Maßnahmenpaket
Aus dem Fachforen zu den Auswirkungen von Corona auf den Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen am 18. Februar und am 12. März 2021 ist die Initiative für Frankfurtzaubert hervorgegangen.
Grundlage
In den Fachforen haben sich Mitglieder des Jugendhilfeausschusses (JHA), der Fachausschüsse und Bildungsträger mit den Ergebnissen der KiCo- und JuCo-StudieExternal Link zum Erleben von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien der Corona-Pandemie auseinandergesetzt und das Ziel formuliert für Kinder und Jugendliche ein kurzfristiges Maßnahmenpaket für die Zeit nach dem Corona-Lockdown zu schnüren.
In den Studien wird abschließend die Frage gestellt: Worin liegen die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen aktuell und in einigen Monaten? Was wird Kindern und Jugendlichen jetzt und auch nach dem Lockdown guttun? Von der anfänglichen Idee des „Nach-Corona“ führte der Weg bald zu einem Programm „Mit-Corona“. Für das Programm wurde die fröhliche Wortmarke „Frankfurtzaubert“ unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Diese Marke soll neugierig machen und den Mut- und Spaßfaktor der Angebote transportieren.
Ausgangssituation
Zentrale Aussagen der KiCo- und JuCo- Studien sind:
Familien erlebten den Lockdown ganz unterschiedlich:
Lockdown als Entschleunigung und Entlastung vs. multiple Belastungen und Verunsicherung.
Mit Blick auf Kinder und Jugendlichen gibt es folgende Hinweise aus den qualitativen Daten:
- Fehlende Partizipationsmöglichkeiten
- Höherer Medienkonsum, auch aus Erschöpfung der Eltern heraus.
- Gewalt- und Konflikterfahrungen in der Familie.
- Kinder haben Angst davor „Schuld“ zu sein, z.B. die Großeltern anzustecken, auch die eigene Freude am Zusammensein mit anderen ist überschattet.
- Kinder und Jugendliche stellen ihre eigenen Bedürfnisse zurück, z.B. Personen zu treffen, die ihnen nah und wichtig sind.
Einerseits zeigt das ihre hohe Sozialkompetenz und große Anpassungsleistung, dass sie Sorgen und Ängste von Eltern, aus Medien und der Gesellschaft mittragen. Kinder und Jugendliche wissen, was um sie herum passiert. Andererseits üben Kinder und Jugendliche ein, dass ihre Bedürfnisse nicht richtig sind. „Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag“ und „Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist“ (Janusz Korczak) spielt keine Rolle mehr.
- Die Beziehung zur Kindertagesbetreuung und zur Schule hat sich bei fast allen Familien in den vergangenen Monaten grundlegend verändert. Eltern sind nicht mehr niedrigschwellig einbezogen, z.B. in der der Abholsituation. Gleichzeitig ist die Situation sehr heterogen.
Was wird Kindern und Jugendlichen jetzt guttun?
Das zu konzipierende Angebotsportfolio knüpft an bestehende Angebote im Bereich der kulturellen Bildung, Sport & Spiel, Umweltbildung und z.B. der Freizeiten an, soll diese bündeln und auf die besonderen Anforderungen aus der Corona-Zeit hin schärfen.
Kinder und Jugendliche sind beteiligt, haben eine Stimme und gestalten mit !
Kinder und Jugendliche altersgerecht informieren, an ihre Neugierde anknüpfen und das Thema Corona für sie und mit ihnen erschließen.
Kindern und Jugendlichen zuzuhören, sich für ihre Weltsicht, ihre Fragen und Themen zu interessieren, nachzufragen, ihnen Themen zuzumuten, sind wichtige Indikatoren, wenn es um Qualität in den Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern bzw. Jugendlichen geht. Sie tragen zum Wohlbefinden und zur Geborgenheit der Kinder und Jugendlichen bei.
Den Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben und ihnen ihre Sprache zurückgeben. Kindern und Jugendlichen ermöglichen sich mit all ihren vielfältigen Möglichkeiten auszudrücken und über Erfahrungen und Erlebnisse sprechen zu können. Auf Ängste von Kindern und Jugendlichen eingehen und der Auseinandersetzung darüber (sprachlich, gestalterisch, in Bewegung) einen Raum geben. Mehr hinterfragen, auch ethisch-philosophische Fragestellungen (Krankheit, Tod), offen und altersgerecht thematisieren.
Kinder und Jugendliche sind Teil einer Gemeinschaft !
Kinder und Jugendliche wollen wieder in der Gruppe aktiv sein, Freundschaften schließen und erleben, dass ihre Beziehungen wertvoll und belastbar sind.
Sie wollen ihre kreativen Potentiale ausleben, brauchen Raum und Gelegenheiten ihre Bedürfnisse, Ängste, Freuden wahrzunehmen, ihre Stärken und Potenziale zu spüren und ihre Grenzen auszuloten.
Die Bedeutung der sozialen Interaktion nimmt wieder zu, soziale Kontakte erweitern sich. Bedürfnisse im sozialen Miteinander wahrnehmen, annehmen, ausdrücken. Kinder und Jugendliche lernen in Ko-Konstruktion mit anderen.
Lebensfreude teilen - Bewegung, Draußen-Sein, Spiel und Gesundheit!
Warum?
Weil Kinder und Jugendliche spielend lernen und weil Spielen die Stimmung hebt.
Weil sie in Bewegung und beim Spielen in den Körper und aus dem Kopf kommen.
Weil beim Laufen und Hüpfen Gedanken in Fluss kommen und rennen, toben, Kräfte messen zum Wachsen und Grenzen ausloten dazu gehört.
Und weil danach beinahe alles besser läuft! Auslüften - den Kindern und Jugendlichen macht es großen Spaß, sich im Freien zu bewegen, Sonne, Wind und Regen zu spüren. Freude allein und mit anderen zu erleben!
Wenn Kinder- und Jugendgruppen wieder gemeinsam im Klassenzimmer oder Gruppenraum sein dürfen, dann spricht doch auch nichts dagegen, gemeinsam via Reisebus zum Museum, in den Grüngürtel oder gar in den Spessart auf die Wegscheide zu fahren, sich dort mithilfe externer Experten*innen den Themen rund um die sozialen Kompetenzen, Klassen(wieder-)findung, Kommunikation etc. zu widmen und sich wieder einander anzunähern, so ganz ohne Leistungsdruck und “funktionieren müssen”?
Projekte und Ausflüge sowie sportliche und musische Bildungsangebote stärken die sozialen Kompetenzen. Insbesondere im frühkindlichen Bereich sollen sich Angebote auch an Familien richten.
Beratung und Unterstützung bei sozialen und psychischen Krisen
Kinder und Jugendliche brauchen Ansprechpartner*innen, die sie bei der Bewältigung von psychischen und sozialen Krisen und Problemen unterstützen. Sie wollen ihre Selbstwirksamkeit, Resilienz und Gemeinschaftsfähigkeit wiedererlangen.
Lebens- und Berufsorientierung
Jugendliche stehen vor der Frage, wie sie ihr Leben als Erwachsene gestalten wollen. Dabei geht es auch, aber nicht nur um die berufliche Orientierung. Nach einer Zeit, in denen ihnen viele Erfahrungen verwehrt waren, brauchen sie Räume zum Ausprobieren und Orientierung.
Digitale Welten
Die Nutzung digitaler Medien hat Kindern und Jugendlichen während der Pandemie oft geholfen, miteinander in Kontakt zu bleiben, andererseits können dadurch auch Gefühle von Vereinzelung und Hilflosigkeit verstärkt werden und die Rückkehr in die reale Welt erschwert. Kinder und Jugendliche wollen in ihren Wünschen und Erfahrungen ernst genommen werden, brauchen für eine gute gesunde Entwicklung aber auch reale Erfahrungen und Schutz vor Missbrauch.