Mehr als ein Straßenschild
18.09.2024, 13:19 Uhr
Der Platz vor dem Eingang des
Günthersburgparks heißt jetzt offiziell Jina-Mahsa-Amini-Platz
Sehr geehrte Journalist:innen,
wohl noch nie in der Geschichte der
Stadt Frankfurt am Main wohnten so viele Menschen der Enthüllung eines
Straßenschildes bei. Der Platz vor dem Eingang des Günthersburgparks war am
Montag, 16. September, gut gefüllt, als Bürgermeisterin Nargess
Eskandari-Grünberg, Dezernent für Planen und Wohnen Marcus Gwechenberger und
Ortsvorsteherin Karin Guder ihm offiziell den Namen Jina-Mahsa-Amini-Platz gaben.
Vor zwei Jahren war die kurdische Iranerin Jina Mahsa Amini im Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei gestorben, nachdem sie wegen eines verrutschten Kopftuchs festgenommen worden war. Ihr Tod löste im Iran und weltweit eine Protestbewegung mit dem Motto „Frau Leben Freiheit“ aus. Die Benennung des bislang namenslosen Platzes am Günthersburgpark hatte der Ortsbeirat 3 initiiert.
Vor etwa 400 Besucher:innen machte Eskandari-Grünberg deutlich, dass die Bedeutung dieser Platzbenennung über einen bloßen Eintrag im Straßenverzeichnis hinausgeht: „Der Name dieses Platzes steht symbolisch für alle mutigen Frauen, die für ihre Rechte auf die Straße gehen. Er erinnert uns daran, was Solidarität bedeutet.“ Stadtrat Gwechenberger machte deutlich, dass Demokratie kein Selbstläufer sei und jeden Tag mit Leben gefüllt und erkämpft werden müsse. Zudem dankte er der Verwaltung für die zügige Umsetzung der Ortsbeiratsinitiative.
Emotionaler Höhepunkt der Einweihung war die per Band abgespielte Grußbotschaft von Jina Mahsa Aminis Vater Amjad. Er dankte der Stadt Frankfurt für die Platzbenennung „mit einem Herz voller Trauer und Stolz“. Ortsvorsteherin Guder sagte, die Benennung sei „weit mehr als ein formaler Akt. Sie steht für die vielen, deren Stimmen zum Schweigen gebracht wurden“.
Der Name Jina Mahsa Amini stehe für die Bewegung eines Volkes, „dass sich nach Freiheit sehnt“, sagte die Aktivistin Shahnaz Morattab. „Zwei Jahre haben wir für diesen Tag gekämpft“, ergänzte Tara Moradi von der „Generation Azadi“, die tägliche Demos gegen das iranische Regime organisiert. „Deshalb geht es heute auch darum, die Hoffnung zu feiern.“
Immer wieder erklang während der Zerermonie der Ruf „Frau Leben Freiheit“ in verschiedenen Sprachen. Begleitet von tosendem Applaus enthüllten schließlich Bürgermeisterin, Stadtrat und Ortsvorsteherin das neue Straßenschild. Darauf steht: „Jina Mahsa Amini (1999-2022), Symbolfigur der Bewegung für Rechte und Freiheiten von Frauen im Iran.“