Rausch aus der Sahne-Kartusche
10.11.2022, 16:08 Uhr

Lachgas ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wieder im
Trend
Leere
Metallkapseln von Sahnespendern in Grünanlagen, auf Straßen und Plätzen weisen
auf einen neuen Trend hin: Lachgas ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen
wieder populär. „Bei Lachgas erleben wir immer wieder, dass der Konsum bei
jungen Leute in Mode kommt und dann wieder abebbt“, sagt Artur Schroers, Leiter
des Drogenreferats Frankfurt und verweist im Rückblick auf Ergebnisse der
jährlichen Drogentrendstudie Monitoring System Drogentrends (MoSyD), die das
Drogenreferat seit 2002 fördert. 1500 Frankfurter Schülerinnen und Schüler
zwischen 15 und 18 Jahren werden dabei nach ihren Konsum- und Freizeitverhalten
befragt.
2018 gaben elf Prozent der 15- bis 18-Jährigen an, einmal im Leben Lachgas probiert zu haben. Ein absoluter Höhepunkt. In den Jahren danach waren die Zahlen rückläufig. „Nach unseren Beobachtungen sind die Konsumzahlen insbesondere unter jungen Erwachsenen in der Partyszene aktuell wieder gestiegen. Wir sind gespannt auf die neuen Zahlen der MoSyD-Studie“, sagt Schroers.
Beim aktuellen Hype um Lachgas spielt möglicherweise die Internetplattform Tiktok eine Rolle. Im Moment posten viele Jugendliche Kurz-Videos von ihren Lachgas-Challenges, die dadurch eine schnelle und große Verbreitung finden. Ein Punkt, den Artur Schroers deshalb bei Präventionsangeboten zur Mediennutzung zu bedenken gibt: „Jugendliche nutzen soziale Medien generell als wichtige Informationsquelle. Bei Infos über Drogen werden sie sogar als wichtigste Quelle genannt.“
Schnelle Wirkung – kurzer Rausch
Das Lachgas (Distickstoffmonoxid)
wird entweder aus den Sahne-Kartuschen inhaliert oder aus damit gefüllten
Luftballons. Das führt zu einem kurzen Rausch von 30 Sekunden bis wenigen
Minuten. Konsumierende berichten von verstärkten Sinneseindrücken, Euphorie und
einem Kribbeln am ganzen Körper.
Da es nur kurz
wirkt und ohne Probleme in Supermärkten oder an Kiosken zu kaufen ist, werden
die Konsumrisiken oft unterschätzt, warnt Schroers. „Folgen sind meist
Schwindelanfälle, Übelkeit und Lähmungserscheinungen. Bei exzessiven Konsum
kann das Gas aber auch zu dauerhaften Schäden am zentralen Nervensystem und an inneren
Organen führen.“ Riskant ist es außerdem, das Gas direkt aus der Kartusche zu
konsumieren. Das kann zu schweren Erfrierungen führen.
Aufklärung und Harm Reduction
Lachgas oder
Distickstoffmonoxid ist in Deutschland legal erhältlich. Es gibt keine
Beschränkungen des Konsums oder des Vertriebs. In anderen europäischen Ländern
gelten teilweise Zugangsbeschränkungen für Minderjährige, in Frankreich und
Belgien ist die Abgabe an Minderjährige seit Juni 2021 beziehungsweise Februar
2022 verboten. „In Frankfurt setzen wir deshalb konsequent auf Aufklärung“,
sagt Artur Schroers. „Die jungen Leute sollen gut über Risiken und Harm
Reduction Bescheid wissen.“ Das Drogenreferat finanziert verschiedene Träger im
Bereich Suchtprävention. Bei
den Angeboten an Schulen oder in der Partyszene wird auch über Lachgas
aufgeklärt.
Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an das Drogenreferat, Telefon 069-212-30124.