Gelingende Prävention im Party-Setting
23.05.2023, 16:39 Uhr
Leiter des
Drogenreferats Dr. Artur Schroers stellt beim 44. Suchtkongress des Fachverbands
Drogen und Sucht (fdr) anti-stigmatisierende Präventions-Ansätze vor
„Feierwütige“, „Partyvolk“ –
nicht selten schwingen in diesen Begriffen schon Stigmatisierungen und abwertende
Beschreibungen wie „Andersartigkeit“, „nichterwünschtes Verhalten“, „Drogenkonsum“
mit. „Stigmatisierung kann zur Negierung von Respekt, Rechten und zur
Ausgrenzung von Hilfe für die Betroffenen führen“, sagt Dr. Artur Schroers,
Leiter des Drogenreferats Frankfurt. Umgekehrt verinnerlichen stigmatisierte
Menschen diese gesellschaftliche Ausgrenzung und gehen entsprechend auf
Distanz. Eine gelingende Prävention strebt genau das Gegenteil an, sagt
Schroers: „Anti-Stigmatisierung ist ein wesentlicher Schritt dabei. Sie zielt darauf, Mythen
und Stereotypen über drogenkonsumierende Menschen oder Gruppen zu entkräften. Dies
ist auch in Partyszenen wichtig, weil dort in Teilen Drogen konsumiert und
bestimmte Ausgeh-Szenen stigmatisiert werden.
Beim 44. fdr+sucht+kongress am 21./22. Mai in Weimar stellte der
Leiter des Frankfurter Drogenreferats in einem Seminar vor Fachpublikum
anti-stigmatisierende Ansätze vor, die falsche und vereinfachende Zuschreibungen
kritisch reflektieren und Präventionsansätze insbesondere im Party-Setting genau
davon befreit. Anstelle einer paternalistischen Herangehensweise nach dem Motto
„wir wissen, was gut und richtig für euch ist“, sind dialogische,
umfeldbezogene Harm Reduction-Konzepte wie Safer Use, Safer Rave &
Drug-Checking umzusetzen, sagt Schroers. „Es ist eine gesellschaftliche
Realität, dass Menschen – insbesondere in bestimmten Situationen und Settings - Substanzen
zu sich nehmen. Was wir vermitteln wollen ist Risikokompetenz.“ Tabuisierung
und Stigmatisierung, sagt Schroers, sind für die Prävention, die auf Aufklärung
und Mündigkeit setzt, kontraproduktiv.
Der Fachverband Drogen und Sucht setzt sich für
die Entstigmatisierung suchtkranker und von Sucht bedrohter Menschen in allen
Arbeitsfeldern der Suchtprävention, der Suchthilfe und Suchtselbsthilfe sowie bei
allen Kooperationspartner:innen ein. 1968 hat das Bundessozialgericht Sucht als chronische
Erkrankung anerkannt, was den Anspruch suchtkranker Menschen auf Hilfe
verbessert und die Entwicklung eines differenzierten Hilfesystems forciert hat. Dennoch ist Sucht noch immer ein Tabuthema und die
Stigmatisierung betroffener Menschen und die ihrer Angehörigen eher die Regel als die Ausnahme. Noch immer werden Suchtkranke diskriminiert und von Leistungen ausgeschlossen. Im Zusammenhang mit illegalen Drogen werden sie strafrechtlich verfolgt und trauen sich aus Angst vor Stigmatisierung keine Hilfe anzunehmen.
Beim 44. fdr+sucht+kongress stand deshalb das Thema Entstigmatisierung als Haltung und Aufgabe in der Suchtprävention, Suchthilfe und Suchtselbsthilfe im Mittelpunkt. Expert:innen aus der Praxis und der Wissenschaft präsentierten in Vorträgen, Seminaren und dem fdr+ Symposium wissenschaftliche Erkenntnisse, best-practice-Modelle und überzeugende Konzepte wie die Entstigmatisierung suchtkranker Menschen vorangetrieben werden kann und Betroffene einfache Zugänge zu Hilfen finden, wenn sie benötigt werden.
Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an das Drogenreferat, Telefon 069-212-30124, E-Mail: drogenreferat@stadt-frankfurt.de