(Neue) Frankfurter Schule

(Neue) Frankfurter Schule

Typisch Frankfurt

(Neue) Frankfurter Schule

Frankfurt macht Schule

Gesellschaftskritik hat in Frankfurt Tradition: Die Frankfurter Schule, zu der Philosophen und Wissenschaftler wie Max Horkheimer und Theodor W. Adorno gehörten, setzte am Institut für Sozialforschung internationale Maßstäbe. Die Neue Frankfurter Schule, bestehend aus Dichtern, Zeichnern und Satirikern, baute auf den Ruhm und die Erkenntnisse der Frankfurter Schule auf, nur bediente sie sich humorvollerer Mittel, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.

(neue) Frankfurter Schule
(Neue) Frankfurter Schule © Stadt Frankfurt am Main
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Frankfurter Schule

Im Jahr 1919 errichtete die Goethe-Universität Frankfurt einen Lehrstuhl für Soziologie – den ersten in Deutschland, der sich mit der Theorie und Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung befasste. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht absehbar, dass Frankfurt in der Soziologie sehr bald international Maßstäbe setzen würde. Die Keimzelle der sogenannten „Frankfurter Schule“ bildete das 1924 in der heutigen Senckenberg-Anlage eröffnete Institut für Sozialforschung, das u.a. von dem Sozialphilosophen Max Horkheimer geleitet wurde. Schnell formierte sich am Institut ein Kreis von Philosophen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachgebiete, deren linke Denkrichtung, die „Kritische Theorie“, stark von Hegel, Marx und Freud beeinflusst war. Zu den bekanntesten und weltweit anerkannten Vertretern der Frankfurter Schule gehören Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Jürgen Habermas.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte dazu, dass das Institut für Sozialforschung im März 1933 geschlossen wurde. Zahlreiche führende Wissenschaftler, so auch Adorno und Horkheimer, emigrierten in die USA und setzten ihre Arbeit im Exil fort. Nach dem Krieg konnte das Institut für Sozialforschung, unterstützt durch die US-Besatzungsmacht, Anfang der 1950er-Jahre wiedereröffnen. Die Professoren Horkheimer und Adorno, die führenden Intellektuellen im Nachkriegsdeutschland, lehrten wieder an der Goethe-Universität. Zu ihrem Forschungsmotiv wurde die Frage, warum aufgeklärtes Denken und die Vernunft des Menschen dennoch in den Nationalsozialismus hatten gipfeln können.

Das Institut für Sozialforschung wurde zum zentralen Schauplatz der 68-er-Bewegung: Den Studenten reichte es nicht, die Gesellschaft zu analysieren, sie wollten sie verändern. Ihren Verdruss zeigten sie mit der Besetzung des Instituts im Jahr 1969. Im gleichen Jahr starb Adorno, danach sollten sich die Ausrichtung und der Forschungsschwerpunkt des Instituts verändern.


Neue Frankfurter Schule

Im Vergleich zur Frankfurter Schule kam die rund um das 1962 gegründete Satiremagazin ‚Pardon‘ entstehende Neue Frankfurter Schule (NFS) viel leichtfüßiger und vor allem komischer daher. Der Name entstand aber erst später: Für eine gemeinsame Karikaturenausstellung wählten die Satiriker und Zeichner Robert Gernhardt, Hans Traxler und F.K. Waechter – alle drei ‚Pardon‘-Redaktionsmitglieder – im Jahr 1981 den Titel ‚Neue Frankfurter Schule‘. Der Name lag wegen des Frankfurt-Bezugs nahe, aber auch, weil die Künstler ihrerseits eine Form der Gesellschaftskritik betrieben und zwar ebenfalls von einem tendenziell linken Standpunkt aus. Mitunter finden sich in ihren Werken auch Verweise auf die ‚Kritische Theorie‘. Weitere bekannte Vertreter der Neuen Frankfurter Schule sind Chlodwig Poth, F. W. Bernstein, Eckhard Henscheid und Peter Knorr. Ein Beispiel für Querverweise zu Adorno und der Kritischen Theorie ist F.W. Bernsteins Feststellung: „Die schärfsten Kritiker der Elche, waren früher selber welche.“ Eine dazu passende Bronzeplastik von Hans Traxler befindet sich übrigens vor dem Caricatura Museum am Weckmarkt. 

Eine weitere Entwicklungsstufe der NFS-Gruppe war die Gründung des Satiremagazins ‚Titanic‘ durch Zeichner, Künstler und Dichter im Jahr 1979. Die Ausgaben der mittlerweile auflagenstärksten Satirezeitschrift Deutschlands werden kontrovers diskutiert, prangern Missstände mit beißendem Humor an und ziehen politische und gesellschaftliche Phänomene durch den Kakao.

Auch wenn viele Mitglieder der Neuen Frankfurter Schule längst verstorben sind, so wird ihr Geist von ihren Nachfolgern noch fortgeführt und ihr Kultstatus in Frankfurt gepflegt. Dazu gehört auch der Ankauf von 7000 Zeichnungen von F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth und Hans Traxler durch die Stadt Frankfurt. Heute sind sie im 2008 eröffneten Museum für komische Kunst, dem Caricatura Museum, zu sehen. Aber auch im Frankfurter Stadtgebiet findet sich komische Kunst: Vierzehn Skulpturen, die nach Entwürfen von Mitgliedern der Neuen Frankfurter Schule gestaltet wurden, darunter auch die Bronzeplastik von Robert Gernhardts GrünGürtel-Tier in Bonames, sind über den Grüngürtel verteilt. Weitere Kunstwerke sind der Stehende Pinkelbaum und die Eule im Norwegerpulli am Jacobiweiher in Sachsenhausen, das ICH-Denkmal in Oberrad, der Barfüßer in Rödelheim sowie der Struwwelpeterbaum und die Monsterkinder in Schwanheim.