„Die meisten Menschen in Israel und Gaza wollen Frieden“
28.03.2024, 12:43 Uhr
Beim Empfang im Römer berichtete die
Künsterlin Sharone Lifshitz vom Überfall auf das Kibbuz Nir Oz
Sehr geehrte Journalist:innen,
fast sechs Monate nach dem
Terrorangriff der Hamas auf Israel befinden sich noch immer 134 Geiseln in
Gefangenschaft im Gaza-Streifen. Eine davon ist Oded Lifshitz, der Vater der
Künsterlin Sharone Lifshitz. Ihre Mutter Yochevet wurde inzwischen
freigelassen. Am Mittwoch war die in London lebende Sharone Lifshitz zu Gast im
Römer.
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg hatte die 52 Jahre alte Künstlerin in den Limpurgsaal eingeladen. Organisiert hatte den Besuch die Loge „B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt“, unterstützt vom Haus am Dom und der Jüdischen Gemeinde. Auch Oberbürgermeister Mike Josef kam vorbei, um Sharone Lifshitz zu begrüßen. Grußworte sprachen Sacha Stawski vom Verein Honestly Concerned, Ralph Hofmann von der Loge sowie Marc Grünbaum vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde.
„Es sind die Stimmen von Frauen wie Sharone Lifshitz, die wir an Tagen wie diesen hören müssen“, sagte Eskandari-Grünberg bei ihrer Begrüßung. „Die Hamas setzt Gewalt ein, um Menschen zum Schweigen zu bringen. Die Tatsache, dass Sie jetzt hier stehen, trotz der Gewalt, die Ihrer Familie angetan wird, zeugt von Widerstandsfähigkeit und großem Mut.“
Sharone Lifshitz‘ Eltern sind beide über 80 Jahre alt. Sie waren Gründungsmitglieder des Kibbuz Nir Oz, in dem sie leben. Sie setzten sich ihr Leben lang für Frieden in der Region ein und organisierten Krankenfahrten von Patienten aus dem Gaza-Streifen zu Ärzten in Israel. Im Jüdischen Museum am Bertha-Pappenheim-Platz ist zurzeit Sharone Lifshitz‘ Film „The Line and the Circle“ über den Kibbuz Nir Oz zu sehen.
In ihrer bewegenden Rede beim Empfang im Limpurgsaal las Lifshitz die Namen der Menschen aus dem Kibbuz vor, die sich noch immer in den Händen der Hamas befinden. Sie nannte sie „mein Bruder, meine Schwester, meine Tochter, mein Sohn, meine Mutter, mein Vater“. Es werde, sollten sie alle lebend zurückkehren, nicht mehr so sein können wie früher. Zuletzt seien 40 neue Gräber im Kibbuz ausgehoben worden.
Und dennoch, so berichtete Lifshitz, habe ihre Mutter nach der Befreiung aus der Geiselhaft gesagt: „Wir müssen in Frieden leben mit unseren Nachbarn.“ Als sie beim Angriff in den Schutzraum des Kibbuz gegangen seien, seien ihre Gedanken auch bei den Kindern in Gaza gewesen, die keine Schutzräume haben. „Frieden ist als Ziel im Moment sehr fern. Wichtig ist deshalb zunächst eine langfristige Vereinbarung, damit die Menschen sich wieder sicher fühlen können. Ich bin mir sicher: Die meisten Menschen in Israel und Gaza wollen das.“