Voitl: Voraussetzung für gute Integration
02.10.2023
Frankfurt erfüllt hohe UNICEF-Standards bei Versorgung geflüchteter Kinder
Bei der Unterbringung und Versorgung geflüchteter Kinder und Jugendlicher erfüllt die Stadt Frankfurt in fast allen Bereichen die von der UNICEF geforderten Mindeststandards. Das hat eine aktuelle Auswertung des Sozial- und Gesundheitsdezernats ergeben. In vielen Punkten schneidet Frankfurt demnach sogar besser ab als vergleichbare Städte. Nur bei der Gesundheitsversorgung und der Bereitstellung von Kitaplätzen erfüllt die Stadt ihren hohen Eigenanspruch noch nicht.
„Wir sind angesichts der aktuellen Situation als Stadt vergleichbar gut aufgestellt. Trotzdem müssen wir weiter hart daran arbeiten, die Rahmenbedingungen für geflüchtete Menschen zu verbessern. Nur wenn wir den Zugang in die Gesellschaft erleichtern, wenn sich die Menschen begegnen und Vorurteile abbauen, stellen wir auf Dauer den sozialen Frieden sicher“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. Das Kinderhilfswerk hatte in vier verschiedenen Regionen Deutschlands Kinder und Jugendliche in Übergangsunterkünften qualitativ zu ihrer Lebenssituation befragt und die Ergebnisse in der Studie „Das ist nicht das Leben“ im August veröffentlicht.
Darin äußern die Befragten vor allem den Wunsch nach Privatsphäre und Rückzugsorten. „Das ist einer der wichtigsten Faktoren überhaupt. Es darf auf keinen Fall dazu kommen, dass Familien getrennt werden oder Kinder gar zusammen mit Fremden untergebracht werden“, sagt die Stadträtin. Daher werde in Frankfurt beim Umbau und der Renovierung von Unterkünften großen Wert daraufgelegt, auch Wohnungen zu schaffen, die für Familien mit vielen Kindern geeignet sind. Zuletzt wurde beispielsweise im Stadtteil Bockenheim ein ehemaliges Hotel umgebaut, in dem jetzt Familien mit bis zu sieben Personen in eigenen Wohneinheiten leben können.
Laut UNICEF berichten Kinder und Jugendliche zudem von zum Teil massiven Schwierigkeiten, soziale Kontakte außerhalb der Unterkunft zu knüpfen. „Soziale Kontakte sind für die Entwicklung und die Integration in eine Gesellschaft entscheidend und von größter Bedeutung. Deshalb bemühen wir uns schon lange, unsere Übergangsunterkünfte nicht in grauen Industrievierteln zu errichten – sondern dort, wo es Leben gibt und ein gesellschaftliches Miteinander möglich ist“, sagt Voitl.
In den Frankfurter Unterkünften der dem Dezernat angegliederten „Stabsstelle für Unterbringungsmanagement und Geflüchtete“ können Kinder darüber hinaus tagsüber Besuch empfangen. Zudem unterstützen und motivieren die Betreiber der Unterkünfte die Bewohner:innen, sich an externen Freizeitangeboten zu beteiligen und Kontakte aufzubauen.
Defizite gibt es hingegen bei der Unterbringung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in Kindertagesstätten. „Der schnelle Zugang zur Schule ist in Frankfurt sichergestellt. In vielen Stadtteilen gibt es aber viel zu wenige Kitaplätze. Davon sind auch die Geflüchteten betroffen und es kommt zu viel zu langen Wartezeiten. Hier hat Frankfurt das gleiche Problem wie nahezu alle Kommunen in Deutschland“, so die Sozialdezernentin.
Auch die Versorgung mit Kinderärzt:innen müsse verbessert werden, fordert Voitl. „Wie in vielen Kommunen besteht auch in Frankfurt ein akuter Mangel an Kinderärzt:innen und niedergelassenen Psychotherapeut:innen für Kinder. Leider sieht die hiesige Kassenärztliche Vereinigung diesen Mangel nicht“, sagt die Sozial- und Gesundheitsdezernentin. Deshalb sei geplant, übergangsweise eine Kindersprechstunde im Gesundheitsamt einzurichten. „Davon profitieren dann nicht nur Kinder aus geflüchteten Familien – sondern alle. Denn es geht hier nicht um Luxus, sondern um grundlegende Bedürfnisse“, sagt Voitl.