Zur Geschichte der Paulskirche

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Die Paulskirche

Geschichte

Die Nationalversammlung

Die 1789 mit der Französischen Revolution entstandenen Hoffnungen auf politische Mitbestimmung und Bürgerrechte für viele Menschen in Europa wurden bald enttäuscht. Das Ausbleiben von Reformen seit dem Wiener Kongress, die sozialen und politischen Missstände, die Unterdrückung der Pressefreiheit und freier Wahlen – all dies hatte große Teile der Bevölkerung in ganz Europa aufgebracht.

Als 1848 weite Teile der Bevölkerung politische Mitbestimmung, rechtliche Gleichheit und nationale Einheit forderten, mündete dies in die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Als Tagungsort bot sich die Paulskirche wegen ihrer zentralen Lage und des großen Platzangebots an. Nach dem Ende der politischen Debatten fungierte der Sakralbau als Gemeindekirche, blieb aber gleichzeitig ein zentraler Ort der Feierlichkeiten, der öffentlichen Debatten und des Gedenkens.

Dies führte zu Aufständen in vielen Städten Europas und im Frühjahr 1848 zur Revolution im Deutschen Bund. In deren Folge löste sich der seit 1816 die Staaten des Deutschen Bundes repräsentierende Bundestag in Frankfurt auf und ein Parlament wurde von einem Großteil der volljährigen männlichen Bevölkerung frei gewählt. Aber dieses konnte sich nicht auf eine Staatsordnung einigen und verlor schnell an Macht. 1849 schlugen die Fürsten dann erneute Unruhen militärisch nieder und das Parlament wurde aufgelöst.

Doch das Erbe ist bedeutsam, ein Meilenstein in der deutschen Demokratiegeschichte: Im März 1849 entstand eine Reichsverfassung mit Grund- und Bürgerrechten, die Vorbild für die Verfassungen der Weimarer Republik und der Bundesrepublik wurde.

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Der Wiederaufbau der Paulskirche

Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der voraussehbaren Teilung Deutschlands entstand in Frankfurt die Hoffnung, neue bundesdeutsche Hauptstadt zu werden. Auch dafür wurde 1947/48 die kriegszerstörte Paulskirche als potenzieller Parlamentssitz wiederaufgebaut. Für diese Bauaufgabe von nationaler Bedeutung wurde die sogenannte „Planungsgemeinschaft Paulskirche“ um den Kirchenbaumeister Rudolf Schwarz gegründet. Sie wollte „ein Bild des schweren Weges geben, den unser Volk in dieser seiner bittersten Stunde zu gehen hat“, so Schwarz, und schuf einen bewusst nüchternen Raum, der für den demokratischen Neubeginn stehen sollte.

Die Planung für das Jubiläum konzentrierte sich zunächst auf einen Festakt in der enttrümmerten Ruine. 1946 – gerade noch rechtzeitig – erkannte die Stadtregierung die Signalwirkung, die eine wiederhergestellte Paulskirche für den demokratischen Neubeginn hätte.

Der zügige Wiederaufbau der Paulskirche ist ein Symbol des demokratischen Neubeginns in der noch nicht gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Im zerstörten Frankfurt selbst erntete das Projekt angesichts der Wohnungsnot viel Unverständnis. Um solcher Kritik zu begegnen, wurde parallel der Wiederaufbau der zerstörten Friedrich-Ebert-Siedlung im Frankfurter Gallusviertel vorangetrieben. Hierfür veranstaltete man am 17. März 1947 eine doppelte Grundsteinlegung an der Paulskirche und der Friedrich-Ebert-Siedlung.

Es blieben 16 Monate Bauzeit bis zur Jahrhundertfeier der Nationalversammlung. Weil Frankfurt ein solches Projekt allein nicht bewerkstelligen konnte, erklärte Oberbürgermeister Walter Kolb (SPD) die Paulskirche zur gesamtdeutschen Aufgabe und bat um Sach- und Geldspenden – mit überwältigendem Erfolg. So kamen aus Thüringen drei Eisenbahnwaggons mit Bauholz und aus dem benachbarten Offenbach Leder für die Bezüge der Stühle. Sogar die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) aus der sowjetischen Besatzungszone spendete 10.000 Mark.

Nur durch diese Unterstützungen konnte am 7. November 1947 das Richtfest gefeiert werden.

Die wiederaufgebaute Paulskirche wurde schließlich pünktlich am 18. Mai 1948 im Rahmen einer ganzen Festwoche zur Jahrhundertfeier der Nationalversammlung eröffnet. Dazu reisten auch Vertreter aus der Sowjetzone nach Frankfurt und distanzierten sich öffentlich vom Wiederaufbau der Paulskirche, den sie mittlerweile als „Staffage für die Bildung eines Weststaates“ empfanden.

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Veranstaltungsort

Die Paulskirche ist von Beginn an ein Raum des gesprochenen Wortes gewesen. In ihr wird seit 1951 die höchste geistige Auszeichnung des Landes verliehen, der Friedenspreis des deutschen Buchhandels.

Prominentester Redner war bislang US-Präsident John F. Kennedy. Inzwischen haben hier viele Persönlichkeiten ihr Wort an die Öffentlichkeit gerichtet – nicht immer ohne Widerspruch. Neben bedeutenden Reden sorgten auch Ausstellungen für gesellschaftliche Debatten, die in dem Gebäude ihren Ausgang nahmen. Proteste suchen gezielt die Paulskirche auf, um sich Gehör im öffentlichen Raum zu verschaffen.

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