können, nimmt vielen Eltern eine Hemmschwelle und motiviert sie eine Lesekultur zu Hause zu fördern. Gleichzeitig ist es eine Wertschätzung der sprachlichen Vielfalt, die wir in unserer Stadt haben“, betont Oberbürgermeister Mike Josef, der sich am Mittwoch, 23, April, dem Welttag des Buches, in der Adolf-Reichwein-Schule über den besonderen Ansatz des Projektes informierte.
 
Zu seinem Besuch brachte Josef gute Nachrichten mit. Er überreichte dem Vorstand des Vereins chancenreich eine Spende in Höhe von 2200 Euro, womit fünf zusätzliche Vorlaufkurse inklusive Bücherkoffer realisiert werden können. Die Spende wurde von der Nassauischen Sparkasse ermöglicht.
 
Die Gründerinnen des Vereins chancenreich erläutern die Zielsetzung und Wirkung des Programms Frankfurter Bücherkoffer: „Wer schon als Kind mehrere Sprachen spricht, hat einen großen Wortschatz und ein erweitertes Sprachwissen. Diese frühkindlich erworbene Kompetenz ist eine wertvolle Ressource, die dabei unterstützen kann, die Bildungssprache Deutsch leichter zu erlernen“, sagt Susanne Rosenfeld. Claudia Landmann ergänzt: „25 Prozent der Viertklässler verfügen heute nicht mehr über ausreichende Lesefähigkeiten, der wichtigsten Schlüsselkompetenz für Bildung. Leider bestätigen uns alle Studien, wie stark der Bildungserfolg auch heute noch immer von der Herkunft abhängt. Die Mehrsprachigkeit der Geschichten im Frankfurter Bücherkoffer schlägt die Brücke zu den Familien, die weniger gut Deutsch sprechen. Und stärkt die Lese- und Sprachkompetenz.“
 
„Der Bildungserfolg von Kindern soll nicht länger von Bildungsnähe oder -ferne des Elternhauses abhängen. Wir sorgen dafür, dass unser Bildungssystem dafür mit allen notwendigen Kompetenzen ausgestattet wird. Das Projekt Bücherkoffer ist dabei ein wichtiger Baustein. Denn der Bücherkoffer macht Lust auf Lesen, sorgt für den nötigen Spracherwerb und nimmt die Eltern mit ins Boot – egal, welche der 50 im Koffer enthaltenen Sprachen sie zuhause sprechen", sagt Bildungsdezernentin Sylvia Weber.
 
Kim Reitzammer, Schulleiterin der Adolf-Reichwein-Schule, berichtet vom Einsatz des Koffers im Schulalltag und ist überzeugt vom Erfolg des Projekts: „Das gemeinsame Lesen der Bücher im Bücherkoffer, auch in der Familiensprache, stärkt die emotionale Bindung zwischen den Eltern und ihren Kindern und unterstützt die eigene Identitätsentwicklung, da die Kinder ihre sprachlichen Wurzeln als wertvoll und legitim erleben. Das Erleben der eigenen Identität bewahrt wiederum die kulturelle Vielfalt, die das Zusammenleben in Frankfurt und hier speziell in der Adolf-Reichwein-Schule bereichert.“ 

Zum Hintergrund des Frankfurter Bücherkoffers
Seit 2020 fördert die Stadt Frankfurt das mehrsprachige Leseförder- und Integrationsprogramm Frankfurter Bücherkoffer. In 40 Grundschulen sowie in Stadtteilbibliotheken und Wohnunterkünften für geflüchtete Familien wurden mittlerweile über 10.000 Familien in der Stadt erreicht. Die Idee des Bücherkoffers stammt aus Hamburg, das Projekt wurde bundesweit bereits mehrfach ausgezeichnet und wächst in allen Bundesländern.
 
Das Gros der Koffer ist in den Regelklassen der Grundschulen im Einsatz, jährlich kommen fünf Schulen dazu. Abwechselnd nimmt jedes Kind im Laufe des Schuljahres den Koffer voller Bücher jeweils für eine Woche zum Lesen mit nach Hause. Dazu gibt es ein Begleitprogramm mit mehrsprachigen Informationen für die Eltern und Auswertungsmaterialien wie die Lesetagebücher. Der Frankfurter Bücherkoffer enthält außerdem Unterrichtsmaterialien für die Lehrkräfte und auch die Schulbibliotheken der Projektschulen, in Teilen auch die Stadtteilbibliotheken, werden mit dem mehrsprachigen Büchersatz ausgestattet.
 
Seit 2022 ist eine besondere Variante der Koffer in Intensivklassen der Frankfurter Schulen im Einsatz. Einen speziell auf die Bedürfnisse von Vorschulkindern zugeschnittenen Inhalt hat auch der Bücherkoffer für Kita-Kinder mit Sprachförderbedarf, die in Hessen verpflichtend vor der Einschulung an so genannten Vorlaufkursen teilnehmen. Im Schuljahr 2023/24 konnten Vorlaufkurse von 17 Schulen mit den bilingualen Bilderbüchern der roten Koffervariante ausgestattet werden, die im Unterricht und Zuhause zum Einsatz kommen.
 
Ein wichtiger Baustein des Projekts ist die Ansprache und Motivation der Eltern, ihre Kinder beim Spracherwerb zu unterstützen. Daher bietet der Verein chancenreich in Abstimmung mit den Lehrkräften mehrsprachige Vorlesestunden unter aktiver Mitarbeit der Eltern zur Einführung des Bücherkoffers in den Vorlaufkurs an.
 
Der Frankfurter Bücherkoffer unterstützt die Lehrkräfte der Vorlaufkurse und trägt gezielt zur Förderung der sprachlichen Fähigkeiten der Kinder bei. Darüber hinaus stellen die Bücher und Lesetipps in den Familiensprachen eine erste wichtige Brücke auf Augenhöhe zwischen der Schule und den Familien dar.
 
Weitere Informationen zum Projekt gibt es beim Verein chancenreich; bei Susanne Rosenfeld unter Telefon 0173/3010-153Internal Link sowie Claudia Landmann unter Telefon 0171/432-8001Internal Link sowie per E-Mail an info@chancenreich-online.deInternal Link.

inhalte teilen