Erster internationaler Fachtag zu Crack – Frankfurt, Hamburg und Hannover erarbeiten gemeinsam Strategien
24.10.2022, 16:01 Uhr
Crack in
deutschen Großstädten, das Thema ist brisant. Mehr als 100 Teilnehmende aus
Politik,Drogenhilfe, Wissenschaft und Polizei kamen zur ersten Internationalen
Fachtagung dieser Art in die Räume der Frankfurt University of Applied
Sciences. Von der Forschung zu praktischen Entscheidungen lautet das
ambitionierte Ziel. Die Fachtagung sollte mit dem umfassenden inhaltlichen
Input den Anstoß geben. Initiiert hatte die Tagung das Team von Professor Heino
Stöver vom Institut für Suchtforschung (ISFF) zusammen mit den Städten
Frankfurt am Main, Hamburg und Hannover.
Ziel der Tagung war es, zu analysieren, was Crack so problematisch und
gleichzeitig attraktiv für Konsumierende macht, wie die Droge die Szene und den
Alltag der Drogenhilfe verändert und welche Medikamenten-gestützten und
sozialpsychiatrischen Behandlungsansätze sowie psychosozialen Unterstützungsformen
einen Lösungsansatz bieten könnten. An einem zweiten Tag erarbeitete eine
kleinere Experten-Gruppe aus den beteiligten Städten konkrete
Handlungsempfehlungen, die nun zusammen mit dem Bundesministerium für
Gesundheit und dem Büro des Beauftragten des Bundes für Sucht- und
Drogenpolitik, Burkhard Blienert, ausgewertet werden. Die Handlungsempfehlungen
werden zeitnah veröffentlicht und betroffenen Kommunen zur Verfügung gestellt.
Alle Vorträge der Fachtagung und Mitschnitte der Diskussionen werden demnächst auf der Webseite veröffentlicht (s.u.).
Gesundheitsdezernent Stefan Majer hofft, dass die Tagung der Startpunkt für
eine intensivere Kooperation zwischen den Städten und dem Bund sowie den
entsprechenden Landesregierungen sein wird: „Wir haben in den größeren Städten
häufig die gleichen Themen und Herausforderungen in der Sucht- und Drogenhilfe.
Die gemeinsame Herangehensweise kann uns helfen, endlich die dringend
notwendigen gesetzlichen Handlungsspielräume zu bekommen, um neue Wege der
Behandlung und Substitution im Umgang mit Crack zu erproben. Im
Gesundheitsausschuss des Deutschen Städtetages steht das Thema ebenfalls
auf die Agenda“, ergänzt Stadtrat Majer, der auch Vorsitzender des
Gesundheitsausschusses des Städtetages ist.
„Zu der Erweiterung der Handlungsräume gehört vorrangig die Möglichkeit, den
Crackabhängigen ein medizinisches Angebot zu machen. Für ein entsprechendes
städteübergreifendes Modellprojekt steht die Landeshauptstadt Hannover zur
Verfügung. Außerdem brauchen wir den Ausbau der Übernachtungsangebote, von
Tagesschlafplätzen und einen verbesserten Zugang zum psychiatrischen Angebot“,
sagt Sylvia Bruns, Dezernentin für Soziales und Integration der Stadt Hannover.
„Crack – das Kokain der Armen – treibt drogenabhängige Menschen, die in Armut
leben, weiter in die Verelendung und gesundheitlich-soziale Abwärtsspirale", mahnt Prof. Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences. "Neben psycho-sozialen und sozialpsychiatrischen Hilfen würden vor allem auch
gesetzliche Änderungen mit dem Verzicht auf Strafverfolgung der
Crack-Konsumierenden eine Verbesserung ihrer Situation bringen.“
Dr. Artur Schroers, Leiter des Frankfurter Drogenreferates, betont: „Wir wollen
auf Basis gemeinsamer Handlungsempfehlungen bald konkrete Schritte zur
Reduzierung des Crack-Problems in Frankfurt umsetzen. Dazu kooperieren wir
sektorenübergreifend in Frankfurt und arbeiten auch weiterhin mit betroffenen
Großstädten zusammen an Lösungen.“